„Patrick, ich wollte mich verabschieden." Seine Stimme war gedrungen. Er klang, als hätte er geweint. „Nein, ich hatte doch gesagt, dass ich dich bei mir haben will." Ich drehte mich zu ihm. Er aber hingegen sprang hoch und setzte sich dann auf die Mauer des Balkons. „Du wirst ein guter König für das Land werden." Er kniete sich vor mich hin und nahm meinen Kopf in die Hände. Dann drückte er mir seine Lippen auf den Kopf. Ich war gelähmt und verzweifelt. Ich wollte nicht, dass er ging. Es war ein fürchterliches Gefühl. Meine Augen füllten sich mit Tränen und dann sah ich wegen ihnen nichts mehr klar. Die Hände von Manuel und seine Lippen verschwanden. Ich hörte es scheppern und dann Schritte über Dachziegel. Er war gegangen. Leise Schluchzer entflohen meinem Hals und ich sank zu Boden. Ich hatte unsere Freundschaft zerstört und ich wusste nicht, aus welchem Grund. Weinend vergrub ich meinen Kopf an meine Knie und ließ den Frust aus mir raus.
(...)
Die nächsten Tage über verbrachte ich viel mit Anne. Wir lernten uns besser kennen, gingen viel spazieren und spielten kleine Brettspiele. Doch nie war ich wirklich vollkommen bei ihr. Jeden Tag, jede Stunde und Minute, hatte ich den Drang Manuel aufzusuchen. Ihn wieder bei mir zu haben und ihm zu sagen, dass ich ihn brauchte. Ich hatte viel Zeit am Abend darüber nachzudenken, was er für mich war. Die ganzen Gefühle, die bei ihm auftraten, die auch bei Anne aufkamen. Aber viel viel Schwächer. War es vielleicht keine Krankheit, sondern eine Art von Liebe, die ich für Manuel spürte? Ich hatte von solchen Menschen gehört. Und ich wollte herausfinden, ob ich auch so einer war. Doch ich konnte nicht fort. Die Vorbereitungen für die Hochzeit liefen und schon übermorgen war es soweit. Ich hatte keine Chance mehr Manuel vor der Hochzeit zu sehen.
Am Abend saß ich auf meinem Bett mit einem Krug mit Tee. Marlen faltete gerade etwas Wäsche zusammen und leistete mir Gesellschaft. Das tat sie jeden Tag, seit Manuel weg war. Ich fühlte mich furchtbar einsam ohne ihn. „Du Marlen?" Unsicher sah ich in ihre Richtung. Sie selbst drehte ihren Kopf zu mir um. „Ja, Herr?" Sie hörte jedoch nicht auf die Wäsche zu falten. „Ich vermisse Manuel. Ich möchte ins Dorf gehen." „Sie heiraten übermorgen. Sind Sie sicher?" Jetzt legte sie das Hemd, was sie gerade in der Hand hatte, zur Seite und kam zu mir. Langsam setzte sie sich an die Bettkante und musterte mich mit traurigem Blick. „Es fühlt sich an, als hätte sein gehen ein Teil meines Herzens mitgenommen. Ich fühle mich nicht ganz", murmelte ich mit dem Blick in das lauwarme Getränk. „Der König wird es nicht gut heißen, wenn er mitbekommt, dass Sie wieder ins Dorf gegangen sind. Warte die Hochzeit ab. Dann sind Sie König und Sie können gehen, wann immer Sie wollen. Dann suchen Sie ihn." Ich nickte. Eigentlich war es eine schlauere Idee. Aber ich hätte ihn gerne bei der Trauung und Krönung bei mir gehabt. Als besten Freund.
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Unerklärliche Liebe / Kürbistumor
FanfictionDer Prinz des Landes ist ein gutherziger Mensch. Er kann die Sitten der Zeit nicht nachvollziehen. Die Reichen stehen über den Armen und ihnen zu Helfen, das würde von seinen Vater, dem König, niemals in Frage kommen. Doch als der Prinz eines Tages...