Teil 11

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„Sie sind Irre." Manuel setzte sich neben mich auf den Ballen und stützte sein Kinn in die Hände. „Nein. Ich will nur, dass es dir besser geht", antwortete ich. Allerdings hatte ich gleichzeitig auch Angst, dass meine Idee ein Fehler war. Ich konnte meinen Vater nicht einschätzen, wie er reagieren würde. „Und wie soll ich in die Burg kommen?", fragte er mich dann. „Mit den Lumpen hier falle ich doch direkt auf." Ich musterte ihn etwas, bis mir schließlich eine Idee kam. „Ich bringe dir Morgen etwas von meiner Kleidung. So fällst du den Mägden nicht auf. Meinem Vater werden wir vermutlich nicht über den Weg laufen. Er ist am Tage meist in seinem Flügel der Burg und kümmert sich um Dinge, worum sich so ein König eben kümmern muss." „Der tut etwas?", fragte Manuel lachend. „Man kann es nicht glauben, aber ja. Zum einen will er die Häuser hier im Dorf renovieren und er sucht mir eine passende Frau. Das nimmt Zeit in Anspruch." Manuels lachen verstummte. „Eine Frau?" „Ja. Ich werde schließlich der nächste König und ich muss auch dafür sorgen, dass unsere Familie weiter regiert." Kurz musste ich auflachen. „Dabei habe ich gar kein Interesse daran zu heiraten und mit einer Frau, die ich vermutlich nicht mal lieben würde, Kinder zu zeugen." Unbeholfen scharrte ich auf dem Boden herum.

„Ich an deiner Stelle würde so eine Zwangsheirat nicht eingehen", antwortete Manuel mir. „Das liegt nicht in meiner Hand. Ich muss die Pflichten des Prinzen befolgen." Ich sah zu ihm. „Was ein Dreck", murmelt er. Ich nickte nur und dann trat stille ein.

Als er dann aufstand und seinem Beutel schulterte wusste ich, dass er jetzt gehen würde. „Ich glaube, ich werde morgen den Tag über am Brunnen sitzen und mich von der Sonne bescheinen lassen. Was sie tun, bleibt ihnen überlassen." Er zwinkerte mir zu und ging zur Tür. „Wir waren doch beim Du", sagte ich noch schnell, als er schon in der Tür stand. „Dann bis morgen, Patrick." Schon hüpfte er hinaus und ich war alleine in der Hütte der Wassermühle. Das plätschern war deutlich zu hören, ebenso das Knarren der Mühle.

Ich musste lächeln. Wieso fand ich diesen Jungen nur so interessant und anziehend. Seufzend lehnte ich mich gegen das Heu und raufte mein Haar. Ich musste den Plan wirklich stärker überdenken, ehe ich in morgen in die Tat umsetzen konnte. Ich wollte Manuel nicht in Schwierigkeiten bringen. Das einfache Volk durfte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr das Gelände unserer Burg betreten. Nicht einmal zur Festen, wie Geburtstage. Alles hatte Vater verboten. Unverständlich meiner Meinung nach.

Ich stand auf und verließ nun auch die Mühle, um zurück zur Burg zu gehen. Da wollte ich nachdenken über das, was ich vor hatte. Als ich dabei war, die Tür zu schließen, sah ich einen Bauer, der mich ansah, als hätte er einen Geist gesehen. „Was machen sie da?", rief er mir zu. Mir fror mein Blut ein. Mit erhobener Mistgabel kam der Bauer auf mich zugelaufen. So schnell ich konnte, rannte ich in die andere Richtung. Ich wollte nicht erwischt werden. Ich wusste nicht, wie die Leute im Dorf mit einem Einbruch umgingen.

Ich rannte und rannte, bis ich den Bauern nicht mehr hinter mir sah. Schnaufend lehnte ich mich gegen einen der Bäume. Als ich dann meinen Atem ruhiger bekommen hatte, sah ich mich um. Ich war im Wald. Kurz kratzte ich mich am Kopf und begab mich dann auf dem Weg zurück, in der Hoffnung den Bauern nicht nochmal zu begegnen. Um die Mühle machte ich einen Bogen und dann kletterte ich den Abhang hinauf auf die Brücke, die mich zur Burg führte. Dabei verlor ich meinen Halt und rutschte einige Meter runter, weiter runter zum Fluss. Nun war ich voller Dreck. Verärgert stöhnte ich und kletterte zum zweiten Mal hoch, was mir zum Glück gelang.

Ich warf meinen Umhang und meine Kleidung auf den Boden. Eine Wolke aus Sand und Staub flog in die Luft. „Viel Spaß beim Waschen", murmelte ich und drehte mich um, um in meine Waschkammer zu gehen. Dort stellte ich das Wasser an und ließ mich schon mal in die Wanne gleiten. Noch bevor sie vollgelaufen war, seifte ich mich ein und spülte es wieder ab.

Nach dem Baden wickelte ich mich in eines der großen Handtücher ein und schmiss mich so aufs Bett, um meine Gedanken freien lauf zu lassen.

Unerklärliche Liebe / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt