Kapitel 7

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Mum talk

Bluestone Alley by Congfei Wei

In meinen Sportklamotten verließ ich die Umkleidekabine. Es ist immer noch warm, obwohl es schon dämmert und ich hatte keine Lust mich in meine Jeans zu zwängen. Ich will einfach nur nach Hause und duschen. Aber wie komme ich jetzt nach Hause?

Gabriel werde ich niemals anrufen und Ace sowieso nicht. Chelsea muss auf ihre Geschwister aufpassen und Keenan wohnt auf der anderen Seite der Stadt. Ich könnte Nate anrufen. Als ich seinen Namen in meiner Kontaktliste fand, machte ich einen Rückzieher. Ich rufe ihn doch nicht an, damit er mich nach Hause fahren kann. In dem Moment fiel mir ein, dass Mum hier irgendwo auf Nachtpatrouille ist. Sofort suchte ich ihren Kontakt und rief an.

"Hallo Schatz, was gibt's?", ging sie ran.

"Muuuuum. Kannst du mich von der Schule abholen?", fragte ich.

"Wieso rufst du nicht deinen Bruder an?" Ich wusste ganz genau, wie sie gerade schaute.

"Wenn du mich nicht abholst, dann laufe ich eben." Natürlich laufe ich nicht. Es ist knapp eine halbe Stunde mit dem Auto bis nach Hause, da laufe ich doch nicht. Aber nur so könnte ich Mum ködern ohne ihr erklären zu müssen, warum Gabriel mich nicht abholen kommt.

"Bin in zehn Minuten da."

"Stehe am Eingang. Danke, bist die Beste."

"Ja ja." Sie hat gerade bestimmt ihre Augen verdreht.

Also setzte ich auf die Mauer neben dem Eingang und wartete auf Mum. Erst nach 15 Minuten fuhr der Streifenwagen vor und ich konnte Mum's Blick schon sehen. Toll. Sie wird mit mir gleich über Gabriel reden, das weiß ich.

Ich sprang also von der Mauer und bewegte mich auf den Streifenwagen zu. Ich setzte mich nach hinten und bemerkte erst dann Susan. Mum ist mal mit Susan und mal mit Oliver auf Patrouille. Vielleicht wird Mum ja den Mund halten, wenn Susan hier sitzt?

"Hey Susan", begrüßte ich sie dann.

"Na? Wie geht's dir denn so?" Sie drehte sich leicht in ihrem Sitz um mich besser anschauen zu können.

"Bin erschöpft. Und dir?"

"Bin vollgepumpt mit Kaffee." Sie grinste mich an und drehte sich wieder nach vorne.

"Also, Davina. Willst du mir vielleicht erzählen, warum du Gabriel aus dem Weg gehst?" Streng beäugte sie mich durch den Rückspiegel.

"Woher willst du denn wissen, dass nicht Gabriel mir aus dem Weg geht?", stellte ich sofort als Gegenfrage.

"Er schaut dich nicht so an wie du ihn anschaust." Was ist dann denn jetzt? Beobachtet sie mich und Gabriel oder was? Na toll, das ist das scheiß Polizeiauge. Ich hasse das manchmal an ihr, ihr entgeht einfach nichts.

"Wie schaue ich ihn denn an?", hakte ich nach.

"Meistens eigentlich gar nicht. Und falls doch mal, dann so, als würdest du ihm den Hals umdrehen wollen." Wieder schaute sie mich durch den Rückspiegel an. "Erzählst du mir jetzt, was los ist oder willst du ab hier laufen?" Ich schaute aus dem Fenster und wir waren noch nicht einmal annähernd in der Nähe unserer Wohnsiedlung.

"Ist das dein Ernst, Mum?" Sie stoppte den Wagen und drehte sich zu mir um.

"Von hier aus sind's noch ungefähr elf Meilen. Ich glaube nicht, dass du die laufen möchtest." Schelmisch grinste sie mich an. Die Frau weiß einfach, wie man jemanden zum Reden bringt.

"Na gut, ich erzähl's dir." Eigentlich bin ich keine Petze, aber ich möchte auch keine elf Meilen nach Hause laufen. Erst recht nicht, wenn es dunkel ist. "Habe ich jemals erwähnt, wer Nate Cooper ist?" Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals über ihn geredet habe. Es kann ja sein, dass ich früher irgendwann von seinen Prügeleien erzählt habe.

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