Ich stand im Stall und wartete, bis Paulus, unser Stallherr, mein Pferd gesattelt hatte. Heute war anscheinend viel zu tun. Überall flitzten Knechte umher und misteten die Ställe aus oder fütterten die Tiere. Einige führten die Pferde auch hinaus, auf die Wiese hinter der Burg. Ich hatte meine Leibwächter heute nicht beauftragt, mich zu begleiten. Ich trug einen langen Umhang, der mich Tarnen sollte. Die Kapuze war groß und warf mein Gesicht in Schatten. Ich fühlte mich dadurch wie ein Verbrecher. Zumindest sah ich einem Ähnlich. Auch hatte ich Paulus gesagt, er solle mein Pferd mit dem einfachsten Sattel satteln. Nichts Prunkvolles.
Als das Geräusch von Hufen näher kam, sah ich vom Boden auf. Paulus kam mit meinem Pferd und reichte mir die Zügel. „Habet Dank", lächelte ich. Paulus nickte und verbeugte sich leicht. Dann machte ich mich auf dem Weg hinaus. Ich stieg auf und gab sofort zum Galopp an. Ich wollte so schnell wie möglich im Dorf sein.
Dort angekommen wunderte ich mich. Die Leute waren heute besser gekleidet, zwischen den Häusern waren Banner gespannt, welches das Wappen unseres Landes trugen. Ich ließ mein Pferd in Schritt entlang gehen und sah mich weiter um. Nicht nur ausschauhaltend nach Manuel, sondern auch nach einer Erklärung für den Wandel. Als ich dem Marktplatz näherkam, hörte ich die Musik einer Trommel und des Dudelsacks. Die Klänge lockten mich dort hin und als sich der Platz offenbarte, tummelten sich die Leute nur auf ihm. Ich ritt am Rande entlang und sah über die Köpfe hinweg. Ein holzendes Podest war aufgebaut, wo Musiker so wunderschön spielten. Ich stieg von meinem Pferd ab und band es an einem Pfosten fest. Alleine lassen wollte ich es dennoch nicht. Zu groß war die Gefahr, dass es gestohlen wurde. Also blieb ich daneben stehen und lauschte.
An mir vorbei liefen zwei spielende Kinder. Ihr lachen brachte auch mich dazu, dass mein Grinsen breiter wurde. All das Leid, was ich die letzten beiden Tage gesehen hatte, war verflogen. Die Leute tanzten und waren in ihren besten Kleidern. Fröhlich wurde Bier in die Höhe gehalten und zu der Musik gesungen.
Als ein Älterer Herr sich ein Stück neben mich stellte, nahm ich meine Kapuze runter. Ich wollte ihn nicht verängstigen mit meinem Auftreten. Schließlich war ich ein fremder. „Verzeihen sie, was ist hier für ein Fest?", fragte ich den Herren. Der Mann beäugte mich, als würde er mir keines Weges trauen. „Wir feiern unser Dorf. Es besteht heute seine Hundert Jahre", erzählte er mir. „Das ist ein Grund zum feiern", stimmte ich zu. Der Herr nickte und sah wieder zu der tanzenden Menge. Ich machte es ihm gleich. Ob Manuel auch zu den Leuten gehörte, die ihr feierten? Ich suchte die Leute ab, doch fand ihn nicht. Also beschloss ich mein Pferd zu nehmen und ihn zu suchen. Aber vorher griff ich in meinen einen Beutel und nahm ein Brötchen, etwas Käse und Wurst hinaus. „Für sie." Ich reichte alles dem Herrn, mit dem ich gesprochen hatte. Verwundert nahm er es in seine Hände. „Habet dank. Aber wofür?" „Einfach, um eine gute Tat zu vollbringen." Ich grinste und setzte meine Kapuze wieder auf. Mich wunderte es, wieso er mich nicht kannte. Aber vielleicht war es auch ganz gut so. Ich nahm mein Pferd wieder und ging davon, Richtung Gasse, wo ich Manuel gestern gefunden hatte.
Der Weg war schwer, weil so viel los war. Aber die meisten machten mir Platz. Mit einem schwarzen Hengst und einem Mantel, der das Gesicht nicht zeigte, machte man den einen oder anderen doch etwas Angst. Und so gingen sie aus Respekt einfach aus dem Weg. Die Musik wurde auch immer leise, desto weiter ich mich entfernte. Allerdings war sie immer noch hörbar, als ich an der Gasse ankam. Auch das Singen und das Grölen der Leute konnte man hören. Ich quetschte mich samt Pferd durch die Gasse und kam auf dem Platz raus, wo der Brunnen stand. Doch Manuel saß nicht dort, wie am gestrigen Tag. Zu meinem bedauern.
Ich band mein Pferd am Brunnen fest. Den Mantel legte ich ab, um mich darauf zusetzen. Wo er sich wohl rumtrieb?
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Unerklärliche Liebe / Kürbistumor
FanfictionDer Prinz des Landes ist ein gutherziger Mensch. Er kann die Sitten der Zeit nicht nachvollziehen. Die Reichen stehen über den Armen und ihnen zu Helfen, das würde von seinen Vater, dem König, niemals in Frage kommen. Doch als der Prinz eines Tages...