Mit einem Ruck wache ich auf.
In der Zelle ist es dunkel und ich sehe die Hand vor Augen kaum. Nur unter der Tür fällt ein schmaler Lichtstrahl hindurch, wie von einem Notausgangsschild. Das kann es aber nicht gewesen sein, was mich geweckt hat. Leise setze ich mich hin und lausche.
Schritte auf dem Flur. Leise und noch in einiger Entfernung, aber deutlich zu hören. Obwohl ich keine Uhr bei mir habe, bin ich sicher, dass es sehr spät, wenn nicht sogar mitten in der Nacht sein muss.
Will jemand zu mir? Oder ist das nur ein Security Mitarbeiter, der seine Runde läuft?Meine Güte, ich bin ja wirklich schön vollkommen paranoid, wenn ich immer denke, dass Leute hinter mir her sind. Natürlich wird auch Scotland Yard einen Nachtdienst haben, der ab und zu Mal eine Runde durchs Gebäude läuft. Ich sollte mich dringend wieder einkriegen. Kopfschüttelnd, weil ich wieder zu kompliziert gedacht habe, lege ich mich wieder hin und genau in dem Moment wird meine Tür aufgeschlossen.
Die Person im Rahmen ist großgewachsen und trägt einen Anzug. Mehr kann ich im Gegenlicht nicht erkennen. Vorsichtig setze ich mich hin. Licht flackert auf und blendet mich unangenehm. "Wer sind Sie?", frage ich sofort und komme auf die Beine. Im Bett liegen zu bleiben wäre sicherlich zu meinem Nachteil, sollte man mich angreifen.
"Mein Name ist Menzies", antwortet der Mann und streckt mir die Hand hin, "ich bin vom MI5."
MI5? Wieso denn das? Ich habe lediglich einen Einbruch in eine Villa verübt? Was hat der Britische Sicherheitsdienst damit zu schaffen?
Meine Verwunderung scheint man mir anzusehen, denn Mr Menzies lässt die Hand wieder sinken, ohne dass ich sie geschüttelt habe. "Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten, Mr Styles", sagt er und nickt zum einzigen Stuhl im Raum. "Darf ich mich setzen?"
Ich nicke knapp und mustere den Mann. Er ist hochgewachsen und hat eine gewisse Eleganz, wenn er sich bewegt. Sicher verkehrt er in den höchsten Kreisen, vielleicht sogar der Regierung. Einen Grund mehr, sich zu fragen, was der bei mir will."Ihnen stehen viele Fragezeichen ins Gesicht geschrieben", sagt er lächelnd und wendet sich mir zu. "Ja, das ist auch nicht verwunderlich, nehme ich an."
"Keineswegs, nein."
"Was wollen Sie hier und wieso kommen Sie mitten in der Nacht?", will ich wissen. Menzies antwortet leise, aber mit Nachdruck: "Es gibt Dinge, die selbst Scotland Yard nicht weiß und nicht wissen sollte. Sind Sie bereit, mir einige Fragen zu beantworten?"
"Das kommt auf die Fragen an...", gebe ich vorsichtig zurück und setze mich nun ebenfalls wieder auf mein Bett, allerdings auf die vorderste Kante.
"Sie kennen Mr Forster?"Okay, damit habe ich nicht gerechnet. Was will der denn über meinen ehemaligen Chef wissen?
Langsam lehne ich mich zurück und verschränke die Arme vor der Brust: "Ja, wieso interessiert Sie das?", frage ich herausfordernd und gebe mein Bestes, mir die Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Alles, was ich jetzt sage, könnte mich in ziemliche Probleme katapultieren. Lügen wäre jetzt aber auch keine gute Idee.
Sowas nennt man wohl, Zwickmühle.
Wenn ich nur wüsste, worauf er hinaus will. Menzies nickt langsam und zieht eine Akte aus seiner Tasche, die er aufschlägt und mit einem Blick darauf langsam sagt: "Sie haben eine Zeit lang für ihn gearbeitet."
"Ja, wenige Wochen."
"Und Ihnen ist sicherlich aufgefallen, dass dieser Mann keinen legalen Geschäften nachgeht. Wir haben den Verdacht, dass er im großen Stil Geldwäsche betreibt und mit Kunst handelt. Bisher konnten ihm aber keine schwerwiegenden Delikte nachgewiesen werden. Wir vermuten, dass er Kontakte in ganz Europa hat."Oh. Ganz Europa?
Dann hat der alte Mann doch eine deutlich größere Reichweite, als ich bisher gedacht habe.
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Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)
FanfictieFortsetzung von 9-2-9 [Teil 1 muss gelesen werden, sonst ist das Verständnis hier ein wenig eingeschränkt] Dünnes Eis Das ist es, worauf sich Harry bewegt, als er nach seiner Festnahme zurück nach London kommt. Forster hat ihn im Blick und seine näc...