8.Kapitel

1.4K 385 78
                                    

Es ist schon dunkel, als ich Forsters Laden verlasse und auf direktem Weg zum erstbesten Fitnessstudio gehe, das ich finden kann. Es befindet sich auf halber Strecke zwischen Forsters Laden und meiner Wohnung und ist eine typische Muckibude, wo kräftige Typen vor Spiegeln stehen und pumpen, bis sie aussehen, wie Wrestler oder Bodybuilder.

Die Dame hinter dem Tresen sieht mich irritiert an, als ich mich nach den Kosten eines Abos erkundige. Und ich kontrolliere schnell mein Spiegelbild in der dunklen Scheibe. Sofort weiß, ich, wieso sie so dreinblickt: mein Auge ist schon wieder blau und ich habe eine blutige Blase auf der Wange, an der Stelle, wo mich das Feuerzeug erwischt hat. "Ich muss trainieren", sage ich und sie nickt: "Ja, wenn ich mir Sie so anschaue, dann glaube ich das allerdings auch. Ein Abo geht bei uns 12 Monate und kostet 24 Pfund pro Monat. Sie können dafür rund um die Uhr hier trainieren kommen."

Das kommt mit sehr entgegen und ohne noch groß darüber nachzudenken, schließe ich ein Abo ab.

Ich muss mehr Kraft und Muskeln kriegen, wenn ich mit den Jungs mithalten möchte und schon am nächsten Tag mache ich mich daran, an mir zu arbeiten.

Forster lässt mich wissen, dass er nähere Informationen zu Louis, will, sobald ich sie habe. Außerdem soll ich im Laden helfen und die Lieferung neuer Bilder entgegen nehmen. Forster gibt mir also tatsächlich eine zweite Chance und ich gebe mich fleißig und dankbar ihm gegenüber.

Natürlich muss ich mich beweisen, denn niemand kommt einfach so in diese Geschäfte hinein. Es wird ein langer Prozess werden und dieses ständige Misstrauen geht mir bereits nach zwei Tagen auf die Nerven. Sobald ich den Fuß über die Schwelle des Ladens setze, steht Cornel da, wie ein Wachhund und sackt meine Waffe ein. Er scheint der Einzige zu sein, der hier eine Pistole tragen darf und dieses Privileg trägt er, wie eine Krone und ist stolz darauf.

„Du packst jetzt diese Bilder ein. Mach das gemeinsam mit Fabio, der weiß, wie die Ware zu verpacken ist", weißt mich Mr Forster an, als ich ins Hinterzimmer trete. Dort liegen mehrere Gemälde auf dem Tisch und der junge Mann mit den dunklen Haaren, der mir die Kabelbinder aufgeschnitten hat, steht daneben. „Hey, ich soll dir beim Einpacken helfen", sage ich freundlich und trete zu ihm an den Tisch heran. Fabio sieht mich an und zuckt mit den Schultern. „Meinetwegen", brummt er und greift nach einigen Decken, mit dem wir die Gemälde einwickeln. Glücklicherweise sind sie nicht sonderlich groß und wir sind schnell fertig. Vorsichtig legen wir die Bilder in eine große Kiste und polstern alles aus. „Werden die verschifft?", frage ich und mustere die stabile Verpackung. „Geht dich nichts an", brummt Fabio und setzt den Deckel auf die Kiste. „Diese Bilder sind für einen wohlhabenden Mann in Russland", sagt Mr Forster und tritt hinter uns in den Raum. Interessiert sieht er sich die Kiste an, die wir gepackt haben, befindet sie wohl für passend und drückt mir einen Aufkleber in die Hand, sowie eine ausgedruckte E-Mail: „Hier, trage bitte die Adresse ein, dann kann das Päckchen abgeholt werden."

Ich darf eine solch wichtige Aufgabe übernehmen? Na Forster scheint mir ja schon ziemlich gut zu vertrauen, wenn er mir sowas schon zutraut. Immerhin könnte ich mir ja diese Adresse merken.

Fabio sieht mich leicht spöttisch an und ich muss ziemlich schnell feststellen, wieso, denn auf der ausgedruckten Mail stehen lediglich Zahlen und Buchstabenkombinationen, die keinerlei Hinweis auf den Empfänger geben. Vermutlich geht die Waren an ein Postfach und der Käufer holt es dort ab. So bleibt er unerkannt. Clever gelöst.

Um mir die Zahlenkombi merken zu können, drücke ich extra fest aufs Papier und stecke mir das Darunterliegende selbst ein. Wenn ich Glück habe, haben sich die Zeichen durchgedrückt und ich kann sie mit einem Bleistift sichtbar machen. Das Papier stecke ich in die Tasche, dann klebe ich die Adresse auf das Paket.

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt