Kapitel 3

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Hey meine Lieben :**

Hier ist das dritte Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt. Natürlich werde ich versuchen, regelmäßig zu posten. Lasst mir doch Reviews oder Verbesserungsvorschläge da.

Love youu guys :)

Soulwriter721

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Als wir schließlich das Krankenhaus erreichten, hatte meine Mutter ein Taschentuch in ihren Händen zerrissen und Mr. Bennett setzte einen leicht besorgten Blick auf, während er uns den Weg zeigte. Als wir endlich vor einer Tür hielten, drehte er sich noch einmal zu mir um und sagte: „Bitte setzt euch an den Tisch und wartet."

Dann öffnete er die Tür, schob mich sanft in den Raum und ließ mich mit meiner Mutter alleine. Ich sah mich um und stellte fest, dass der Raum ein langweiliger Konferenzraum war. Ein großer Tisch mit vielen Stühlen und diese komischen abstrakten Zeichnungen an den Wänden, die aussahen, als ob sie eine Katze mit Pinsel gemalt hatte, und von denen viele Leute überzeugt waren, dass es Kunst war. Als ich einmal etwas ähnliches in der Grundschule gezeichnet hatte, lachte meine Kunstlehrerin nur über mich und gab mir eine schlechte Note.
So etwas nannte ich Diskriminierung.
Seufzend ließ ich mich auf einem Stuhl nieder und stützte meinen Kopf auf den Händen auf. Meine Mutter saß steif neben mir. Ich hatte es aufgegeben, mit ihr zu reden.
Deshalb war ich umso überraschter, als sie leise sagte: „Es tut mir wirklich leid, Sue. So unendlich leid."

Kaum hatte sie den letzten Satz zu Ende gesprochen, öffnete sich die Tür und vier Männer betraten den Raum, unter ihnen Mr. Bennett. Ich stand auf und stellte mich höflich vor. Und so stellte sich heraus, dass Mr. Bennett einer der Anwälte des Krankenhauses war. Genauso wie sein Kollege Mr. Howard. Ein anderer, schon ziemlich alter Mann, mit dem Name Dr. Cloud war Chefarzt auf der Entbindungsstation, während Dr. Mcmeyer der Chef des gesamten Krankenhauses war. Nachdem sich alle vorgestellt und hingesetzt hatten, fing Dr. Mcmeyer an zu sprechen.

„Wahrscheinlich bist du ziemlich verwirrt, Sue. Deswegen möchte ich auch nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wie Mr. Bennett deiner Mutter heute schon mitgeteilt hat, ereignete sich vor etwas mehr als sechzehn Jahren etwas wirklich...ungewöhnliches in diesem Krankenhaus."

An dieser Stelle legte Dr. Mcmeyer eine Pause ein und sah mich an. Versuchte dieser Doktor dramatisch zu sein oder brachte es ihm einfach Spaß, mich zappeln zu lassen? Auf jedem Fall gelang ihm beides wirklich gut.

„Am 30. Dezember 1997 wurden zwei kleine Babys eingeliefert. Beide waren kaum eine Woche alt und beide waren schwer krank. Und beide hatten eine Gehirnblutung. Bei dem einen Mädchen war es eine Folge der komplizierten Geburt, während es bei dem anderen Mädchen durch einen Autounfall ausgelöst wurde. Dr. Cloud und noch weitere Ärzte kämpften viele Tage um die Leben der kleinen Babys. Aber nur ein Baby überlebte. Das Baby mit der Blutung aufgrund des Unfalls starb nach acht Tagen im Krankenhaus, während das andere Baby mit viel Mühe und Not gerettet werden konnte. Aber das überlebende Baby hatte von diesen Tagen an eine Krankheit mit sich zu tragen. Das Gehirn bekam einen irreparablen Schaden, welcher eine leichte Störung der linken Körperhälfte auslöste. Das Baby bekam Medikamente dagegen und konnte gut mit dieser Krankheit aufwachsen. Nach ein paar Wochen konnte die Familie wieder nach Hause gehen und ihr Leben ganz normal fortführen."

Meine Hände begannen zu schwitzen.
Ich bekam Medikamente dagegen! Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie meiner Mutter stumm Tränen über die Wangen liefen.

„Das Baby, welches leider verstorben ist, nenne ich jetzt einfach mal Paige. Eine unserer damaligen Krankenschwestern war eine gute Freundin von Paiges Familie. Sie kannten sich seit Jahren und deshalb brachte sie es nicht über ihr Herz der Familie mitzuteilen, dass Paige leider verstarb. Du musst wissen, dass Paige mitten in der Nacht einen Herzstillstand hatte und sich die Krankenschwester zu dieser Zeit alleine auf der Station befand. Es war eine Ausnahmesituation im Krankenhaus und deshalb war kein Arzt auf der Station anwesend. Auf jeden Fall versuchte die Krankenschwester alles menschenmögliche, um Paige zu retten. Aber es war zu spät. Paige verstarb und die Krankenschwester traf eine furchtbare Entscheidung. Da Paige und das andere Baby die gleiche Verletzung hatten, waren fast alle der Symptome identisch. Kurzerhand nahm die Krankenschwester also das zweite Baby mit der Hirnblutung aus ihrem Bettchen und legte es in das Bett von Paige, während sie Paige in das Bettchen des anderen Babys legte. Sie hatte die Kinder vertauscht. Somit musste die Krankenschwester Paiges Familie nicht mehr mitteilen, dass ihre kleine Tochter verstorben war."

Dr. Mcmeyer unterbrach seine Geschichte und schaute mich an. Langsam bekam ich eine grausame Vorahnung, wo mich diese Geschichte hinführen würde. Aber das konnte nicht sein...

„Die Krankenschwester hatte niemals vor, irgendjemandem von ihrer Tat zu erzählen. Aber als sie vor einigen Wochen im Sterben lag, änderte sie ihre Meinung und erzählte es doch. Daraufhin wurden in diesem Krankenhaus alle Daten überprüft. Und es stimmte. Die Krankenschwester hatte die Babys vertauscht. Das tote Baby hatte den Namen Sue, während das lebende Baby eigentlich den Namen Laura trug. Aber nach dem Tausch wurde aus dem Baby Laura, das Baby Sue."

NEIN!

Das konnte nicht sein! Bitte nicht!

„Meinen Sie damit...Wollen Sie sagen, dass ich...also, dass meine Familie...", stotterte ich vor mich hin.

Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Mein Gehirn arbeitete nicht mehr richtig, während ich das leise Schluchzen meiner Mutter vernahm.

„Sue, es tut mir wirklich leid dir mitteilen zu müssen, dass du damals vertauscht wurdest. Du bist nicht die leibliche Tochter von Mrs. Smith.", sagte Mr. Mcmeyer und es klang aufrichtig.

Aber das war mir in diesem Moment egal.

"Ich werde Sie verklagen!", rief ich aufgebracht: "Wie kann es denn angehen, dass in einem Krankenhaus kein Arzt auf einer Station ist und eine Krankenschwester einfach so zwei Babys vertauschen kann? Das kann nicht ihr Ernst sein!"

Hilfesuchend schaute ich meine Mutter an, aber sie saß nur wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl und weinte leise.
Ich konnte sie verstehen.
Immerhin hatte man ihr gerade mitgeteilt, dass ihre leibliche Tochter vor siebzehn Jahren verstorben ist. Dennoch machte es mich krank, dass sie mich nicht einmal in den Arm nahm. In diesem Moment hätte ich jegliche Form von Zuneigung mehr als gebrauchen können. Doch stattdessen weinte meine Mutter einfach nur und die vier Männer schauten mich mitleidig an.
Das ist nur ein Trick, flüsterte eine kleine Stimme in meinem Kopf.
Sie wollen nur nicht, dass du das Krankenhaus verklagst oder damit an die Presse gehst!
Kopfschüttelnd versuchte ich mich wieder zu sammeln und etwas zu sagen, aber es ging einfach nicht.

"Was ist mit dem toten Baby passiert?", fragte meine Mutter leise.

"Die andere Familie kam ursprünglich nicht aus dieser Stadt und somit wurde das andere Baby in die Heimatstadt gebracht. Ich nehme an, dass es dort eine Beerdigung gegeben hatte.", antwortete Mr. McMeyer ernst.

Schnaubend sagte ich: "Woher wollen Sie überhaupt wissen, ob es sich wirklich um mich gehandelt hat? Sie haben nicht einmal einen DNA-Test gemacht."

Mr. McMeyer sah mich traurig an und erwiderte: "Das war nicht von Nöten, da wir beide Geburtsurkunden haben und somit die Fingerabdrücke vergleichen konnten, da wir neuere Fingerabdrücke von dir haben."

Ich sprang auf und rannte aus dem Raum. Tränen rannen über mein Gesicht und ich schubste alle Leute aus dem Weg. Die empörten Rufe ignorierte ich einfach. Ein einfacher Satz hatte gerade mein ganzes Leben zerstört.

Blut ist dicker als Wasser (1D FF/Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt