Mein Kopf platzt gleich, so viele Informationen sind darin und ich frage mich, wie viel ein Gehirn eigentlich aufnehmen kann, bis es wegen Überforderung abschaltet. Wenn ich wenigstens etwas hätte, womit ich mich ablenken könnte, um das Chaos aus Informationen ausblenden zu können. Aber Menzies hat mir lediglich den Plan der ganzen Operation dagelassen und ich kann nichts anderes tun, als es mir immer und immer wieder durchzulesen und das trägt nicht wirklich dazu bei, dass ich an etwas anderes denken kann.
Die Tage verstreichen und jeden Tag kommt Mr Menzies vorbei. Er nimmt mich an einem Nachmittag unter einem Vorwand mit zum Schießstand und unterweist mich im richtigen Umgang mit der Waffe, damit ich auch ein wenig Praxis bekommen. Wie sich herausstellt, habe ich eine ganz gutes Gefühl beim Schießen und brauche nicht sonderlich viel Übung – zumindest treffe ich die Zielscheibe und obwohl mir Menzies versichert, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, wenn man auf ein bewegliches Objekt schießen muss, fühle ich mich ganz gut vorbereitet. Immerwieder würde ich ihn gerne fragen, ob er weiß, wie es Louis geht, aber ich traue mich nicht.
Immerhin sagte er, ich darf keinen wunden Punkt haben und deswegen wollte ich ihm von Louis eigentlich nichts erzählen.
Allerdings könnte Louis irgendwann einmal Schutz brauchen – falls etwas schief gehen sollte. Wenn Forster doch herausfindet, was er mir bedeutet, dann könnte es eng werden. Und wenn ich mich dann erst erklären muss, wäre das vielleicht wertvoller Zeitverlust. Vielleicht sollte ich also das Risiko eingehen und die Wahrheit sagen.
„Mr Menzies?", fange ich an, als wir wieder in meiner Zelle sitzen und klappe die Unterlagen vor mir zu. „Ich muss Ihnen etwas sagen..." Der Mann vom Secret Service horcht auf und scheint beunruhigt. Die Augenbrauen ziehen sich misstrauisch zusammen. „Ich habe einen wunden Punkt, von dem Sie wissen sollten." Ich senke den Blick, hole tief Luft und wage es auszusprechen: „Wenn Louis etwas geschehen sollte, dann..."
„Wie nahe stehen Sie sich?", fragt Menzies knapp und zieht die Akte mit Louis' Namen darauf zu sich heran. „Naja, wir haben eine gute Verbindung aufgebaut, als wir in Venedig..."
„Mr Styles, keine schwammigen Aussagen, das will ich nicht hören. Bleiben Sie direkt und präzise", fordert er schroff und ich nicke hastig. „Wir hätten fast miteinander geschlafen und ich glaube, ich habe Gefühle für ihn entwickelt." Mein Gegenüber bläst die Backen auf und sieht alles andere, als begeistert aus.
Zu meiner Überraschung sagt er nichts dazu, dass ich mich in Louis verliebt haben könnte oder dazu, dass wir Sex hatten. Stattdessen sagt er: „Das ändert natürlich alles. Ich muss es der Zentrale melden und wir werden den Plan an die Umstände anpassen." Begeisterung sieht definitiv anders aus. „Tut mir leid, aber ich dachte, das sollten Sie wissen", sage ich rasch und ein wenig beschähmt.
„Ja, das sollte ich in der Tat." Menzies wirkt verstimmt und notiert sich einiges in Louis Akte, was ich jedoch kopfüber nicht lesen kann.
Am Abend steht ein neuer Plan, der Louis zwar miteinbezieht, ihn aber nicht einweihen soll. Das wird auch besser so sein, je weniger Louis weiß, desto sicherer ist er. Dass ich ihm nicht sagen kann, was ich mache, wird ihm so gar nicht gefallen und das Argument „es ist alles nur zu deinem Besten", erst recht nicht. Aber anders ist es nicht möglich.
Als Menzies und ich den neuen Plan durchgesprochen haben, will er sich auf den Weg zurück machen und ich frage ihn, ob er mir das Handy dalassen kann. Er zögert kurz, zieht es dann aus seiner Aktenmappe und legt es mir mit den Worten: „Aber keine Kontaktaufnahme", hin.
„Ja, Sir."
Was denkt er denn? Dass ich Louis sofort anschreibe? Ich habe nicht mal seine Nummer.
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Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)
FanfictieFortsetzung von 9-2-9 [Teil 1 muss gelesen werden, sonst ist das Verständnis hier ein wenig eingeschränkt] Dünnes Eis Das ist es, worauf sich Harry bewegt, als er nach seiner Festnahme zurück nach London kommt. Forster hat ihn im Blick und seine näc...