Turteltäubchen

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"So wie ich es gesagt habe. Ich habe euch doch gesagt, dass ihr das nicht zu verstehen braucht.", sagte sie. Kakashi schien es aufzugeben, denn er seufzte und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass wir ihr vertrauen können. Ich weiß nicht warum, aber..." Ich sah wieder zu dem Mädchen. Ihre Augen schenkten mir einen Blick der Dankbarkeit und ihre Lippen ein schwaches Lächeln.
"Und was machen wir jetzt?", meldete sich Kakashi zu Wort. Ich und das Mädchen zuckten mit den Schultern. Da fiel mir etwas ein, was man bei einer 'normalen' Konversation normalerweise als erstes fragt.
"Wie heißt du eigentlich? Du weißt wer wir sind, aber wir wissen nicht, wer du bist..."
"Ohh..." Sie strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr und nestelte an einem Taschentuch, das aus ihrer Tasche herausguckte. "Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee wäre euch meinen Namen zu sagen-" Aprupt hörte sie auf zu reden und sah wieder auf den Boden. Wer nicht erkannte, dass das arme Mädchen ziemliche Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein hatte, der hatte eindeutig Tomaten auf den Augen. Obwohl, wahrscheinlich auch den Rest vom Grillgemüse.
"Was ist, wenn wir dich einfach Tori nennen? Als Deckname, quasi.", versuchte ich, die Situation ein bisschen ungequälter zu gestalten. Kakashi sah mich fragend an.
"Vogel?"
Das Mädchen sah auf.
"Ja, gerne. Klingt schön. Tori."
Gut, dann war das also auch geklärt. Nach einer kurzen Besprechung einigten wir uns darauf, Ella und Iruka bei ihrem Techtelmechtel zu bespitzeln. Tori wusste aus irgendeinem uns noch immer unerfindlichen Grund genau, wo wir hin mussten. Während wir ihr folgten, unterhielten wir uns. Sie erzählte mir, dass sie ganz in der Nähe wohnte und jedes Jahr zum Frühlingsfest ging. Natürlich versuchten wir auch, etwas was uns und ihr enormes Wissen betraf aus ihr rauszukitzeln, jedoch ohne Erfolg. Wir waren ziemlich am Rand des Festgeländes, als sie uns bedeutete stehen zu bleiben.
"Da vorne." Sie zeigte auf eine Parkbank, direkt neben einer großen Eiche. Ella und Iruka saßen nah beieinander und schienen sich zu unterhalten.

Ella's Sicht

"Die beiden werden uns auf Händen tragen wenn sie erstmal den klasse Platz sehen, den wir gefunden haben! Der ist perfekt für unsere Flucht!" Ich nahm einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche und genoss die Kälte. Es war unangenehm warm geworden, wie gestern schon. Ich spürte, wie sich eine kleine Schweißperle über meiner Lippe bildete und sah zu Iruka. Ihm schien die Hitze sogar noch mehr als mir auszumachen. Schon die ganze Zeit über wedelte er sich mit der flachen Hand Luft zu und zupft an seinem Shirt herum.
"Es ist erst April und die Hitze ist echt kaum auszuhalten, wie könnt ihr im Juni da überhaupt auf die Straße gehen?!", fragte er auf einmal und blähte die Backen. Ich musste lachen.
"Weiß nicht, von uns beiden ist Anne die Einzige, die ihren Arsch im Sommer vor die Tür bekommt. Ich bevorzuge da eher die Klimaanlage." Mit jedem meiner Worte wurde Irukas Grinsen breiter.
"Wenn ich hier leben würde, wäre das wahrscheinlich eine ziemlich naheliegende Option. Wenn nicht sogar DIE naheliegensde Option."
Dann war es wieder ruhig und ich lauschte einfach nur dem Wind, der durch die Bäume pfiff. Ich war völlig abgedrifftet, als ich etwas an meiner Hand spürte. Reflexartig zog ich meine Hand zur Seite und sah zu der Stelle, wo sie bis vor einer Sekunde noch gelegen hatte. Dort lag... Irukas Hand. Ich sah auf und blickte direkt in seine tiefschwarzen Augen. Augenblicklich versank ich in ihnen, wurde aber sofort wieder in die Realität zurückgeholt als Iruka seine Hand auf meine legte. Ich zuckte zusammen, zog die Hand aber nicht weg. Sie war groß und warm. Es war... Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll...
Wie in Trance betrachtete ich unsere Hände und verschränkte immer weiter meine Finger mit Iruka's.
"Wollen... wollen wir, wenn wir wieder in Konoha sind, zusammen auf das Fest gehen?", nuschelte er auf einmal vor sich hin, so leise, dass ich ihn nur mit Mühe verstehen konnte.
Schlagartig wurde ich rot. Na gut, vielleicht nicht schlagartig. Mein Gehirn brauchte ein bisschen Zeit, um dieses Angebot erstmal zu verstehen.
"Äääaaaaaahhhh...a-also, ich..." Was zum Henker? Kann ich mal bitte ordentlich sprechen?
"Du musst nicht, wenn du-" Er machte Anstalten, seine Hand wieder wegzunehmen, doch das wusste ich zu verhindern.
"DOCH! Ich meine,... ja, sehr gerne!" Ich lächelte etwas unbeholfen. Aber es war ein ehrliches Lächeln. Auch Iruka lächelte sofort und schien sehr erleichtert.
"Ich glaube, wir sollten langsam mal Anne und Kakashi suchen. Vielleicht haben sie ja auch mittlerweile unseren Stalker gefunden.", witzelte ich und stand auf, seine Hand noch immer fest umschlossen. Er ließ sich von mir hochziehen und gab mir mit einem Nicken recht. Aber als wir ein paar Schritte gingen, fiel mein Blick auf drei Menschen. Auch Iruka hatte sie bemerkt und zuckte wie eine Katze zusammen. Anne grinste wie ein Honigkuchenpferd und wackelte passend dazu mit den Augenbrauen.
"Und ich dachte schon euch ist ohne uns langweilig geworden?", sagte sie scheinheilig und stemmte spielerisch die Hände in die Hüften. Mir fiel keine Antwort ein, also hielt ich einfach meine Klappe und sah sie einfach nur mit einem trotzigen Blick an. Kakashi laß. Doch nicht er hatte meine Aufmerksamkeit erregt, sondern das kleine, unsicher auf den Boden sehende Mädchen. Als sie anscheinend bemerkte, dass ich sie beobachtet hatte, sah sie kurz auf. Direkt in meine Augen.
Ich sah in ihre. In zwei große, grüne Augen.
"Wer ist das?", fragte ich etwas misstrauisch. Anne ging zu dem Mädchen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Auch Iruka schien verwirrt zu sein.
"Das ist Tori. Sie wird uns helfen, zurück nach Konoha zu kommen.", sagte sie lächelnd.
"Naja, Tori ist nicht mein richtiger Name, aber ihr könnt mich auch gerne so nennen.", meinte das Mädchen schnell. Doch Iruka schien noch immer nicht überzeugt.
"Wie soll sie uns denn bitte helfen? Sie ist doch noch ein Kind, und warum weiß sie überhaupt davon?"
Das Mädchen senkte eingeschüchtert den Kopf.
"Ich will doch nur helfen, mehr nicht.", sagte sie leise. Für mich schien sie sehr vertrauenswürdig. Ich glaubte ihr.
"Sei nicht so hart zu ihr. Sie macht auf mich einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck.", sagte ich zu ihm und drückte seine Hand. Und tatsächlich, er nickte und lächelte einsichtig.
"Du hast recht. Tut mir leid, ich war wahrscheinlich einfach zu misstrauisch.", erwiderte er leise.
"Und wenn wir schonmal wieder alle beisammen sind, können wir euch ja gleich mal DIE perfekte Location für unsere Flucht zurück nach Konoha zeigen.", wechselte ich schnell das Thema.

Soulmate {Kakashi FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt