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Zwei Wochen sind vergangen nachdem Ben mich bei sich aufgenommen hat. In dieser Zeit bin ich Nathan aus dem Weg gegangen. Ich muss gestehen, er war nach dem auch nur ein Mal in der Schule gewesen. Jedes Mal frage ich mich, wie die Lehrer ihm das erlauben. Nun stehen auch noch unsere Praktika vor der Tür. Das heißt, wir sehen uns weitere zwei Wochen nicht. Außer er holt seine kleine Schwester vom Kindergarten ab.

„Denkst du er wird sich noch einmal melden?", das Thema war in den letzten paar Tagen Tabu gewesen, doch es beschäftigt mich einfach viel zu sehr, um es noch länger aushalten zu können.

„Du solltest aufhören, an ihn zu denken."

„Sagst du einem Blinden auch, er soll einfach wieder sehen?"

Ben verdreht die Augen „Du weißt, was ich damit meine. Ich fand den Kerl anfangs wirklich in Ordnung, aber er hatte so lange Zeit gehabt, sich bei dir zu melden. Der Feigling konnte sich nicht mal in der Schule zeigen."

„Hmm."

„Und zum Schluss. Vergisst nicht euren Praktikumsbericht zu schreiben. Ein kleiner Tipp, schiebt es nicht zu weit nach hinten. Auch wenn es einfach klingt, es ist Einiges an Arbeit!", die letzten Worte unseres Politikwissenschaftslehrers, bevor wir ins Wochenende starten.

„Wir wissen genau, wann ich anfangen werde, diesen Mist zu schreiben", amüsiert stupst Ben mich an. Er kriegt daraufhin nur ein aufgesetztes Lächeln.

„Ach Mrs Forbes bevor ich es vergesse. Können Sie ihrem Freund ausrichten, dass die selben Regeln bei ihm gelten?"

Ich hatte das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Die neugierigen Blicke der Mitschüler richten sich auf mich. Nur mit Mühe schaffe ich es mir nichts anmerken zu lassen. Natürlich haben auch die Lehrer bemerkt, dass Nathan und ich ein Paar sind.

„Ich werde es ihm ausrichten!", so lange habe ich meine Gefühle im Griff gehabt und keine Angriffsfläche geboten. Das wird sich wegen Nathan nicht ändern. Seelenruhig packe ich meine Sachen zusammen und ignoriere meine Klassenkameraden.

„Maaan du musst mir das echt beibringen!", quengelt Ben neben mir rum, als wir aus dem Raum gehen. Nach meinem verwirrten Blick, erklärt er sich „Du lässt dir einfach nichts anmerken. Sogar mir fällt es manchmal unglaublich schwer zu erkennen, wie es dir eigentlich geht."

„Übung macht den Meister!", grinse ich, obwohl mir nach Heulen zu Mute ist.

Es macht mich auf der einen Seite stolz zu wissen, dass ich so stark rüber komme. Aber auf der anderen Seite erwartet das auch Jeder von mir. Und schon wieder schweifen meine Gedanke zu Nathan. Egal wie sehr mir Ben immer zur Seite steht. Das Gefühl mit Nathan war einfach ein Unbeschreibliches. Die Fahrt nach Hause oder soll ich wohl besser sagen Bens zuhause hat die ein oder andere Erinnerung an Nathan mit sich gebracht. Umso mehr Zeit vergeht, um so wahrscheinlicher ist meine Vermutung, dass er sich nicht mehr melden wird. Und wenn, dann nur um mir zu sagen, es ist vorbei.

„Ich hoffe Mom hat was Leckeres gekocht. Deine Laune heute ist ja nicht auszuhalten."

Mir ist bewusst, dass Ben es nicht böse meint, aber seine Worte treffen mich. Ich kann mir selber nicht erklären, warum ausgerechnet heute solche Gedanken kommen.

„Du solltest echt lernen, in manchen Situationen die Klappe zu halten!", gebe ich pampig von mir.

„Es tut mir Leid", nuschelt Ben schuldbewusst.

Als wir bei Ben ankommen, ziehe ich scharf die Luft ein. Das schwarze Auto, was Bens Parkplatz eingenommen hat, verschwimmt langsam.

„Soll ich uns wo anders hinfahren?", Ben will gerade in den Rückwärtsgang schalten, als ich meine Hand auf seine lege und mit dem Kopf schüttele.

„Es war nur eine Frage der Zeit", ich muss einige Male schlucken, um den Kloß wegzubekommen.

„Lass dir Zeit", sagt Ben ruhig, als ich mich keinen Millimeter bewege. Fünf Minuten habe ich gebraucht, um aus dem Auto zu kommen und Ben in das Haus zu folgen.

Ich höre die tiefe Stimme aus dem Wohnzimmer, die verärgert auf die andere Person einredet.

„Ich nehme sie jetzt mit nach Hause. Es ist mein Kind! Ich kann mit ihr machen, was ich will!", ruft mein Vater aufgebracht.

Die Blicke von Bens Eltern schweifen zu uns, da mein Erzeuger uns mit dem Rücken zugewandt ist.

„Nenn mir einen guten Grund, warum ich nicht sofort die Polizei rufen sollte."

„Ihr habt meine minderjährige Tochter entführt! Ich werde euch meine Anwälte auf den Hals hetzen und dann könnt ihr sehen, wie ihr mit eurem Haus vorankommt!"

Das hat mir nun gereicht. Es ist eine Sache, dass er mein Leben kaputt macht, aber ich lasse nicht zu, dass diese liebevolle Familie unter ihm leiden muss. Er nutzt ihre finanziell schwierige Lage aus.

„Du kannst nicht einfach hierher kommen und die Eltern meines besten Freundes bedrohen. Die in diesen zwei Wochen bessere Eltern waren, als ihr in den letzten 17 Jahren!"

Erst jetzt bemerkt mein Vater unseren Aufenthalt. Grimmig dreht er sich zu uns. Und ich könnte alles darauf verwetten, dass sein Blick noch düsterer wird.

„Ich kann alles machen! Du kommst jetzt sofort mit nach Hause!"

Spöttisch lache ich auf „Ich werde einen Dreck tun!"

„Entweder du und dein Dreckskötter kommen jetzt mit oder ich werde diese Familie in den Ruin ziehen", ein schmieriges Lächeln bildet sich um seine Lippen.

Jeder in diesem Raum wusste, dass er seine Drohung ernst meinte und sie tatsächlich durchziehen könnte.

„Sie können mich..."

„Ben vergiss es. Ich gehe da jetzt mit", ich halte Ben am Arm fest.

Als seine Augen auf meine treffen, füllen sie sich mit Tränen. Doch diese Genugtuung gebe ich meinem Erzeuger nicht. Also setze ich ein Lächeln auf und blinzel die Tränen weg.

„Nein Rose!"

„Ben Schatz, die Wahl liegt bei Rose", mischt sich nun auch Tanja, Bens Mutter ein. Sie setzt ein aufmunterndes Lächeln auf, doch ich sehe, dass auch ihre Augen anfangen zu glitzern.

Meinen Vater scheint das alles egal zu sein. Mit den Worten, dass ich mich beeilen soll, verlässt er das Haus und wartet im Auto auf uns. Eine erdrückende Stille umgibt das Wohnzimmer. Nur die Zeiger der antiken Uhr sind im Hintergrund zu hören. Und ich dachte, es könnte nicht noch schlimmer kommen. Man sollte das Leben nicht provozieren.

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Heeello Guys! Da ich schon eine verschämt lange Zeit nichts mehr geschrieben habe, kriegt ihr heute ein etwas längeres Kapitel. 🎁

Kennt ihr das, wenn euer Leben einfach nicht nach Plan läuft? Inspiriert wurden die chaotischen Ereignisse Rose ' von meinem Leben hahaha😂

Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen!🥀

Der Pakt mit dem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt