Meine Dienstmagd hatte mir ein Bad eingelassen. Das Wasser dampfte und die Hitze, welches in meiner Badekammer stand, brachten mir kleine Schweißperlen auf die Stirn. „Könntest du etwas kaltes Wasser nachgießen?", fragte ich freundlich. Meine Dienstmagd namens Marlen nickte und drehte den Hahn an. „Noch Wünsche?", fragte sie mich. „Nein, danke dir. Für heute befreie ich dich aus deinen Diensten. Ich habe keinen Hunger. Bis Morgen früh." Marlen sah mich an und ich sah, wie ein leichtes schmunzeln auf ihre Lippen glitt. „Danke, Herr." „Nichts zu danken. Schlaf gut." Ich grinste und machte dann die hölzerne Tür für sie auf, damit sie ginge. Ich wollte in Ruhe baden. Marlen machte einen Knicks und verließ dann auch den Raum. Den Knicks mussten sie machen. Verordnung des Königs. Auch das fand ich nicht nötig. Eine einfache Verabschiedung würde es auch tun. Doch es war nicht erlaubt, den Willen des Königs zu widersprechen. Wenn er davon wind bekommen würde, wäre sie ihre Arbeit los. Und es war schwer eine Magd unseres Hauses zu werden. Damals, da war ich gerade Fünfzehn geworden, da war ich mit Mutter in die Klosterschule gefahren um neue Mägde zu kaufen. Und dort traf ich auf Marlen, welche ich für mein eigen erklärte. Sie war die kleinste der Mägde gewesen und irgendwie auch unscheinbar. Doch mir gefiel sie. Aus dem Grund wollte ich sie mitnehmen.
Das heiße Wasser schwappte gegen meine Brust. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Rand der Wanne und schloss meine Augen. Ich war dankbar, dass ich Marlen hatte. Früher, als ich noch eine andere Magd hatte, da war alles schwerer. Meine Alte Magd hieß Antonia. Sie war wegen ihrem hohen Alter von uns geschieden, weswegen eine neue her musste. Ich kam zudem auch nicht sonderlich mit ihr zurecht. Da kam mir ihr Ableben eigentlich sehr gelegen. So Hart diese Worte klangen.
Nach meinem Bad zog ich mir meine Nachtkleidung an und stieg in mein weiches Bett. Die Decke zog ich mir bis zum Kinn. Als ich da so lag und meine Gedanken nachging, fiel mir der junge Bursche wieder ein. Er sah wirklich aus, als würde er Hilfe benötigen. Abgemagert und dreckig. Ob er ein Zuhause hatte, ob er Familie hatte? Ich beschloss gleich am nächsten Tag Marlen aufzutragen, mein Pferd fertig zu machen und meine Leibwächter zu sagen, sie sollen mich begleiten. Ich wollte mich auf die Suche nach dem Jungen machen. Er ging mir nicht aus dem Kopf. Seufzend drehte ich mich auf die Seite. Wenn ich ihn im Dorf finde. Er konnte schließlich überall sein.
Ob er ein Dieb war? Kriminell? Das Brot hatte er geklaut, da war ich mir sicher. Nicht ohne Grund wurde er verscheucht wie ein räudiger Hund. Aber vielleicht klaute er auch nur aus Not. Ich schloss meine Augen. Hoffentlich fand ich ihn am nächsten Tag.
Nach dem Frühstück zog ich mir meine Kleidung für den heutigen Tag an. Marlen hatte schon alles erledigt. Ich war gut ausgeschlafen und fühlte mich frisch für den heutigen Tag. Zufrieden ging ich die Korridore entlang. „Guten Morgen, Herr", wurde ich von einigen Damen lächelnd begrüßt, die den Staub entfernten. Ich grinste sie beim vorbeigehen an. Ich mochte die Angestellten dieses Hofes. Alle waren lieb und gut gelaunt, auch, wenn sie es sein mussten. Jedenfalls in der Gegenwart meinerseits oder den meiner Eltern.
Ich kam in den Innenhof an und sah, dass unser Pferdewirt auch schon mit meinem Pferd wartete. Ebenso meine drei Leibwächter vom Vortag. „Danke ihnen", sagte ich zum Pferdewirt, als er mir die Zügel überreichte. „Guten Morgen. Wir reiten zum Dorfe", sagte ich zu meinen Leibwächtern, als ich aufstieg. Alle drei schauten mich an, als wäre ich verrückt. „Aber Herr, was wollen sie da?", fragte Claus zögerlich. Ich wusste nicht, ob ich es ihnen sagen sollte. Aber früher oder später würden sie meine Absicht verstehen. „Jemanden suchen", antwortete ich also. Zeitgleich gab ich an, das mein Pferd sich in Bewegung setzen sollte. Meine drei Gefährten wechselten einen undefinierbaren Blick, folgten mir dann aber. Was blieb ihnen auch anderes über?
Wir ritten den selbigen Weg, den ich mit Vater gegangen war. Ich kannte mich nicht aus, weshalb ich mir gestern gemerkt hatte, wo man lang musste. Der leichte Wind tat gut und dämpfte etwas die Hitze, die seit Tagen über unser Land herrschte. Die Bauern hatten schon Angst um ihr Gut. Geld würde ihnen fehlen, wenn der Ertrag nicht ausreichend war.
Ich kam im Dorf an und ritt langsam die Wege entlang, ausschauhaltend nach dem Jungen. Wie am gestrigen Tage sahen mich die Bewohner des Dorfes ehrfürchtig an. Sie verharrten in ihrer Arbeit und sahen auf, um mich anzusehen. Es war ein komisches Gefühl. Ich war es nicht gewohnt.
Auf dem Marktplatz war am nicht so viel los. Vereinzelnd liefen hier und da Leute umher. Ab und zu eine streunende Katze. Doch den Burschen fand ich nicht. Ich seufzte und bog in den Weg ein, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte. Als wir dort ankamen, stieg ich von meinem Pferd ab. „Ihr wartet hier", befahl ich und ging zu der Gasse, in welche er gestern verschwunden war. „Aber Herr, sie können nicht alleine das Dorf erkunden", warnte Michael mich besorgt. „Mir wird schon nichts passieren. Ich habe mein Schwert zu Not." Ich klopfte an meine Hüfte. „Wenn sie meinen." Mit besorgtem Blick sahen mich alle Drei an. Ich aber ging da nicht weiter drauf ein und ging die schmale Gasse entlang. Geführt von der Neugier.
Ich kam an einem Innenhof raus, wo ein Weg lang führte. In der Mitte stand ein Brunnen. An diesem saß jemand. Ich erkannte aber nur den Hinterkopf. Ich ging um den Brunnen und sah die Person an, welche dort auf dem steinernen Boden saß. Es war der Bursche, den ich so sehr gesucht hatte.
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Unerklärliche Liebe / Kürbistumor
FanfictionDer Prinz des Landes ist ein gutherziger Mensch. Er kann die Sitten der Zeit nicht nachvollziehen. Die Reichen stehen über den Armen und ihnen zu Helfen, das würde von seinen Vater, dem König, niemals in Frage kommen. Doch als der Prinz eines Tages...