Teil 8

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Ich saß auf meinem Sessel und starrte in meinen Kamin, der jedoch aus war. Nur die schön gestapelten Hölzer lagen dort, bereit um angezündet zu werden. Ich grübelte darüber, wie ich an Medizin kam. Die Schwestern würden verdacht schöpfen, wenn ich dort nach etwas frage. Sie würden sofort darauf beharren, mich zu versorgen. Was jedoch nicht nötig war. Das Klopfen an meiner Tür unterbrach meine Überlegungen. „Ja bitte?", rief ich. In meinem Sessel drehte ich mich so, dass ich sehen konnte, wer mein Gemach betrat. Es war Marlen. Da kam mir die Idee. „Marlen, schön das du da bist." Wie von einem Bären gejagt, sprang ich auf und rannte zu ihr. Mit den Händen packte ich sie an die Schultern. Erschrocken und ängstlich sah sie mich an. „Kannst du mir einen gefallen tun?" „Sicher. Worum geht es?" Ihre Stimme zitterte leicht. „Bitte bring mir Medizin für jemanden, der Fieber hat. Irgendwas, was dagegen hilft. Und Kräuter. Alles Mögliche. Kannst du das machen?" Aufgeregt sah ich sie an. „Natürlich." Ich grinste breit und gab ihr schließlich einen Kuss auf die Wange. „Danke dir." Ich umarmte sie noch schnell. Sie war wirklich die Lösung des Problems. Wieso ich nicht früher draufgekommen war, wusste ich nicht. Sie hatte schließlich nicht nur die Aufgabe mir zu dienen, sondern auch die, mit Acht auf die anderen Mägde zu geben. Und wenn dort eine Krank war, holte man auch mal Medizin aus dem Krankenflügel. „Aber wieso bist du gekommen?", fragte ich noch. Ich ließ mich auf mein Bett nieder. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles gut bei ihnen ist." Ich lächelte, als ich ihre Worte hörte. „Das ist sehr lieb von dir. Bringst du mir noch meine Mahlzeit und kümmerst dich um die Medizin? Ich bräuchte sie spätestens zum Tagesanbruch. Und morgen bitte ein ebenso großes Frühstück. Vielleicht eine Kanne mit Milch. Das wäre auch sehr gut." „Wie es ihnen beliebt, Herr." Marlen verbeugte sich und ging. „Danke!", rief ich noch mal hinterher. Kurz bevor sie die Tür schloss, strahlte sie mich noch einmal an. Glücklich ließ ich mich nach hinten fallen.

Am nächsten Morgen schienen mir die Sonnenstrahlen nur so ins Gesicht. Sofort sprang ich auf und warf mich in frische Kleidung. Auch heute wäre mein Umhang mein Begleiter.

Es war noch sehr früh, als ich mit zwei gefüllten Beuteln mit Essen und einen mit Medizin zum Dorf aufbrach. Ich hatte auf mein Pferd verzichtet. Nun dauerte der Weg länger aber ich könnte mich dort rumtreiben, ohne die Sorge zu tragen, dass es gestohlen wurde.

Die Sommerhitze brütete auf meiner Haut. Der Himmel trug keine einzige Wolke. Vereinzelnd flog ein Vogel über die Ländereien. Gut gelaunt leiteten mich meine Füße hinunter zum Dorf. Dort angekommen begab ich mich direkt zu der Familie, mit der kranken Frau. Am heutigen Tage saßen nur die beiden Kinder draußen und spielten mit einem Kreisel. „Seid gegrüßt", lächelte ich ihnen zu. Die Kinder hoben ihren Kopf an und erkannten mich. Beide standen auf und verbeugten sich. Ich war verwirrt. War dies jetzt so, wegen meinem Geschenk oder weil sie erfahren haben, dass ich der Prinz war. „Wo ist denn euer Vater?", fragte ich die beiden. „Bei Mutter", sagte die kleinere mit den zwei geflochtenen Zöpfen. Erst jetzt sah ich wieder diese Trauer in den Kinderaugen. „Dürfte ich hinein?", fragte ich zögerlich. Sie nickte. Dankend ging ich an ihnen vorbei und klopfte an die Holztür. Ohne auf ein Wort zu warten, öffnete ich diese und trat ein. Es war eine dunkle, spärlich eingerichtete Hütte. Nur das nötigste war da. Jedoch fand ich niemanden. „Ist hier wer?", rief ich also. Ich hörte daraufhin einen Stuhl über die Dielen reiben. Gleich darauf Schritte. Ein Vorhang wurde zurückgeworfen und der Mann, vom gestrigen Tage, trat vor. 

„Sie sind tatsächlich gekommen." „Ich halte mein Wort", lächelte ich ihn an. Er senkte seinen Kopf. „Nur leider sind sie zu spät. Sie ist von uns gegangen." Die Schultern des Mannes fingen an zu zucken. Langsam ging ich zu ihm und legte meine Hand auf seine Schulter. „Mein herzlichstes Beileid. Ich habe mich bemüht so früh zu kommen, wie es geht." Der Mann nickte und wischte sich eine Träne beiseite.

„Ich habe ihnen wieder essen gebracht und Medizin. Ich denke, die können sie dennoch gebrauchen." Ich nahm meine Beutel ab und stellte sie auf den Boden. Den mit der Medizin jedoch stellte ich auf den Tisch. „Kennen sie kranke, die diese Medizin dringend brauchen?", fragte ich ihn. Die Kräuter sortierte ich gerade aus. „Ich kenne welche. Aber ich verstehe nicht ganz. Wieso tun sie sowas gutherziges? Und wer sind sie? Wir haben sie noch nie gesehen hier im Dorf." Ich lächelte nur, unterbrach meine Arbeit nicht. Als ich fertig war, sah ich auf. „Bitte, spart mit diesen Dingen. Ich werde nicht jeden Tag etwas bringen können. Teilen sie, wenn jemand in Not ist. Bringen sie die Medizin weiter, wenn sie jemand braucht." „Haben sie das alles gestohlen?", fragte der Mann. „Nein. Kümmern sie sich nicht darum. Seid einfach froh darüber, dass ich helfe und kümmern sie sich um die Kinder. Der Verlust ihrer schönen Frau tut mir leid. Sein sie trotzdem für die beiden Mädchen da." Der Mann nickte nur. Ich räumte noch schnell etwas Brot und Wurst aus, ehe ich meine Beutel schulterte und wieder ging.

Unerklärliche Liebe / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt