Kapitel 36

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Home Alone

Als ich am nächsten Tag das Schulgebäude betrat und durch den Flur ging, sah ich etwas sehr Ungewöhnliches. Nate und Ace unterhielten sich. Ganz... normal. Ich hörte niemanden laut reden oder schreien. Sie redeten so, als wären sie richtig gute Freunde. Verwirrt ging ich dann auf die Beiden zu und gesellte mich zu ihnen.

"Oh, hey Davina", begrüßte Ace mich.

"Hey... Worüber redet ihr?", fragte ich direkt. "Nicht, dass ihr nicht reden dürft, aber ihr müsst zugeben, das ist echt... ungewohnt."

Nate lachte. "Ich habe ihm von dem Nicht-Kuss erzählt." Mit großen Augen starrte ich Nate an. Und dann schoss mein Kopf zu Ace. Gestern ist Ace sogar noch von mir weggegangen, damit er nicht ausrastet und jetzt redet er einfach so mit Nate?

"Ich weiß, dass du es mir schon erzählt hast", sagte Ace dann zu mir. "Aber ich wollte ein wenig mehr Klarheit. Und ich wollte darüber reden, ohne alle anderen in der Nähe."

"Ich hatte kurzzeitig Angst, dass er mir ins Gesicht schlägt, muss ich zugeben", lachte Nate. "Naja, ich lass euch beide jetzt dann mal alleine. Wir sehen uns." Und schon entfernte er sich von uns.

Grinsend schaute ich hinauf zu Ace. "Wieso grinst du denn so?", fragte er.

"Weißt du, es scheint sich niemand an den Kuss zu erinnern, bis auf dir." Ich pikste ihm in die Brust.

"Wenn dein geheimer Crush ihren ersten Kuss mit jemand anderem hat, verdrängt man das nicht so einfach", sagte er schulterzuckend. "Obwohl ich das vermutlich lieber hätte tun sollen."

"Warte, warte, warte. Stopp mal." Ich schaute kurz auf den Boden, dachte nach und schaute wieder in das Gesicht von Ace. "Du warst damals schon in mich verliebt?", flüsterte ich.

"Ich dachte, das hättest du gewusst."

"Achso, weißt du, es ist so, ich konnte damals noch keine Gedanken lesen." Ich verdrehte meine Augen. "Wieso erfahre ich erst jetzt davon?" Schließlich waren wir schon einmal zusammen und da kam das ebenfalls nicht zur Sprache.

"Wie ich gesagt habe, ich dachte, du wüsstest es bereits." Er zuckte mit den Schultern. "Hätte das denn etwas geändert?"

Nur einen kurzen Moment dachte ich über eine andere Antwort als 'nein' nach, doch es gab keine andere Antwort. Es hätte rein gar nichts geändert. Ich hätte beim ersten Mal dennoch mit Ace schlussgemacht. Es wäre einfach nur ein kleines, süßes Detail gewesen. Denn auch obwohl ich in Ace schon seit gefühlt immer verliebt bin, hat es dennoch nichts geändert.

"Nein", antwortete ich.

***

Als ich am späten Nachmittag zu Hause ankam, hörte ich nur Geschrei. Ich hatte es schon gehört, bevor ich die Tür überhaupt geöffnet hatte. Mum und Gabriel stritten gerade und am Anfang konnte ich nicht einmal raushören, worum es genau ging.

"Mum! Es ist mein Leben, ich kann für mich selbst Entscheidungen treffen!", rief Gabriel aufgebracht.

"Und ich bin immer noch deine Mutter, das-"

"Das ist gerade kein plausibles Argument, weißt du?" Wow, ich habe Gabriel noch nie so mit unserer Mutter reden gehört. "Ich dachte du würdest mich bei meinen Entscheidungen unterstützen", kam es in enttäuschtem Ton von Gabriel.

"Das tue ich doch auch, ich sage ja nicht, dass du gar nicht zu den Marines gehen sollst. Es ist deine Entscheidung, aber ich möchte einfach, dass du wenigstens etwas anderes, ein Diplom in den Händen trägst. Und ich möchte, dass du am Wochenende mit mir dahinfährst." Ich konnte die Stimme meiner Mutter nicht einschätzen. Und wohin fahren?

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