Bis auf das Ticken der Uhr und meinem unregelmäßigen Atem ist es mucksmäuschenstill. Ich stehe immer noch in Angriffsposition dar und erwarte eine heftige Diskussion. Doch nichts dergleichen geschieht.
„Raus."
Ein Wort und dennoch habe ich das Gefühl, ich habe es nicht verstanden. Die ganze Wut von eben ist verschwunden. Mich überkommt eine Übelkeit und ich traue mir nicht mehr zu, lange stehen zu können. Mit zittrigen Beinen versuche ich Stand zu halten.
„Wie Bitte?", perplex starre ich meinen Vater an, dessen Blick nur auf seinen Teller gerichtet ist.
„Ich habe gesagt raus! Ich möchte dich nicht mehr in diesem Haus haben!"
„Aber Robert-", versucht sich meine Mom einzumischen.
Ich bewege mich jedoch keinen Millimeter vom Fleck. Auch nicht als meine Eltern anfangen zu diskutieren. Als wäre ich in einem Traum und hätte keine Kontrolle über meinen Körper. Ungläubig sehe ich diesen Mann an und in dem Moment wird mir klar, er ist nichts außer mein Erzeuger.
„Mit dir hätte ich es eh keine Sekunde länger ausgehalten", ich sage es so ruhig und leise, dass ich befürchte, er hat es nicht einmal gehört.
Ich nehme das Weinglas meiner Mutter, trinke es auch und lasse die drei verdattert stehen. Mit langsamen Schritten steige ich die Treppe hinauf. Nathan's Stimme erscheint im Hintergrund und dann höre ich nur noch wie eine Tür zugeschmissen wird. Für eine Sekunde dachte ich, Nathan wäre aus dem Haus gestürmt und denkt sich mit so einer Familie will er nichts zu tun haben. Doch als ich am Handgelenk gepackt werde, sind all diese Gedanken über Bord geworfen.
„Kann ich heute bei dir bleiben?", mit brüchiger Stimme schaue ich ihn fragend an.
„Das wollte ich dir eben anbieten."
Ich nicke und löse mich aus seinem Griff, um den Weg ins Zimmer fortzusetzen. Ich packe eine Tasche mit dem nötigsten Kram zusammen. Die ganze Zeit über beobachtet Nathan jede meiner Bewegungen. Eine Träne nach der anderen rollt mir über die Wangen.
Ich war auf eine große Diskussion vorbereitet, auf beleidigende Worte. Aber niemals im Leben hätte ich gedacht, dass ich rausgeworfen werde. Dass meine Mutter, von der ich gehofft habe wenigstens etwas Verständnis zu kriegen, sich nicht durchsetzen kann oder will.
Mit jedem Gedanken stopfe ich gewaltvoller die Dinge in die Tasche. Erst als Nathans Hände sich auf meine legen, legen sich auch die Gedanken.
In seinen Augen lag kein Mitleid. Deshalb habe ich ihm kein einziges Mal in die Augen geschaut, davor hatte ich Angst. Doch er schaut mich an, als würde er mich verstehen und ich weiß genau, dass er das tut.
„Lass mich das für dich erledigen", schlägt er warm lächelnd vor, woraufhin ich langsam mit dem Kopf nicke.
Er streicht mir sanft die Tränen weg und gibt mir einen langen Kuss auf die Stirn, während er meine Hände immer noch in seinen hält. Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus.
„Danke", wispere ich. Der Druck seiner Lippen verstärkt sich, sodass ich weiß, dass er mich genau gehört hat.
Während er meine Sachen einpackt, setze ich mich auf mein Bett und schaue aus dem Fenster raus.
In meinem Kopf spielt sich die Szene immer wieder ab. Er hat mir noch nicht einmal in die Augen gesehen. Sogar dafür ist er zu feige.Ich werde nur auf den Moment warten, bis sein guter Ruf endlich in den Dreck gezogen wird. Ich werde vielleicht nicht in seine panischen Augen schauen können, wenn endlich nach so vielen Jahren seine heile Welt zusammen bricht. Aber ich werde mir das Ereignis von Weitem anschauen und es genießen, wenn dieser Mann endlich das bekommt, was er verdient.
„Bist du bereit?", Nathans sanfte Stimme reisst mich aus meinen teuflischen Gedanken.
Ich wische mir die restlichen Tränen weg und stehe stramm auf. Wegen ihm werde ich mich nicht fertig machen. Jahre lang habe ich mein Bestes gegeben, um ihn zu gefallen, um seinen Erwartungen zu entsprechen. Aber jetzt reicht es mir. Jetzt werde ich so leben wie ich es möchte!
„Aber sowas von!", ein ehrliches Grinsen entweicht mir, woraufhin auch Nathan anfängt zu lachen.
„Du bist echt einzigartig Rosaline."
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Ich will ja nichts versprechen, aber ich habe jetzt Semesterferien und eigentlich genug Zeit weiter zu schreiben. Es schweben mir sogar einige Ideen im Kopf herum😋
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Der Pakt mit dem Badboy
Teen Fiction"Was hält dich davon ab?" Was mich davon abhält? Dieser Junge bringt Gefühle in mir hoch, die ich versuche seit Monaten zu unterdrücken. Davor habe ich Angst. Wieder etwas zu fühlen. Wieder enttäuscht und verletzt zu werden. Doch, das ist doch bloß...