Teil 15

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Zögerlich ging ich auf Vater zu. Er saß auf einem Sessel und musterte jeden einzelnen Schritt von mir. "Du wolltest mich sprechen?" Ich setzte mich auf den Stuhl, der vor ihm stand. Ich fühlte mich präsentiert und untergeordnet. "Ich habe mit dem König von der Wartburg gesprochen. Er und ich haben beschlossen unsere Königreiche zu vereinen. Seine Tochter und du, mein Sohn, ihr werdet heiraten." Sein Blick war Ernst, seine Hände miteinander verschränkt. Wartend auf meine Antwort. Ich öffnete nur meinen Mund, doch raus kam nichts. Zu aufgewühlt war mein Inneres. "Nun gut. Sie werden bald aufbrechen und herkommen. Sobald sie da sind, werdet ihr beide euch kennenlernen und heiraten. Stell dich auf circa 17 Nächte ein." Ich schluckte meine Anspannung hinunter. "Ich freue mich sehr darüber", sagte ich dann trocken. Doch eigentlich wurde mir unwohl und mir wurde Sekunde für Sekunde klarer, dass ich der Aufgabe vielleicht doch noch nicht gewachsen war. König sein wollte ich, doch eine Frau beglücken und die Kinder dann aufziehen, das konnte ich nicht. Noch nicht.

Vater erklärte mir haargenau, wie die Hochzeit, die Krönung und alles drum und dran ablief. Er erklärte mir die Pflichten des Königs und wie ich all das Handhabe. Lange saßen wir in seinem Raum und sprachen darüber, bis die Sonne schon hinter den Bergen verschwand und es allmählich dunkel wurde.

Als wir endlich fertig waren, rauchte mir der Kopf. Es war so viel, was sich zu merken galt. Und dann war es auch noch bald soweit. Ich würde König werden, eine liebe Frau haben und Kinder bekommen. Ich freute mich darauf, bis auf die letzten beiden Punkte. Ich seufzte und schlurfte den Korridor entlang, zu meinem Gemach, wo Manuel auf mich wartete. Ich würde ihm gleich die Kundschaft berichten. Lächelnd marschierte ich weiter, bis ich endlich da war. Ich klopfte drei Mal gegen die Hölzerne Tür, bevor ich sie öffnete. Mein Blick fiel direkt auf die offene Tür meines Balkons. Ich riss die Augen auf und stürmte hinaus. Ich hatte den Verdacht, dass Manuel von hier aus, irgendwie über das Dach, geflohen war. Doch als ich die offene Tür überschritten hatte, sah ich ihn. Er stand mit dem Rücken zu mir, sein langes braunes Haar wehte seidig im Wind. Er lehnte auf der Steinmauer und sah in die Ferne, über die Wälder hinweg.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah den Jungen an.
Der Anblick von ihm, die Landschaft im Hintergrund. Es war wunderschön.
Langsam ging ich zu ihm, als ich mich gesammelt hatte.

"Schaust du dir die Länderreien an?", fragte ich. Ich stellte mich neben ihn und sah ebenso in die Ferne, wie er. "Es ist Atemberaubend", hauchte er. "Ja, das ist es." Ich drehte meinen Kopf, sodass ich ihn ansehen konnte. "Wieso warst du so lange weg?", fragte er dann. Irgendwas in mir sagte, dass ich es besser nicht erzählen sollte. Doch es war wichtig. "Vater hat eine Frau für mich gefunden. Bald werde ich den Armen helfen können." Manuels Kopf drehte sich schnell zu mir, als er meine Worte hörte. Er sah alles andere, als Glücklich darüber aus. "Ah, okay." Mich wunderte seine Reaktion. Er wollte doch auch, dass es den Menschen im Dorf besser ging.

Unerklärliche Liebe / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt