16.Kapitel

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Die Nacht war verdammt kurz und ich schlafe am nächsten Tag bis 14 Uhr, dann klingelt mein Telefon und weckt mich ziemlich unsanft. „Styles, aufstehen und antanzen", grummelt Cornel mir ins Ohr und ich antworte lediglich mit einem mieselaunigen Murren, bevor ich auflege und mich nochmal umdrehe. Der kann mir gar nichts.

Es dauert keine 20 Minuten, da hämmert jemand von außen gegen meine Tür und ich sitze sofort aufrecht im Bett.

Zuerst kriege ich die lauten Geräusche nicht zugeordnet, doch dann schafft es mein Gehirn, sich zusammenzureimen, dass da wohl jemand zu mir will und ich stehe auf. „Ich komme schon!", rufe ich zur Tür und ziehe mir auf dem Weg meine Hose wieder an, die ich gestern einfach auf dem Boden habe liegen lassen.
Schwungvoll öffne ich und sofort will mich ein Typ am Kragen packen, doch da ich nur eine Hose anhabe, bekommt er nichts zu fassen und krallt sich stattdessen in meine Schulter. Irritiert sehe ich ihn an. Das Gesicht kommt mir zwar bekannt vor, aber ich weiß nicht genau, wo ich ihn einordnen muss.

„Wer bist du?", frage ich, packe seine Handgelenke und will ihn von mir schieben. „Ich soll dich im Auftrag von Cornel holen. Er hat dich angerufen und du hast einfach aufgelegt", sagt der Mann mit rauer Stimme. Er klingt heiser, als hätte er die ganze Nacht auf einem Konzert zugebracht und sich die Lunge aus dem Leib geschrien. „Und wer bist du?"

„Josh."

Den Namen kenne ich nicht, aber das Gesicht kommt mir bekannter vor, jetzt wo ich ihn mir genauer ansehe. Ich glaube mich zu erinnern, dass das der Kerl war, der mir gefolgt ist, als ich zum ersten Mal wieder zu Forster zurückgekommen bin. „Und was will Cornel von mir? Forster ist mein Chef, nicht er", protestiere ich, während mich Josh wieder in die Wohnung schiebt. „Forster will dich sehen und deswegen hat Cornel dich angerufen. Weil du nicht auftauchst, muss ich dich jetzt abholen. Also zieh dir gefälligst was an und beweg deinen Arsch aus dieser Wohnung." Bevor er mich zurück in die Wohnung schubst, drückt er noch einmal fest gegen meine Schultern und ich stolpere ins Schlafzimmer zurück, wo ich mir das erstbeste Shirt über den Kopf ziehe, das ich finden kann. Josh wartet eine Katzenwäsche ab, dann nickt er ziemlich ruppig zur Tür hin und ich folge ihm nach Draußen.

Im Gehen schiebe ich das Handy in die Tasche, die ich mir ums Bein geschnallt habe. Die besitze ich schon eine ganze Weile, hab sie aber wenig benutzt, weil ich keine Verwendung dafür hatte. Allerdings fühle ich mich in der Gesellschaft der ganzen Jungs damit deutlich sicherer, weil ich so nicht das Gefühl habe, man könnte mir mein Handy einfach so klauen. So trage ich meine Wertsachen am Körper und hoffentlich kommt niemand heran. Nicht auszudenken, wenn man mir das Handy stehlen würde.

Gerade jetzt, wo dieses Gerät so wichtig für mich geworden ist, muss ich noch viel besser darauf aufpassen. Außerdem habe ich gestern noch einen Wachsabdruck des Haustürschlüssels der Grimshaws gemacht, der sich jetzt ebenfalls in der Tasche befindet und werde den Forster heute vorlegen.

Er wird begeistert sein, da bin ich sicher. Denn schließlich erspart uns der Besitz eines Schlüssels einen Einbruch und es wird viel schwerer werden, eine Spur zu finden. Der Raub wäre super schnell erledigt und Zeit ist Geld, auch in diesem Business. Ich muss bei Forster punkten und mit sowas kriege ich ihn sicherlich deutlich leichter dran, als nur mit Informationen zu dem Haus allgemein.

Der Verkehr in London ist heute mal wieder besonders zäh und wir brauchen lange, bis wir mit dem Auto bei Forster ankommen. So ist es fast vier Uhr am Nachmittag, als wir endlich da sind. Josh ist bereits ziemlich genervt und versucht mir ständig ein schlechtes Gewissen zu machen, doch ich sehe gar nicht ein, die Schuld auf mich zu nehmen. Ich kann schließlich nichts für den Verkehr.

„Rein da jetzt", brummt er, stößt die Ladentür auf und rammt sie fast einem Herren in den Rücken, der gerade scheinbar wirklich Kunde im Laden ist. Schnell entschuldigen wir uns und huschen ins Hinterzimmer, während Lucas den Mann bedient. „David!", ruft Josh und ein blonder Kerl mit Basecap eilt herbei. Wieder jemanden, den ich bisher noch nie gesehen habe.

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt