Kapitel 4

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Hier ist noch ein Kapitel für euch :)

Dieses ist etwas kürzer, aber ihr müsst auch nicht mehr lange warten, bis One Direction endlich persönlich in der FF auftaucht und nicht nur in Annas Kreischattacken.

Aber mal eine andere Frage! Seid ihr auch schon so gespannt auf das Finale am Sonntag? Eigentlich bin ich ja kein großer Fan von Fußball, aber ich hoffe, dass Deutschland gewinnt :D

Was denkt ihr darüber??

Love you guys :**

Soulwriter721

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„Du bist nicht die leibliche Tochter von Mrs. Smith."

Dieser Satz lief auf Dauerschleife in meinem Kopf. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Mein ganzes Leben war eine Lüge.

Irgendwann hielt ich an und setzte mich schluchzend auf den Boden. Den Kopf in den Händen vergraben bemerkte ich nicht, dass Mr. Bennett plötzlich neben mir stand und mich sanft hochzog. Dann schloss er mich in eine Umarmung, was mir im ersten Moment unangenehm, im zweiten Moment aber egal war. Nach scheinbar endlosen Minuten löste ich mich und nahm dankend das Taschentuch an, welches er mir entgegenhielt. Er wich meinem Blick aus und schien sich nichts ganz wohl zu fühlen. Anscheinend hatten ihn seine Gefühle ebenfalls überwältigt.

„Sind Sie so nett zu mir, damit ich das Krankenhaus nicht verklage?, fragte ich mit schwacher Stimme.

Mr. Bennett lachte leise und antwortete: „Ganz genau. Würde es dir etwas ausmachen, noch einmal mitzukommen? Wir müssen noch ein paar Dinge klären."

Mit hängenden Schultern lief ich ihm kraftlos hinterher und starrte auf den Boden. In diesem Moment war mir eigentlich alles egal. Ich wusste jedoch, dass es nicht fair sein würde das Krankenhaus zu verklagen. Menschen machten Fehler und die verantwortliche Krankenschwester war verstorben. Irgendwie wünschte ich mir, dass sie das Geheimnis einfach mit in ihr Grab genommen hätte.

Als wir erneut den Konferenzraum betraten, sahen mich die anderen mit so viel Mitleid an, dass ich am liebsten gekotzt hätte. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass sie einfach nur Angst hatten, dass ich das Krankenhaus wirklich verklagen würde.

„Wir verstehen, dass es ein großer Schock für dich sein muss, Sue.", begann Dr. Mcmeyer, aber ich unterbrach ihn.

"Also wurden Sie als Baby auch im Krankenhaus vertauscht und haben es erst knapp siebzehn Jahre später herausgefunden?", fragte ich trocken und er schaute beschämt zu Boden.

"Sue, denke an deine Manieren!", zischte meine Mutter und ich warf ihr einen Ungläubigen Blick zu.

Sie als Anwältin drohte jeder zweiten Person mit einer Klage. Aber wenn ihr eigenes Kind im Krankenhaus vertauscht wird, dann ist das ok. Warum schickte uns das Krankenhaus nicht einfach einen Geschenkekorb? Dann würde bestimmt alles wieder gut sein.

„Keine Sorge, ich werde das Krankenhaus nicht verklagen. Sie können ja eigentlich nichts dafür.", sage ich dennoch und sah meine Mutter aus Prinzip nicht an.

Beinahe konnte ich das erleichterte Aufatmen hören, aber ich achtete nicht darauf.

Ich achtete auch nicht auf die rechtlichen Angelegenheiten, die in diesem Moment geklärt wurden. Meine Mutter musste einen Vertrag unterschreiben, dass sie das Krankenhaus nicht verklagen würde. Sie las den Vertrag nicht einmal richtig durch und ich biss mir auf die Zunge, um nicht vor Wut Laut aufzuschreien.

"Sie können den Vertrag auch mitnehmen und erst einmal mit einem Anwalt darüber sprechen.", sagte Mr. Bennett mitfühlend.

"Sie ist Anwältin.", meinte ich nur trocken.

Doch meine Mutter verneinte und setzte einfach ihre Unterschrift unter den Vertrag.

"Fehler sind menschlich.", erklärte sie nur.

Beinahe hätte ich aufgelacht. Das war kein Fehler gewesen. Das war purer Egoismus!
Ich war nicht sauer auf die vier Männer vor mir. Nein, ich war sauer auf die Krankenschwester und dass meine Mutter sich so einfach damit abfand.

„Und dann gibt es noch etwas anderes. Natürlich mussten wir auch mit der anderen Familie Kontakt aufnehmen. Diese war, gelinde gesagt, sehr geschockt darüber. Deine leiblichen Eltern meinten, dass sie erst einmal in Ruhe diese Informationen verdauen müssen. Dein leiblicher Bruder jedoch, welcher 21 Jahre alt ist, hat den Wunsch geäußert, dass er dich sehr gerne kennenlernen würde.", schloss Mr. Bennett seine kleine Rede.

Erneut fühlte ich eine große Welle des Schocks über mich hereinbrechen. Was sollte ich nun tun?
Ich konnte nach so einer Nachricht doch nicht einfach meinen leiblichen Bruder kennenlernen.
„Und wenn ich das nicht möchte?", fragte ich leise und starrte auf den Tisch.

Bevor mir jemand eine Antwort darauf geben konnte, sprach meine Mutter zum ersten Mal wieder direkt mit mir.

„Sue, ich weiß, dass diese Situation für uns unvorstellbar ist. Aber denk doch an die andere Familie. Ihr ganzes Leben lang dachten sie, dass ihre Tochter tot ist. Und jetzt soll sie auf einmal wieder leben? Da ist es doch ganz verständlich, dass sie dich kennenlernen wollen."

Mit offenem Mund sah ich meine Mutter an. Wollte sie mir gerade wirklich die Entscheidung abnehmen, ob ich meine „richtige" Familie kennenlernen wollte oder nicht? Die ganze Zeit über hatte sie mich nicht einmal angeschaut und jetzt bestimmte sie einfach?
Irgendetwas lief hier definitiv ganz falsch.

„Wir könnten ein Treffen in diesem Krankenhaus veranstalten, wenn Sie sich dann etwas sicherer fühlen. Dann würden Sie nicht gleich alleine sein.", schlug Mr. Bennett vor und die anderen nickten alle synchron mit ihren Köpfen.
Wie kleine Roboter.

Meine Mutter antwortete erneut für mich: „Das klingt sehr gut. Bitte vereinbaren Sie einen Termin mit dem jungen Mann und sagen uns dann Bescheid."

Damit war alles entschieden. Mein Körper jedoch hatte auf Autopilot umgeschaltet. Ich bekam nur am Rande mit, wie wir uns von den anderen im Raum verabschiedeten und wie uns Mr. Bennett nach Hause fuhr. Ich bekam auch kaum mit, wie meine Mutter Pizza bestellte und meinte, dass sie am Abend mit Anna darüber sprechen würde. Das einzige, was ich ganz klar mitbekam, war, dass Mr. Bennett anrief und uns mitteilte, dass das Treffen an diesem Freitag stattfinden würde.
Dieser Freitag.
Eine kalte Hand der Angst umklammerte mich und lies mich nicht mehr los.

Eigentlich war dieser Tag ja wie immer.
Ich war zu spät aufgestanden und hatte einen kleinen Streit mit meiner Schwester, die in ihrer typischen Teenagerphase steckte. Ich war in der Schule und hatte meine Freunde getroffen.

Eigentlich war dieser Tag wie immer.

Und uneigentlich hatte dieser Tag mein ganzes Leben zerstört.

Blut ist dicker als Wasser (1D FF/Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt