3.Kapitel

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Ich werde mit einem Wagen in die Zentrale des MI5 gebracht. Es ist ein imposantes Gebäude am Ufer der Themse und sieht aus, wie aus einem Mission Impossible Film. Vollkommen unrealistisch und ich frage mich, wieso ein Geheim- und Sicherheitsdienst so ein dermaßen auffälliges Gebäude baut. Ich bekomme dort ein Zimmer zugewiesen, das nicht viel größer ist, als die Zelle im Scotland Yard, allerdings nicht abgeschlossen wird.

Menzies lässt einen Arzt kommen, der sich sofort alle meine Schrammen und Verletzungen ansieht. Meine Handgelenke werden mit Salbe behandelt und verbunden, die Meerjungfrau bekommt zwei Klammerpflaster auf die Flosse und er lässt mir einen Eisbeutel da, den ich mir aufs Auge legen kann. Nach einem kurzen Schlaf geht dann eine Besprechung nach der anderen los.

Wie es aussieht, hat sich dieser Geheimdienst bereits alles genauestens überlegt und erklärt mir den Plan halbwegs verständlich. Was ich davon gerade so spontan noch wiedergeben kann, ist folgendes:

-Ich werde in „Untersuchungshaft" bleiben. Das ist wichtig, weil Forster glauben soll, ich sei wirklich gefasst und angeklagt worden.

-In der Zeit bis zum Prozess wird mir erklärt, wie ich mit dem MI5 kommunizieren kann, ohne erwischt zu werden und ich erfahre, welche Grundregeln ein Undercoverermittler beachten sollte.

-Dann wird mir der Prozess gemacht, bei dem ich von der Entführung freigesprochen und wegen des Diebstahls auf Bewährung verurteilt werde.

-Sobald ich das Gericht verlassen habe, soll mein erster Weg zu Forster führen, wo ich ihm eine geballte Lüge auftischen werde, wieso ich mit Louis unterwegs war, was ich in Venedig wollte und weshalb ich jetzt zu ihm zurückkomme.

Soweit der Plan. Menzies weiß Bescheid, welches Problem ich mit Forster habe und aufgrund dessen, passte er den Plan an. Wenn ich Glück habe, geht das alles gut auf und passt zusammen.

Nach der Besprechung werde ich wieder in ein normales Gefängnis gebracht, wo ich bis zum meinem Prozess sitzen muss. Menzies beteuert, dass er mich leider nicht woanders unterbringen kann, falls Forster davon etwas mitbekommt, ist die ganze Aktion gefährdet und das soll auf keinen Fall passieren.

Nachdem ich dort mein Frühstück bekommen habe, warte ich darauf, dass mich Menzies erneut besuchen kommt, denn er will mit mir weitere Details besprechen. Wenn ich nur wüsste was, dann könnte ich mich darauf vorbereiten, aber so bleibt mir nichts anderes übrig, als einfach nur auf dem Bett zu sitzen und zu warten.

Was Louis wohl gerade treibt? Ob er seinen Onkel so lange nervt, bis er mich besuchen darf? Oder erhoffe ich mir gerade zu viel und Louis denkt vielleicht gar nicht mehr wirklich an mich?

Vielleicht ist es besser so. Wenn er mir gegenüber mehr empfinden würde, dann hätte Forster ein gewaltiges Druckmittel, sollte er das herausbekommen. Ich will Louis auf keinen Fall in Gefahr bringen und allein deswegen ist es besser, wenn ich ihn nicht sehe, bis das alles hier fertig ist. Ganz egal, wie lange es auch dauert. Trotzdem fällt es mir schwer, die Gedanken von ihm abzubringen, denn es ist alles noch so präsent. Die Wunden an meinem Körper sind noch viel zu frisch und zeigen mir deutlich, dass es kaum drei Tage her ist, seit ich festgenommen wurde. Abwesend betaste ich mein Veilchen, das langsam abschwillt und auch die verbrannte Haut auf der linken Gesichtsseite schält sich nun und ich sehe aus, als hätte ich einfach zu lange in der Sonne gelegen. Die Kratzer und Abschürfungen sind ebenfalls leicht verkrustet und die beiden Wunden des Tasers wurden geklammert. Bald bin ich wieder hergestellt.

Am Nachmittag klopft es an der Tür und Mr Menzies kommt herein. Er trägt einen Koffer bei sich und hat eine freundliche Miene aufgesetzt: „Guten Morgen Mr Styles", sagt er und stellt den Koffer neben dem kleinen Tisch ab, der sich in meiner Zelle befindet. „Hallo", antworte ich und reiche ihm die Hand. „Ich habe Ihnen heute einige Fragen zu stellen, die wichtig für die ganze Operation sind und ich muss Sie in Ihren Tätigkeiten unterweisen. Es wird also ein langer Tag für uns beide werden", sagt er und öffnet den mitgebrachten Koffer. Er fördert Fotos, Unterlagen, eine Menge Zettel mit Zahlen und Codes zutage, legt ein Handy auf den Tisch und eine Pistole.

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt