Teil 14

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Es klopfte an der Tür. Ich sprang von meinem Stuhl auf und ging zu ihr, um sie zu öffnen. Aber nur einen Spalt weit, um zu prüfen, wer dort stand. Es war Marlen mit einem Wagen voll mit Speisen. „Du bist es", sagte ich erleichtert und öffnete die Tür weiter, um sie passieren zu lassen. „Ich bringe euer Mittagessen", sagte sie im vorbei gehen, geradewegs zu meinem Tisch, wo sie sofort begann aufzudecken. Ich schloss die Tür wieder hinter ihr. „Hast du zwei Teller?", fragte ich. Ich sah mir das Essen an. „Zwei?" Sie schien verwundert. Dann aber griff sie sich an den Kopf. „Verzeiht mir, ich hatte ihr Vorhaben nicht bedacht. Ich werde gleich einen zweiten holen. Verzeiht mir." Demütig senkte sie ihren Kopf. „Hol du mal, ich werde hier weiter machen. Ist nicht so schlimm." Aufmunternd sah ich sie an. Verunsichert lächelte sie, ging dann aber schnellen Schrittes hinaus.

Ich sah ihr Lächelnd nach, während ich schon den Krug mit der heißen Suppe auf den Tisch stellte. Neben Suppe gab es noch einen Braten, etwas Gemüse und Brot mit Butter. Gerade war ich fertig geworden, da ging die Tür zu meiner Kammer auf und Manuel stand in seiner neuen Kleidung und nassem Haar drin. „Ist das alles für uns?", fragte er ungläubig. „Sicher. Iss dich satt. Das kannst du gebrauchen." Langsam kam Manuel auf den Tisch zu, den Blick auf die Lebensmittel gerichtet. „Ich bin im Himmel", murmelte er. Seine Hände umklammerten die Lehne des Stucks an der Stuhllehne. „Setz dich doch." Ich zog meinen zurück und deutete drauf. Leicht zögerlich setzte Manuel sich. Auf seinen Lippen trug er ein unsicheres Lächeln. Er müsse sich wirklich erst an sein neues Leben gewöhnen.

Ich füllte Manuels Teller mit Suppe auf und schmierte ihm Brot mit Butter. „Iss." Ich schob alles zu ihm. „Ich bin dir wirklich so dankbar, Patrick." Sanft legte er seine Hand auf meine. Ich starrte auf unsere Hände. „Ich tue, was ich kann." Jetzt nahm er sie wieder weg und fing an, die Suppe zu Löffeln. Im selben Augenblick, klopfte es wieder an der Tür. Manuel zuckte zusammen und der Löffel fiel aus seiner Hand, in den Teller, was laut klirrte. „Das ist nur meine Magd", beruhigte ich ihn. Ich stand auf und strich ihm über die Schulter. Ich wollte, dass er sich sicher fühlt.

Es war wirklich Marlen. „Danke dir", sagte ich lächelnd. Ich wusste nicht, ob ich sie reinlassen sollte. Manuel fühlte sich schließlich noch unsicher und gleich jemanden kennenzulernen, der in der Burg lebte und ihn nicht kannte, überforderte ihn vielleicht. „Du Marlen. Ich rufe dich, wenn aufgeräumt werden muss. Ruh dich etwas aus." Ich versperrte ihr den Weg mit meinem Körper. „Ist er da?", fragte sie nur. Leicht nickte ich. „Ich werde sie nicht stören. Aber passen sie auf, dass sie nicht erwischt werden." Es war süß, dass sie sich sorgen machte. „Danke, das werden wir." Somit schloss ich die Tür wieder und ging zum Tisch zurück. Ich setzte mich Manuel gegenüber, der sich mehr Suppe auftat, und schnitt etwas Fleisch vom Braten ab.

Nach dem Essen, lagen wir auf meinem großen Sofa und starrten gegen die Decke, welche mit goldenen Ranken verziert war. „Denkst du es ist möglich, mir die Burg zu zeigen? Ich würde mir gerne alles ansehen. Oder ist das zu riskant?", fragte Manuel mich. Ich überlegte kurz. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht bald. Lass uns erstmal schauen, wie sich alles entwickelt." Ein zustimmendes Brummen kam von Manuel zurück. Ich schloss die Augen. Ich fand es schön, dass ich nicht mehr alleine war. Das ich jemand hier hatte und ich ihm helfen konnte.

Ein zufriedenes seufzen entfleuchte mir. Dann aber, klopfte es wieder an der Tür. Ich schlug die Augen wieder auf und drehte den Kopf zu Manuel, der mich fragend ansah. „Ich hatte meine Magd gesagt, sie solle ruhen. Das muss wer anders sein. Geh in die Kammer." Manuel stand rasch auf und rannte in die Kammer und schloss die Tür hinter sich. Ich stand auf, ging zur Tür und öffnete. Es war Vaters Botschafter. „Ich solle sie holen", sagte er in formellen Ton. „Wofür?" Ich war verwirrt. „Der König will sie sprechen." Nun war ich noch verwirrter. Hatte eine Wache berichtet, dass ich mit einem Fremden in die Burg kam? Und wieso kam er nicht selbst, um mich zu holen? „Ich werde mir was passendes Anziehen. Warten sie." Der Botschafter hob einen Finger und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch da schlug ich schon die Tür zu und drückte mich gegen. Was er wohl wollte?

Schnell ging ich zur Kammer, öffnete dabei schon meine Hose. „Manuel, ich muss zu meinem Vater. Irgendwas ist. Bleib hier. Wenn jemand klopft, nicht aufmachen. Geh dann direkt hier hin. Keinen Betritt meine Kammer. Hier sieht dich niemand." Manuel nickte. Sein Blick wanderte an mir herunter, zu meinen Händen die meine offene Hose hielt. „Was hast du vor?", fragte er mit einem Unterton in der Stimme, den ich nicht deuten konnte. „Mich umkleiden." Ich drehte mich um, ging zu meinem Schrank und nahm mir eine bessere Hose hinaus. Auch ein formelles Hemd. Schnell zog ich mich um, bürstete noch mein Haar und ging zurück zur Tür. „Ich werde bald da sein." Manuel nickte unsicher, doch ich machte nur noch die Tür auf, quetschte mich durch und stand dann vor dem Botschafter. „Ich bin soweit." Die Tür ließ ich zuknallen. „Ist alles gut bei Ihnen?", erkundigte sich der Botschafter mit einem fragenden Blick. „Sicher." Ich zog noch mein Hemd zurecht. „Gut, dann kommen sie mit." Er machte auf dem Absatz kehrt und ging vor, richtung Königsflügel. Ich war nervös und den ganzen Weg über stellte ich mir nur die eine Frage. Was will Vater von mir?

Unerklärliche Liebe / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt