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"Sag doch etwas!", verzweifelt und unsicher wartet Nathan auf meine Antwort. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ich Nathanael Lambert jemals unsicher erleben würde. Doch auch er ist nur ein Mensch, auch er hat Gefühle.

"Ich bin ehrlich mit dir Nathan. Ich war wütend. Ich habe mich schon wieder benutzt gefühlt. Du schlägst diesen ganzen Deal vor und bist dennoch so abweisend zu mir? Ich verstehe nicht, warum du so bist, aber ich akzeptiere es. Ich habe es von Anfang an akzeptiert. Doch ich möchte Regeln!"

Erleichtert atmet er aus. Er hat wohl erwartet, dass ich ihn anschreie vielleicht sogar raus schmeiße. Doch manchmal können wir die Menschen nicht ändern, sondern einfach nur so akzeptieren, wie sie sind. Genauso wie die Leute akzeptieren, wie man selber ist. Man lernt miteinander umzugehen.

"Bevor wir über Regeln reden, solltest du auf deine Spaghettis aufpassen!", verschmitzt zeigt er mit der Hand auf den Herd.

"Oh verdammt!", ich mache dran die Nudeln in das Sieb zu geben und bereite alles andere auch direkt vor.

"Endlich fertig!", murmel ich und lege die vollen Teller auf den jeweiligen Platz "Guten Appetit!"

Wir setzen uns stumm an das Essen. Erst als wir zu Ende gegessen haben und uns schweigend anstarren, wage ich es etwas zu sagen.

„Ich möchte Ehrlichkeit Nathan. Auch wenn die Beziehung nicht echt ist, erwarte ich von meinen Freunden, dass sie ehrlich sind. Nur so kann ich ihnen vertrauen!"

Er nickt „Und ich will, dass wir Zeit miteinander verbringen. Auch außerhalb der Schule."

„Das lässt sich einrichten", ich stehe auf und lege das dreckige Geschirr in die Spülmaschine.

„Ich weiß nicht, ob es zu viel verlangt ist. Erzählst du mir, warum du und dein Vater euch so hasst?", frage ich unsicher.

Ich höre, wie er tief ein und aus atmet, während ich den letzten Teller reinlege und die Spülmaschine zu mache.

„Es ist schwierig zu erklären. Ich hoffe, du hast nichts vor, denn das kann etwas länger dauern."

"Wenn ich dich schon zur Wahrheit dränge, dann habe ich bestimmt etwas Zeit parat", er muss ja nicht wissen, dass ich eigentlich nichts zu tun habe und genügend Zeit frei habe. 

"Mein Vater ist ein sehr altmodischer Mann", er faltet seine Hände ineinander und schaut gebannt auf den Tisch, wo noch vor kurzem unser Essen stand "Er erwartet nur Perfektion. Perfektion in der Schule, perfektes Auftreten und Perfektion beim Sport. Ich habe das lange genug mitgemacht. Doch als meine kleine Schwester geboren ist, wurde es noch schlimmer. Da er auf einen weiteren Jungen gehofft hatte, musste nun ich noch mehr aushalten. Irgendwann meinte er auch, es wäre richtig, mich schlagen zu müssen."

Mir gelingt es gerade so keinen Kommentar abzugeben, da ich befürchte, er würde dann nicht mehr weiter erzählen. Deshalb beiße ich mir auf die Zunge und höre ruhig zu. 

"An dem Punkt hat es mir gereicht. Ich wollte nicht mehr schwach sein. Mit 13 Jahren versuchte ich mehrere Sportarten, bei denen man lernt, wie man sich verteidigen kann. Mit knappen 15 Jahren konnte ich auch endlich was gegen meinen Vater unternehmen, da ich schon immer relativ groß war und nun auch genug Erfahrung hatte. Um gegen ihn zu protestieren habe ich angefangen mir Tattoos stechen zu lassen. Weißt du wie einfach es ist sich als Minderjähriger tätowieren zu lassen, wenn man genug Geld in der Tasche hat? Anfangs hatten sie keine Bedeutungen, ich nahm alles, was ich kriegen konnte. Doch dann bekam jedes Tattoo einen eigenen Wert", er schaut sich seine Arme an und auch ich erhasche einen Blick auf sie, auch wenn ich zugeben muss, sie manchmal heimlich beobachtet zu haben. 

Er räuspert sich und setzt sich wieder in seine starre Position hin. 

"Was ist mit deiner Mutter?", einen kurzen Blick wirft er mir zu. 

"Meine Mutter war nichts anderes gewohnt außer die Vorzeigefrau zu sein. Die Erziehung von mir legte sie vollkommen in die Hände meines Vaters. Das heißt, auch wenn er mich geschlagen hat, es war ihr einfach egal. Sie hat im Nachhinein versucht mir einzureden, dass mein Vater es nur macht, weil er mich liebt. Aber ich war kein kleines Kind mehr, welches sich nach der Aufmerksamkeit seiner Eltern sehnte. Erst als meine kleine Schwester Elizabeth auf die Welt kam, hatte ich die Hoffnung, dass wir eine ganz normale Familie werden würden. Es passierte aber genau das Gegenteil. Eine Nanny nach der Anderen ersetzte die Mutterrolle. Einen Vater hatten wir nicht."

Die ganze Zeit über beobachte ich ihn. Er hat zwar eine starre Position eingenommen, aber beim Erzählen verzieht er keine einzige Miene. Ihm scheint es wirklich alles egal zu sein. Nur bei der Erwähnung seiner kleinen Schwester huscht ein kleines Lächeln über seine Lippen. 

"Im großen und ganzen ist mein Vater ein unsensibles Arschloch und meine Mutter eine naive und dumme Frau!" 


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Ich bin ein schlechter Mensch und komme in die Hölle. Lucifer erwartet mich in der section „die Leute die zu dumm sind um regelmäßig zu updaten" .

Aber dafür haben wir nun einen 'kleinen' Einblick in das Leben von Nathan und vielleicht erklärt es sogar ein bisschen, warum Nathan so ist, wie er nun mal ist. 


Der Pakt mit dem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt