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Wir betreten unser Stammcaffe und setzen uns an den üblichen Tisch.

"Hallo meine Lieben! Was wollt ihr den heute haben? Oder doch das übliche?", begrüßt uns Rose. Eine ältere Dame mit der ich den selben Namen teile. Das Cafe gehört seit knappen 20 Jahren ihr und ihrem Mann, der jedoch vor zwei Jahren verstorben ist. Seitdem wir klein waren, haben unsere Mütter uns regelmäßig mit hierher geschleppt, sodass Rose schon fast wie eine Oma für uns war.

"Hallo Rose! Wir nehmen das übliche", lächele ich ihr zu und Ben stimmt nickend zu.

"Also gut zwei Latte Macchiatos, ein Stück Schoko- und Zitronenkuchen!"

Ich schaue ihr nach, wie sie die Bestellung ihrer überforderten 15 jährigen Enkelin überreicht, die seit einer knappen Woche im Cafe aushilft. Mein Blick gleitet über die Tische. Für einen kurzen Moment halte ich bei einer Jungsgruppe inne. Irgendwie kommen sie mir bekannt vor, bestimmt sind das nur Leute aus der Schule.

"Wie war der Englischunterricht?", grinst Ben über beide Ohren. Ich rolle mit den Augen, doch kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

"Sagen wir mal so. Ich war noch nie so unaufmerksam im Unterricht."

"Hat dich Mason in Ruhe gelassen?", angespannt blickt er sich nun auch im Cafe um.

"Gott sei dank. Ich denke mal, Nathans Anwesenheit gibt ihm nicht die Möglichkeit, mit mir zu reden. Obwohl ich nicht verstehe, wieso er überhaupt noch mit mir reden will, wenn er jetzt Kate hat!", noch vor ein paar Tagen hätte ich mich auf eine kranke Art und Weise gefreut, dass er den Kontakt mit mir sucht, doch heute nervt es mich nur.

"Vielleicht sieht er ein, was er verpasst?"

Ich zucke mit den Schultern und beobachte, wie Madison uns vorsichtig die Bestellung an den Tisch bringt. Wir bedanken uns und ich widme mich sofort meinem Schokoladenkuchen.

Eine halbe Stunde lang reden wir über belanglose Dinge, bis die Jungstruppe anfängt rumzugröllen, als die Klingel der Tür ertönt. Automatisch drehe ich mich um, da ich mit dem Rücken zur Tür sitze. Sofort fängt mein Herz an schneller zu schlagen.

Der Junge schaut sich im Raum um und für einen kurzen Moment fokussieren sich seine Augen auf die Meine. Nathan zwinkert mir zu und geht auf seine Freunde zu. Mit einem Grinsen im Gesicht drehe ich mich wieder zu Ben um, der das ganze amüsiert beobachtet.

"Halt bloß die Klappe! Ich will von deinen Geschichten nichts mehr hören!", hebe ich warnend den Finger an, der mit einem abwehrenden Hände heben quittiert wird. Wir werden durch ein Handyklingeln unterbrochen.

"Hallo?..Ja klar.. Okay.. Ich habs vergessen, ich mach es irgendwann..Bin schon auf dem Weg!", Ben schaut mich entschuldigend an "Das war meine Mom. Ich habe vergessen, ein paar Sachen zuhause zu erledigen und jetzt will sie, dass ich sofort nach Hause komme!"

"Na gut! Dann mach dich mal auf den Weg, ich bezahl das und laufe dann Nachhause!"

"Du bist ein Schatz!", er springt auf, wuschelt mir einmal durch die Haare und verschwindet.

Bens Eltern sind wirklich sehr nett und geben ihrem Sohn soviel Freiraum, wie viel er braucht, doch im Gegensatz möchten sie, dass er ihren Bitten sofort nachgeht.

Ich bleibe noch 5 Minuten sitzen, gehe dann jedoch zur Theke und warte bis Madison wieder da ist. Solange suche ich das Geld zusammen.

"Hey Rose!"

Ich zucke zusammen und lasse das Kleingeld fallen "Erschreck mich doch nicht so!", mit großen Augen starre ich einen lachenden Nathan an. Ich beobachte ihn, wie er das Geld anhebt. Einen Moment blicke ich zu seinen Freunden, die alle gespannt herschauen. Peinlich berührt nehme ich das Geld wieder an und tue es wieder in mein Portmonee.

"Als schreckhaft hätte ich dich jetzt nicht eingeschätzt!", grinst er weiterhin.

"Nicht schreckhaft, nur leicht zu überraschen", versuche ich mich herauszureden.

"Wir- Ich meine ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht deine Nummer kriegen würde?"

Mein Blick gleitet automatisch nach hinten zu seinen Freunden "Bei einem guten Angebot spiele ich mit!" Belustigt beobachte ich ihn, wie er mich ertappt anschaut.

"So auffällig?", ich fange an zu lachen und er atmet erleichtert auf. Verlegen kratzt er sich am Nacken "Wenn ich ehrlich bin, dachte ich, dass du jetzt Drama schieben würdest."

"Und wenn ich ehrlich bin, dann sage ich dir, dass ich es ganz schön lustig finde. Du solltest das nächste Mal deinen Freunden Bescheid geben, dass sie nicht so auffällig starren sollen!", Nathan dreht sich um und ich winke den Jungs kurz zu. Jeder einzelne von ihnen schaut mich verwirrt an und winkt knapp zurück.

Auch Nathan scheint kurz aus der Bahn gefallen zu sein, doch genauso schnell fängt er sich wieder und schaut mich genauso verschmitzt an, wie heute ihm Unterricht.

"Wie wäre es mit einer weiteren Tour?", er zeigt auf sein Motorrad.

Er muss nicht lange auf meine Antwort warten "Aber ich fahre!"

"Normalerweise lasse ich keinen damit fahren! Aber ich denke mal, dass das ein guter Tausch ist!", er holt sein Handy raus und hält es mir hin. Die ganze Zeit über begleitet mich ein 1000 Watt Lächeln, dass ich nicht los bekomme.

Genau in dem Moment taucht Madison auf, bei der ich schnell bezahle. Ich nehme das Handy, tippe meine Nummer ein und gebe es ihm wieder zurück.

"Ich muss jetzt aber auch los. Bald löse ich meine Fahrstunden ein, vergiss das ja nicht!", ich nehme noch wahr, wie er mich anlächelt und sein Handy wegsteckt, bevor ich aus dem Cafe verschwinde.

Der Pakt mit dem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt