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"Das ist doch nicht deren Ernst jetzt!", rege ich mich seit 10 Minuten auf.

Genervt stehe ich vor dem Spiegel und versuche meine Maskara aufzutragen, ohne Flecken zu hinterlassen. Meine Mutter kam auf die grandiose Idee Essen zu gehen, um uns alle kennen zu lernen. Man kann sich denken, was Nathan und ich von der Idee halten. Wir haben uns versucht herauszureden. Doch weder sein Vater noch Meiner wollten ein Nein dulden.

Da ich, nach Meinung meines Vater unmöglich raus gehen kann, wie ich gerade aussehe, stöckel ich die Treppen mit einem Kleid herunter. Ich höre Stimmen aus dem Wohnzimmer und gehe denen langsam nach. Um so mehr ich es vor mich hin schiebe, um so später komme ich zurück in mein Bett.

Ich trete ein, sehe einen gelangweilten Nathan und aufgeregt sprechende Elternteile auf dem Sofa sitzen. Da Nathan der Einzige war der nicht mit dem Rücken zu mir gedreht ist, bemerkt er mich als Erstes. Sein intensiver Blick liegt auf mir, wobei er mich von oben bis unten abcheckt. Doch dieses Mal fühle ich mich nicht unangenehm. Dieses Mal gefallen mir seine Blicke. Denn obwohl ich es nicht laut aussprechen würde, ich habe mich hauptsächlich nur für ihn Schick gemacht. Mir war es schon lange egal, was meine Eltern von mir halten und Nathans Vater kenne ich sowieso nicht. 

"Ich denke, wir können los!", räuspert er sich und läuft direkt auf mich zu, ohne jegliche Beachtung an die gesprächigen Erwachsenen zu werfen "Du siehst gut aus!", ich schaue hoch in seine Augen und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. 

"Ich weiß!", grinse ich, woraufhin er es mir gleich tut. 

"Wir haben beschlossen, dass ihr Beiden zusammen fahrt und wir nehmen deinen Vater mit uns!", sagt uns mein Vater im Vorbeigehen. 

"Wohin fahren wir überhaupt?", verwirrt bleibe ich an der selben Stelle stehen, doch kriege keine Beachtung. Die Drei verlassen laut lachend das Haus "Als würde ich nicht existieren!"

"Ich wünschte mein Vater würde manchmal vergessen, dass ich existiere", ich tue so als hätte ich ihn nicht gehört und folge ihm zu seinem Auto. 

"Wo ist denn dein Bike?"

"Willst du mit deinem Kleid auf einem Bike fahren?", belustigt steigt er ein. 

"Ausprobieren hätte bestimmt nicht geschadet!"

Die Fahrt über reden wir nicht miteinander, was mir die Chance gibt, ihn von der Seite zu mustern. Ein wandelndes großes Fragezeichen ist dieser Junge. Was ist mit ihm und seinen Eltern passiert, dass er eine Fake Beziehung mit mir eingehen muss? Eigentlich sollte ich mich ausgenutzt fühlen, aber schließlich haben wir Beide etwas davon. 

"Wir sind zwar zusammen, trotzdem finde ich es eigenartig, wenn mich Jemand so lange anstarrt", ich lasse mich davon nicht beirren und schaue ihn weiterhin an. 

"Und ich finde diese Beziehung eigenartig."

"An die muss ich mich auch noch gewöhnen", schmunzelt er. 

"Was meinst du?", meine Neugier ist geweckt. 

"Ob du es glaubst oder nicht Rose, aber ich bin nicht gerade der Beziehungstyp und ich rede auch nicht von dem Klischee Badboy, der Mädels nur ins Bett bekommt. Nicht einmal für so eine Beziehung bin ich gedacht", er sagt es so ruhig, als würde ihn sein Lebensstil nicht stören. 

"Und warum machen wir das dann?"

"Weil wir nur so tun als ob!"

Obwohl es mir mehr als bewusst ist, dass alles was wir Sagen und Machen gespielt ist, stört mich seine Aussage. Ich wende meinen Blick von ihm ab und schaue auf die Straße. Ich dachte, dass er wenigstens sagen würde, dass er mich irgendwo leiden kann, dass er mich eventuell sogar hübsch findet oder auf irgendeine Weise hübsch. Aber ich bin nun mal das Mädchen, was ihn im passenden Moment kennen gelernt hat. 

"Wir sind da", wir steigen aus und stehen vor einem mir unbekanntem Restaurant. La Luna steht in goldener Schrift auf schwarzem Hintergrund. Wenigstens ist es ein Italiener. Ich liebe italienisches Essen. 

"Gib mir deine Hand!"

"Was?", immer noch fasziniert von dem wunderschönen Anblick des Restaurants, verstehe ich nicht, was er von mir verlangt. 

"Du sollst mir deine Hand geben! Schließlich sind wir zusammen", in seiner üblichen monotonen Stimme, schwenkt ein Hauch von nervlicher Anspannung. 

"Du musst nicht immer so tun, als wäre ich total hängen geblieben!", obwohl es in dem Moment etwas kindisch erscheint, laufe ich einfach in das Restaurant, ohne auf ihn zu warten. Ich meine, was bildet er sich eigentlich ein? Ich kann verstehen, dass er nicht mit Höflichkeit umgehen kann, aber wenn wir wenigstens einen Pakt eingegangen sind, dann verlange ich etwas Respekt vor mir. Ich gehe nicht einem Typen aus dem Weg, um mich dann von einem Anderen jedes Mal aufs Neue fertig machen zu lassen. 

Ich erkläre der Frau am Eingang meine Situation und sie führt mich an den richtigen Tisch. 

"Wo ist denn Nathanael?", seinen kompletten Namen habe ich bis jetzt von keinem gehört. 

"Er müsste gleich nachkommen!", antworte ich seinem Vater und nehme gegenüber von ihm Platz. 

"Dann kannst du uns schon mal erzählen, wie ihr euch kennen gelernt habt!", grinst meine Mutter über beide Ohren. 

Och Nathan pack deinen Stolz zur Seite und komm mir helfen!


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Na denkt ihr Rose hat richtig reagiert oder war es doch etwas kindisch von ihr? 

Ps: Findet ihr ein anderes Wort für 'Genervtheit'? Das Wort an sich existiert ja nicht und ich finde die Umschreibung nervliche Anspannung schrecklich. 


Der Pakt mit dem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt