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"Deine Schwester ist echt niedlich."

Warm lächelnd schaut er auf den Fernseher und sucht nach einem Film auf Netflix. Nach dem wir den ganzen Tag zusammen verbracht haben, haben wir Liz ins Bett gebracht und haben uns gedacht den Abend zusammen ausklingen zu lassen. Ich versuche den Fakt zu ignorieren, dass Morgen wieder Schule ist.

"Liz hat es nicht einfach und dennoch ist sie die glücklichste Person, die ich kenne", seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Ich beobachte jede seiner Bewegungen.

"Was meinst du?"

Ich sehe ihm an, dass er mit sich ringt. Er wirkt unruhig. Behutsam lege ich meine Hand auf seinen Arm, um ihn zu signalisieren, dass er mir vertrauen kann. Er schaut mich an und ich lächele ihm aufmunternd entgegen.

"Ich habe dir von meiner wundervollen Kindheit erzählt", abwertend  starrt er an mir vorbei und ein kleiner Blick nach hinten verrät mir, dass dort ein großes Familienbild hängt „Es war alles für sie, alles für Liz. Aber es hat einfach nichts gebracht. Meinen Vater interessiert sie einfach nicht. Er hat nicht einmal bemerkt, dass sie letzte Woche Geburtstag hatte."

Er drückt seine Faust zusammen und sein Blick verdüstert sich.

„Meine Mutter versucht ihr die Liebe zu zeigen, die eine Mutter einem Kind geben sollte. Wäre da nicht mein herzallerliebster Vater. Ich gebe mein Bestes diese Vaterrolle zu ersetzen. Deswegen schwänze ich so oft. Ich hole sie wie heute vom Kindergarten ab, gehe mit ihr Essen, gebe ihr alles damit sie glücklich ist. Aber als sie an ihrem Geburtstag weinend zu mir kam und mich gefragt hat, ob unsere Eltern sie überhaupt lieben. Habe ich gemerkt, egal wie viel Mühe ich mir gebe, ich werde diesen Platz nie füllen können."

Es tut weh ihn so sehen zu müssen. Er gibt sich so viel Mühe. Was kriegt er dafür? Irgendwelche Gerüchte werden in der Schule verbreitet. Doch keiner weiß wie selbstlos er eigentlich ist.

Irgendwo sehe ich mich selber in Liz. Und obwohl ich mich nie selbst bemitleidet habe, wünschte ich mir, dass ich damals so einen Bruder gehabt hätte, wie Liz ihn hat. Sie kann sich glücklich schätzen.

"Ich werde dich nicht anlügen und dir sagen, dass du diesen Platz ersetzen kannst. Denn ein Kind braucht nun mal seine Eltern. Aber du hilfst ihr damit klar zu kommen, in dem du für sie da bist. Mehr kannst du als Bruder nicht machen."

Wir schauen uns in die Augen. Mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Plötzlich streicht er mit seiner Hand über meine Wange.

"Manchmal vergesse ich, was du nicht alles schon durch gemacht hast", er schmunzelt "und dennoch sieht man es dir nicht an."

Ich fühle mich auf einmal entblößt. Ich möchte ihm sagen, dass er mich schon von Anfang an durch schaut hat. Er genau weiß, wie ich mich fühle. Doch ich bekomme einfach kein Wort heraus. Ich schließe einfach die Augen und genieße seine Berührungen.

"Ich habe so vieles von dir gehört.Die Einserschülerin. Das Mädchen, was sich von nichts unterkriegen lässt. Das musste ich mit eigenen Augen sehen. Ich habe dich beobachtet. Du hast dir nichts anmerken lassen. Aber kaum haben sich die Anderen von dir weggedreht, hat man gesehen, dass du es satt hast. Du hast es satt, stark sein zu müssen."

Obwohl er in einer ruhigen Stimme spricht. Hallt seine Stimme laut in meinem Kopf nach. Eine Gänsehaut überzieht mich, da er ins Schwarze getroffen hat. Ich merke erst, dass er mir eine Träne entlock hat, als er sie mir behutsam wegwischt. Ich reiße die Augen auf und springe von der Couch.

"I-Ich muss gehen!", panisch schaue ich mich nach meiner Tasche um. Diese Vertrautheit überfordert mich. Auch wenn dieses Gefühl bei ihm zu sein unbeschreiblich ist, muss ich mir wieder in Gedanken rufen, dass er nur ein Mittel zum Zweck ist. Alles andere ist Unfug. Alle anderen Gedanken sind Quatsch.

"Es tut mir Leid Rose", seufzend steht er auf und greift mich in der Bewegung am Arm. Wie eine aufgescheuchte Gazelle versuche ich mich loszureißen. Doch er zieht mich einfach an sich in eine Umarmung. Ich stehe starr da und atme schnell ein und aus.

Nach einigen Minuten habe ich meine Atmung wieder unter Kontrolle bekommen. Er löst sich von mir, aber hält mich immer noch an den Armen fest.

"Du hast keine Ahnung, wie sehr mich deine Nähe beängstigt. Ich war noch nie Jemandem so nahe wie dir. Ich weiß nicht, welche Gefühle du in mir erweckst. Das Einzige was ich weiß ist, dass ich froh bin, dir damals das Angebot gemacht zu haben!"

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Ich habe es tatsächlich geschafft alle Uni Aufgaben rechtzeitig zu machen, sodass ich auch Zeit hatte, dieses Kapitel zu schreiben.

Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen 😋

Der Pakt mit dem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt