Kapitel 38.

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„Ey. Kannst du nicht aufpassen?"
Ich warf dem Jungen, den ich angerempelt hatte, einen entschuldigenden Blick zu und versuchte mich weiter durch die vollen Flure Richtung Klassenzimmer voran zukämpfen.
Heute hatten sich wirklich gefühlt alle Schüler auf dem Gang versammelt und drängelten und schubsten jeden im Radius von einem Meter durch die Gegend.
Und ich mit meinem momentan nicht vorhandenen Gleichgewichts- und Orientierungssinn war deswegen natürlich dezent aufgeschmissen.

Nach der Begegnung, oder sollte ich eher sagen dem intensiven Blickkontakt mit Paul, war ich noch mehr durch den Wind als eh schon.
In seinem Blick hatte ich so viele Gefühle gesehen sodass ich auch jetzt, wo ich nur daran dachte, ganz weiche Knie bekam.

„Sag mal bist du blind du hässliche Kuh? Dieses Outfit kostet mehr als dein ganzes Leben, also pass mal besser auf und ramm nicht nochmal deinen 100 Jahre alten Pulloverfetzen in meine Designerjacke."
Ich schloss kurz meine Augen und drehte mich dann zu der Quelle der ekelhaft quietschigen Stimme um, welche ich wohl eben ihrer Meinung nach brutal misshandelt hatte.
Verursacherin dieses ohrenbetäubenden Quietschens, welches man ehrlicherweise nicht mehr als Sprechen geschweige denn als menschliche Stimme identifizieren konnte, war eine hochgewachsene Brünette mit schlammbraunen Augen und einem giftgrünen Kleid, welches meiner Meinung bald aus allen Nächten platzen würde. Nein, nicht weil sie zu dick war, dass wäre ja noch zu schön um wahr zu sein. Es war einfach gefühlt 10 Nummern zu klein und scheinbar auf dem Straßenstrich ergattert, so sah es jedenfalls kombiniert mit den pinken High Heels aus.
Wenn ein normales Mädchen von unserer Schule realisiert, dass Marilyn McAdams vor ihr steht und gerade von ihrem Todesblick, welcher mich eher an einen Frosch mit Masern erinnert, niedergestarrt wird, würde ihr gesunder Menschenverstand ihr befehlen sich zu entschuldigen und schleunigst das Weite zu suchen.
Tja, aber da ich weder ein normales Mädchen bin noch einen gesunden Menschenverstand besitze und dazu auch noch krank bin kann man sich wohl denken dass ich ein kleines bisschen anders reagiere.

„Ach das tut mir jetzt ja ganz und gar nicht leid. Oh aber sorry, dass ich dich mit diesem grünen Fetzen für meinen Boxsack gehalten habe, ich meine der Umfang ist ja schon gleich... " Ich zuckte mit den Schultern und beobachtete misstrauisch die Menschentraube, welche sich langsam um uns herum bildete, da wir mitten im vollen Gang standen uns stritten.
Marilyn zog scharf die Luft ein und stemmte ihre Knochenhände in ihre Hüften.
„Hast du fettes Wahlross mich gerade als dick bezeichnet? ", quietschte sie empört und ich merkte wie meine Kopfschmerzen wieder stärker wurden. Ich musste sie unbedingt loswerden sonst würde das hier noch unschön werden. Natürlich für sie.
„Ja, hab ich. Bist du taub? Oh mein Gott Marilyn du hast da was verloren", ich hielt mir gespielt schockiert eine Hand vor den Mund und deutete auf den Boden.
Sofort riss Angesprochene ihre Augen auf und suchte den Boden ab.
Währenddessen drehte ich mich schnell um.
„Häh Was meinst du denn?", fragte sie nun nochmal dümmlich und ich klatschte mir meine Hand gegen die Stirn.
„Dein Niveau, Marilyn. Da unten liegt es, dort bei dem ganzen anderen Müll den du immer laberst.", erklärte ich und hätte zu gern ihren Blick gesehen, jedoch war ich zu sehr damit beschäftigt mich durch die Schülermassen in den Klassenraum zu zwängen.

Zu meinem Glück hatte ich jetzt Geographie bei Mrs. Albecs der alten Schreckschraube. Erinnert ihr euch euch an sie? Nein? Dann ist das auch definitiv nichts worüber ihr traurig sein solltet.
Und übrigens ein weiterer Punkt welcher zu meiner miserablen Laune beiträgt ist die Tatsache, dass ich dieses Fach mit gefühlt allen Leuten habe auf die ich gerade so gar keinen Nerv habe. Jared, Embry, Jacob, Jacks, Tyler und letztendlich Paul. Wie zur Hölle soll ich das bitte überleben.

Um mich noch ein wenig von meinem bevorstehenden Untergang abzulenken, holte ich mein Handy und Kopfhörer raus und machte irgendwelche Lieder an, die ich mir vor gefühlt 10 Jahrhunderten heruntergeladen hatte. Zudem googlete ich noch ein paar belanglose Sachen und wurde erst wieder in die Realität gerissen als schon wirklich alle, und damit meine ich alle, im Raum waren und die kleine Albecs die Tür hinter sich zu knallen ließ.
Ich ließ schnell mein Handy in meiner Tasche verschwinden und warf einen vorsichtigen Blick auf meine Sitznachbarn Jacks und Tyler.
Jacks, gegen den ich eigentlich nicht wirklich was hatte, grinste mich kurz an und Tyler starrte nach vorne. Ob es an seinem von mir unerwiderten Geständnis lag oder er sich einfach konzentrieren wollte wusste ich nicht.
Ich seufzte ganz leise und drehte mich wieder nach vorne, wo unsere Geographielehrerin gerade etwas erklärte.
„... und aus dem Grund habe ich mich dann dazu entschlossen so etwas mit euch zu machen. Ich habe schon das meiste geplant und ihr werdet morgen einen Zettel mit allem was ihr benötigen werdet, bekommen."
Verwirrt, da ich nicht mitbekommen hatte worum es ging, und aufgrund eines wiedermal aufkommenden Schwindelgefühls, bettete ich meinen Kopf auf meinen auf dem Tisch liegenden Armen und schloss die Augen.

„So, das war es jetzt erstmal wieder für heute. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass unser am Anfang der Stunde von mir angesprochener Plan ein voller Erfolg werden wird. Ach und eins noch, bitte nehmen Sie sich kein Beispiel an Miss Stord die meine ganze Stunde durchgeschlafen hat. Miss Stord, bitte kommen sie mal kurz zu mir."
Ich hörte Mrs. Albecs Stimme nur wie durch Watte.
Gequält öffnete ich meine gefühlt bleischweren Augenlider und versuchte mich irgendwie zu orientieren.
Meine Sicht war ungewohnt hell und meine Sinne waren vollkommen vernebelt.
Auch mein Kopf fühlte sich immer noch an als würde er gleich platzen.

Ich richtete mich auf und versuchte erstmal die Situation zu erfassen.

Mrs. Albecs stand mit strengem Blick vorne und fokussierte mich mit einer erhobenen Augenbraue. Meine Mitschüler waren dabei ihre Sachen zusammenzupacken, einige hatten sich jedoch auch in meine Richtung gedreht und beobachteten mich neugierig.
„Mrs. Albecs, ich glaube Alissa geht es nicht gut. " Die Stimme die dies sagte kam mir bekannt vor, so verdammt bekannt und irgendwie vertraut...

Ich drehte mich ein wenig sah jedoch nur die Augen meiner anderen Mitschüler. Wo ist er?

Ruckartig versuchte ich aufzustehen, hatte den Plan jedoch ohne meinen erschöpften Körper gemacht und sackte auf den Boden.
Ich starrte auf den blauen Untergrund und wunderte mich, nicht die Kälte durch meine Klamotten fühlen zu können. Dann bemerkte ich zwei Hände, zwei warme, starke Hände die mich sanft an der Hüfte berührten und aufrecht hielten.
Für einen kurzen Moment schien mein Verstand mir irgendetwas sagen zu wollen und mich von dieser Person wegbringen zu wollen, aber im nächsten Moment erlebte ich eine Art Flashback.

Auf einmal spürte ich eine warme Hand die meinen Rücken auf und ab fuhr.
Es fühlte sich angenehm an und mein Schluchzen wurde deutlich weniger und leiser.
Als ich mich dann vollständig beruhigt hatte, blickte ich müde auf und neben mir hockte die Person, mit der ich jetzt am wenigsten gerechnet hätte...

Vor mir hockte Paul, der Paul.
Paul Lahote, der bevor Jayden und die anderen gekommen sind, der größte Player war, den es nur gab.
Er hatte mich nicht beachtet und dann diese Situationen vorhin...
Ich verstehe diesen Kerl einfach nicht.

Und nun hockt er hier, bei mir streicht mir über den Rücken und sieht mich mit großen Augen an.
Mit wunderschönen Schokoladenteichen in denen ich mich gerade zu verlieren drohe.
Er sieht mich so an, als ob ich wir uns schon ewig kennen und ich fühle mich seit langem geborgen.
Er ist einfach nur hier. Ein Mann.
Eine Tat.

„Bist du irgendwie immer da wenn es mir beschissen geht?", fragte ich leise mit abwesender Stimme und merkte wie ein Gefühl der Sicherheit meinen Bauch erwärmte.

Ich blickte nun in seine schokoladenfarbenen Augen und spürte wie sich irgendetwas in meinem Inneren tat. Ich verdrängte die aufkommenden negativen Gedanken die mir ein gesunder Teil meines Körpers sagte und gab mich diesem wundervollen geborgenen Kribbeln hin welches in meinem Inneren tobte.

Nur schwach bekam ich mit wie Paul etwas zu der Albecs sagte und mich dann hochhob. Wäre ich jetzt nicht so erschöpft und kaputt, hätte mein Kopf das ganze hier wahrscheinlich niemals geschehen lassen.

Vermutlich bringt er mich ins Krankenzimmer oder so...
Waren meine letzten Gedanken bevor ich mich voll und ganz der benötigten Ruhe für meinen Körper hingab und einschlief.

Hey Leutiiis
Ein neues Update meinerseits und das Ende der Geschichte rückt immer näher.

Und, was denkt ihr wird sich in der Beziehung von #Paulissa hiernach ändern?

Was wird passieren wenn Alissa aufwacht?

Bleibt gespannt und kommentiert eure Gedanken, ich würde mich auch über Rückmeldungen freuen.

Bis dahin
LG;D

Bis(s) du mir vertraust [Nicht Überarbeitet] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt