Kapitel 56

10.1K 619 21
                                    

Hey ihr Lieben :**

Erst einmal tut es mir soooo unglaublich dolle leid, dass ich jetzt erst update!!! Aber die Lehrer an meiner Schule sind total bekloppt und ich sitze jeden Tag stundenlang an meinen Hausaufgaben -.-

Ich hoffe, dass ihr mir verzeiht..:*

Hier ist das nächste Kapitel für euch!!

Viel Spaß beim Lesen!!

Love you guys (:

Soulwriter721
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Wer hätte gedacht, dass Blut so rot war.
Natürlich hatte ich es schon oft in Filmen gesehen oder bei kleinen Verletzungen.
Aber wenn Blut literweise aus einem Menschen herausfloss, dann war es etwas anderes. Man würde nie für möglich halten, wie viel Blut tatsächlich in einem Körper ist. Es floss so schnell, als ob man einen Wasserhahn aufgedreht hatte.
Und es war so rot.
Beinahe schon eine schöne Farbe.
Aber der Tod war nicht schön.
Und es war überall.
Auf dem Boden.
An meinen Händen.
Auf meiner Kleidung.
„Nein, oh bitte nicht.", schluchzte ich und war mir sicher, dass selbst meine Tränen rot waren.
Obwohl eine weitere Person in diesem Raum war, war ich doch ganz alleine. Das Blut tropfte weiter und ich konnte nichts dagegen tun. Noch immer drückte ich meine Hände auf die Stellte, aber es war zu spät.
Ich war alleine.
Ich war schuldig.
Ich war innerlich tot...

„Sue, wach endlich auf!"
Ich riss meine Augen auf und fuhr hoch. Panisch und verwirrt sah ich mich um, konnte aber erst nichts erkennen. Doch dann ging ein kleines Licht an und ich sah Harry, der vor mir stand.
Langsam kamen die Erinnerungen zurück.
Ich war bei Harrys Familie in Holmes Chapel. In einem warmen Bett und in Sicherheit.
„Das war nur ein Traum.", flüsterte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Harry kam noch einen Schritt auf mich zu und es sah so aus, als ob er mich umarmen wollte, aber dann fiel mir etwas auf.
„Äh, Harry. Kann es sein, dass ich dich geweckt habe?", fragte ich vorsichtig.
„Ja, du hast einmal kurz aufgeschrien. Deswegen wollte ich nach dir gucken. Aber erst habe ich dich nicht wachbekommen.", antwortete Harry leise: „Warum fragst du?"
Mit knallroten Wangen antwortete ich nicht, sondern biss auf meiner Unterlippe herum. Durch meinen Traum hatte ich Harry geweckt...ihn quasi aus dem Bett geschmissen.
Und normalerweise war er, wenn er im Bett war...
„Oh!", sagte Harry auf einmal, als auch beim ihm der Groschen fiel.
Plötzlich breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und er fragte: „Soll ich so bleiben oder mir etwas anziehen?"
Schnell schloss ich meine Augen, während ich murmelte: „Bitte zieh dir etwas an."
Kurz darauf konnte ich hören, wie er das Zimmer verließ. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen, noch immer mit meinen Gedanken bei dem Traum. Erst, als mir jemand sanft über die Wange fuhr, öffnete ich sie wieder.
Auch meine Hand legte ich nun auf meine Wange und stellte erstaunt fest, dass ich weinte.
Das hatte ich nicht einmal bemerkt.
Ein paar Sekunden lang betrachtete ich meine Tränen, fast schon erleichtert darüber, dass sie nicht rot waren.
In diesen Sekunden der Ablenkung hatte sich Harry neben mich gelegt und mich in den Arm genommen. Ich schloss meine Augen und versuchte, mich zu beruhigen.
„Bitte, sprich endlich!", flüsterte Harry eindringlich.
Und ich wusste, dass ich nun wirklich sprechen musste.
Harry hatte es verdient, dass ich ihm von meiner Vergangenheit erzähle.
Also holte ich tief Luft und erzählte.
Ich erzählte davon, dass mein Vater der beste Mensch auf Erden war. Er war immer fröhlich, lachte viel und kümmerte sich um mich. Auch, wenn er viel arbeiten musste, hatte er immer Zeit für mich. Meine Mutter trug er auf Händen und sie liebten sich wirklich. Jedes Mal, wenn sich meine Eltern ansahen leuchtete etwas in ihren Augen auf, was ich nie benennen konnte.
„Einmal habe ich meinen Vater darauf angesprochen und er meinte, dass auch ich diesen Ausdruck in den Augen hatte. Immer, wenn ich eine bestimmte Sache machte.", sagte ich leise.
„Was für eine Sache?", fragte Harry sanft nach.
„Wenn ich Klavier spielte.", antwortete ich und alleine schon bei dem Wort, lächelte ich leicht.
Ich erzählte weiter, dass ich mit sechs Jahren angefangen hatte, Klavier zu spielen. Zuerst hatten wir nur ein altes Keyboard, da sich meine Eltern ein richtiges Klavier nicht leisten konnten. Wir sparten viel, weil mein Vater gerne seinen Traum vom eigenen Laden wahrmachen wollte.
Und das schaffte er auch.
„Es war ganz plötzlich. Von einem auf den anderen Tag kam mein Vater strahlend nach Hause und meinte, dass er in ein paar Wochen schon eröffnen würde. Natürlich waren wir dadurch erst ein bisschen knapp bei Kasse, aber das machte uns nichts aus. Unsere Familie war etwas Besonderes. Wir liebten uns wirklich und hielten immer zusammen.", sprach ich weiter.
Während ich redete, lauschte Harry nur stumm. Ich lag mit dem Rücken zu ihm, während er einen Arm um mich geschlungen hatte. Hätte ich sein Gesicht gesehen, dann hätte ich bestimmt nicht sprechen können!
„Mein Vater hatte am Anfang wirklich Startschwierigkeiten mit dem Laden. Es kamen kaum Aufträge und unser Geld wurde immer weniger. Meine Eltern stritten sich häufiger und die Stimmung zu Hause war angespannter. Doch eines Tages meinte mein Dad, dass alles wieder gut werden würde. Er sagte, dass er einen großen Auftrag bekommen hatte, für den er viel Geld bekam. Und wir glaubten ihm natürlich. Außerdem ging es meinen Eltern finanziell tatsächlich wieder gut.
Und dann kam mein dreizehnter Geburtstag. Eigentlich hatte ich nicht viel erwartet, aber ich bekam das schönste Geschenk überhaupt."
Ich machte eine kurze Pause.
Harry blieb komplett stumm und wartete einfach ab, bis ich dazu in der Lage war, weiterzusprechen.
„Wahrscheinlich kannst du dir schon denken, was ich bekommen habe.", flüsterte ich mit geschlossenen Augen.
„Ein Klavier.", antwortete Harry leise und seine Stimme klang ganz sanft.
Ich nickte und sprach weiter: „Ja, ein Klavier. Es war das wunderschönste Klavier was ich jemals gesehen habe. Und es spielte sich unglaublich. Jedes Mal, wenn ich es auch nur berührte, wurde ich eins mit der Musik. Und als mein Vater mich zum ersten Mal auf dem Klavier spielen sah, erzählte er mir von dem Ausdruck in meinen Augen. Er meinte, dass es nur eine andere Lebenssituation geben würde, in der man diesen Ausdruck in den Augen von Menschen sehen würde. Und zwar, wenn es wirklich pure und bedingungslose Liebe ist.
Jeden Abend spielte ich meinem Dad etwas auf dem Klavier vor. Er saß einfach neben mir und lauschte, während er mich ansah. Du musst wissen, dass ich schon immer eher das Daddy-Kind war. Zwischen meinem Vater und mir war ein Band, was man kaum mit Worten beschreiben konnte."
Erneut machte ich eine Pause. Es tat so weh, über meinen Vater zu sprechen. Aber jetzt musste ich es auch zu Ende bringen.
„Und dann kam der Tag. Es war irgendwann Ende Januar und ich holte meinen Vater von der Arbeit ab. Er meinte, dass er noch schnell etwas fertig machen müsse und wir dann gehen würden. Außerdem bat er mich darum, den Laden schon einmal abzuschließen. Doch in dem Moment hörten wir, wie Kunden kamen. Ich ging nach vorne und fand drei Männer vor, die mit meinem Vater sprechen wollten. Als mein Vater nach vorne kam, um zu gucken, was die Kunden wollten, wurde er ganz blass, als er die Männer sah. Ehe ich mich versah, wurden wir in den hinteren Teil des Ladens gedrängt und einer der Männer hielt mich fest. Mein Vater meinte die ganze Zeit, dass sie mich gehen lassen sollten, weil ich nichts mit der Geschichte zu tun hatte. Aber sie ließen mich nicht gehen und so hörte ich alles mit. Einer der Männer hieß Jeff, natürlich nicht der Moderator von meinem ersten Interview, und es stellte sich heraus, dass mein Vater Geld von ihnen geliehen hatte. Dad hatte die ganze Zeit gelogen, als er von dem großen Auftrag sprach. Und er hatte nicht genug Geld, um es Jeff wiederzugeben. Jeff ist ausgeflippt und wollte wissen, warum mein Vater das Geld noch nicht hatte. Und mein Vater meinte, dass er davon ein Geburtstagsgeschenk für mich gekauft hatte.
Das Klavier."
Ich brach erneut ab und atmete tief ein. Vor meinem inneren Auge konnte ich alles sehen. Es war, als ob ich diese Situation noch einmal durchleben würde.
„Nachdem mein Vater das gesagt hatte, kam Jeff auf mich zu und meinte, dass es also eigentlich meine Schuld sei, dass Jeff das Geld noch nicht hatte. Nur wegen mir hatte mein Vater Jeffs Geld ausgegeben. Und dann hatte er eine Pistole gezogen und mir gegen die Stirn gedrückt. Ich werde nie dieses Gefühl vergessen. Das kalte Metall auf meiner Haut. Ich habe dem Tod ins Auge geblickt und wusste, dass es nicht einmal eine Sekunde brauchen würde, um mich zu töten. Mein Vater ist natürlich ausgerastet und hat versucht, mich zu retten. Aber gegen die Männer hatte er einfach keine Chance. Und dann, es kam so plötzlich, hat Jeff die Pistole von meinem Kopf genommen, sich umgedreht und meinen Vater angeschossen. Ich dachte bis dahin immer, dass der Knall einer Pistole ohrenbetäubend sein muss. Aber ich kann mich nicht einmal mehr an ihn erinnern. Es war alles komplett still. Wie Schnee, der auf die Erde fällt. So ist auch mein Vater gefallen. Ganz leise und sanft, während er eine Hand auf die blutende Wunde in seinem Bauch gedrückt hatte.
Wusstest du eigentlich, wie rot Blut ist? Es ist so ein schönes rot. Und es war überall.
Einfach überall.
Wie in Trance ging ich auf meinen Vater zu, der nach Luft japsend auf dem Boden lag.
Jeff und die anderen beiden Männer waren schon lange verschwunden, nachdem sie das Geld im Laden mitgenommen hatten. Und ich ging langsam auf meinen Vater zu, der sterbend am Boden lag, und habe nicht einmal darüber nachgedacht, einfach einen Krankenwagen zu rufen. Stattdessen habe ich mich in die Blutlache gekniet und die Hand meines Vaters in meine genommen.
Alles war so rot.
Mein Vater hat mich angesehen und ich konnte den Ausdruck in seinen Augen erkennen, mit dem er meine Mutter immer ansah.
Und dann war es komplett still.
Kein einziger Laut war mehr da, außer das stetige Tropfen des Blutes.
Ich kniete also im Blut meines toten Vaters und hielt seine Hand, während mir klar wurde, dass er wegen mir starb.
Ich bin schuld am Tod meines Vaters!"

-----------------------------------------------------------------------------------------

Lange musstest ihr darauf warten, aber jetzt hat Sue endlich gesprochen :D

Sagt mir, wie ihr es findet :)

:*

Blut ist dicker als Wasser (1D FF/Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt