Ich wurde erst wach, als Marlen die schweren Vorhänge zur Seite schob und das Licht der Morgensonne in mein Gemach schien. „Guten Morgen" murmelte ich, als ich mich aufrichtete. „Guten Morgen, Herr. Haben sie gut geruht?", erkundigte sich Marlen sofort. Kurz rieb ich mir den Schlaf aus den Augen. „Ja, danke. Bringst du mir Frühstück?" Marlen nickte. „Genauso viel, wie sonst?" Jetzt kam von mir ein nicken. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte schlechte Laune. Ich war erst eingeschlafen, als man schon den Hahn in der Ferne krähen hören konnte. Zu lange hatte ich mich hin und her gewälzt, weil ich nicht aufhören konnte an Manuel zu denken und an den Plan, den ich schmiedete.
Seufzend schwang ich mich aus dem Bett und setzte mich an meinen Spiegeltisch. Ich sah wirklich schlecht aus. Ich griff nach der Bürste und kämmte mein Haar nach hinten. Dann stand ich wieder auf und ging in meine Kammer, um mir einmal etwas kühles Wasser ins Gesicht zu spritzen und um mir die Zähne mit Minzwasser zu spülen. Als ich meine Kammer wieder verließ, war Marlen auch schon wieder da und deckte meinen Tisch mit den Leckereien. „Danke Marlen." Ich setzte mich an den Tisch und starrte das Laib Brot an, was auf meinem Brettchen lag. Ich hatte keinen Hunger. „Stimmt was nicht?", fragte Marlen mich besorgt. „Irgendwie habe ich keinen Hunger", erklärte ich ihr dann. „Bedrückt sie was?" Behutsam legte sie ihre Hand auf meine Schulter. Kurz überlegte ich, ob ich ihr von meinem Vorhaben erzählen sollte. Aber sie würde es eh früher oder später erfahren. „Schon möglich. Hör zu..." Ich drehte mich zu ihr und erzählte davon, dass ich Manuel mit auf die Burg nehmen wollte. Geduldig lauschte sie meiner Idee. Als ich fertig war, musste ich erstmal Luft holen.
„Das ist riskant. Aber ich werde kein Wort darüber verlieren. Euer Geheimnis ist bei mir sicher." Aufmunternd lächelte sie mich an. „Ich danke dir. Ich werde mich dann auch mal auf den Weg ins Dorf machen", sagte ich, während ich schon aufstand und meinen Beutel holte, um gleich darauf das Essen in sie zu räumen. Marlen räumte das Geschirr weg, machte mein Bett zurecht und fing dann an, den Staub von den Schränken zu fegen. „Achso, die Wäsche. Machst du die Wäsche?" Ich schaute auf meinen verdreckten Umhang. „Sicher", nickte Marlen.
Ich ging zu meinem Schrank und nahm einen weiteren Umhang hinaus. Noch dazu eine Hose, ein paar Schuhe und ein Leinenhemd für Manuel. Dies tat ich in einen separaten Beutel. Dann zog ich mich selbst um und verabschiedete mich. Mein Weg führte mich wieder die Treppe herunter und hinaus auf den Hof, die Brücke entlang und schließlich ins Dorf.
Auch heute war wenig los. Vermutlich wegen dem Wetter. Zwar schien die Sonne, aber dennoch fing es ab und zu an zu regnen. Die Straßen waren matschig und überall hatten sich kleine Pfützen gebildet. Als ich an paar Wohnhäusern vorbei lief, wandten sich alle Blicke zu mir um. Ich fühlte mich Unbehagen, als die Leute anfingen zu tuscheln. Ich warf mir meine Kapuze auf den Kopf und lief mit gesenktem Blick weiter zum Marktplatz. Selbst hier war wenig los. Vor einer Taverne waren zwei schwarze Pferde gebunden und daneben saß ein kleiner Junge, der sie zu hüten schien. Langsam ging ich auf ihn zu. Als er mich bemerkte, hob er den Kopf und stand schließlich von der Treppe auf, auf der er gesessen hatte. „Sie sind der nette Unbekannte", sagte er voller erstaunen. Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Hütest du die Pferde?", fragte ich. „Ja." „Wem gehören sie?" Ich beugte mich etwas tiefer, um auf einer Augenhöhe zu sein. „Zwei Landstreicher." Ich nickte. „Zwei Landstreicher." Ich flüsterte so leise zu mir selbst, dass er meine Wiederholung vermutlich nicht gehört hatte. „Belohnen sie dich dafür, dass du hier aufpasst?" Der Junge schüttelte mit dem Kopf. „Das ist aber nicht nett. Hier, dann hast du wenigstens etwas im Magen." Ich nahm meinen Beutel nach vorne und gab dem Jungen das Brotlaib, was ich nicht gegessen hatte. „Vielen Dank." Strahlend nahm der Junge es an. „Pass auf dich auf", verabschiedete ich mich. Mit gesenktem Blick lief ich weiter.
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Unerklärliche Liebe / Kürbistumor
FanfictionDer Prinz des Landes ist ein gutherziger Mensch. Er kann die Sitten der Zeit nicht nachvollziehen. Die Reichen stehen über den Armen und ihnen zu Helfen, das würde von seinen Vater, dem König, niemals in Frage kommen. Doch als der Prinz eines Tages...