Teil 17

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Ich vermutete, dass es über Nacht wieder geregnet hatte. Meine Schuhe waren schon voller schlamm, als ich das Dorf betrat. Ich zog die Kapuze meines Umhanges tief in mein Gesicht. Die Leute schauten mich auch schon wieder an.

Stapfend lief ich durch die Gassen, bis zum Marktplatz. Ich sah einen Mann, der mit zerrissenen und dreckigen Kleidungsstücken an einem Pfahl stand. In seiner Hand hielt er ein Seil. Das Seil führte zu einem Schwein. Ich grinste. Langsam ging ich auf den Mann zu, der sich umzuschauen schien. „Verzeihen sie", sprach ich ihn an. Fragend sah der Herr mich an. „Wie heißt das Schwein?", fragte ich. Der Mann runzelte die Stirn, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. „Das hat keinen Namen. Ich verkaufe es, damit es geschlachtet wird." Ich verzog mein Gesicht. Ich aß zwar Fleisch und es waren Nutztiere, die dafür geboren wurden, das wir sie essen. Dennoch war es komisch das Tier, was später auf meinem Teller lag, hier lebendig vor mir zu sehen. „Ich verstehe." Ich nahm einen der Beutel von meinem Rücken hervor und machte ihn auf. „Für sie." Ich gab dem Mann ein halbes Laib Brot in die Hand. „Sie sind es." Fassungslos sah er mich an, nahm aber das Brötchen in seine Hand. „Ich bin wer?", fragte ich zurück. Ich kramte leicht lächelnd eine Möhre aus dem Beutel, um es dem Schwein zu geben. „Sie sind der nette Unbekannte. Wie ist ihr Name?" Der Mann wirkte plötzlich so nervös, im Positiven. Als würde vor ihm der König stehen.

Ich beugte mich zu dem Schwein runter, und legte die Möhre vor seine Schnauze. Sofort hob das Schwein es auf und schmatzte die Möhre laut vor sich hin. Es war wirklich süß, wie Schweine aßen. „Ich glaube, der nette Unbekannte ist ein ganz guter Name." Ich lächelte den Mann an, der zustimmend nickte und dabei eine ganz leichte Verbeugung machte. Ich fühlte mich kurz, als würde er wissen wer ich war. Doch der Gedanke verflog rasch. „Ich werde meine Sachen verteilen gehen. Haben Sie noch einen schönen Tag", wünschte ich den Mann, ehe ich davon ging. „Habet vielen Dank!", rief er mir nach, doch drehte ich mich nicht nochmal um. Auf meinen Lippen lag trotzdem ein Lächeln, was auch noch die ganze Zeit blieb, während ich im Dorf war.

Als meine Beutel leer waren, ging ich die Gassen entlang, zurück in Richtung Burg. Ich hatte eine Familie ziemlich viel Geschenk und die Frau hat mich dankend umarmt. Ich hatte in ihren Augen tränen der Freude gesehen und dieses Geschehen hatte mich so glücklich gemacht.

Als ich über die Brücke ging, sah ich am Torbogen den Botschafter meines Vaters stehen. In mir stieg Angst auf. War etwas passiert? Schnell ging ich voran und als er mich bemerkte, drehte der Botschafter sich zu mir um. Seine Feder auf dem Kopf schwankte im leichten Wind nach rechts und in seiner Hand trug er eine lederne Tasche. „Ist etwas passiert?", erkundigte ich mich leicht schnaufend. „Nicht im Direkten, Herr." „Nicht im Direkten?" Ich war verwirrt. „Folgen sie mir, Herr." Der Botschafter drehte sich auf der Ferse um und lief in kleinen tippelnden Schritten davon. Immer noch verwirrt sah ich ihm nach. Einer der Wachen räusperte sich. „Gehen sie lieber hinterher, Sir", sagte er zu mir. Er löste mich aus meiner Starre. „Danke", sagte ich schnell zu ihm und lief dann den Botschafter hinterher.

Ich erkannte schnell wohin der Weg uns brachte. Wir liefen bis zu der großen schweren Tür, wo sich mein Vater hinter verbarg. „Viel Glück" wünschte der Botschafter mir. Sein Blick war mitleidend. Ich verstand das Geschehen nicht. Doch ich wollte wissen, wieso ich herkommen sollte. Deswegen hob ich meine Hand und klopfte drei Mal gegen die Tür. Dumpf hallten die Schläge in den hohen Korridoren wieder und dann erklang von der anderen Seite die Stimme Vaters. Ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich die Tür öffnete und den Raum betrat. „Hallo Vater." 

Unerklärliche Liebe / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt