29.Kapitel

1.2K 332 90
                                    

Es hat funktioniert.

Wir haben miteinander geschlafen und Louis ist so glücklich, dass er aus dem Grinsen nicht mehr raus kommt.

Leider muss ich irgendwann doch wieder los. Immerhin wartet Forster auf meinen Bericht und ich kann ja nicht tagelang bei ihm bleiben. Louis findet es natürlich überhaupt nicht gut, dass ich mich jetzt wieder aus dem Staub mache, zumal ich ihm wieder nicht sagen kann, wieso und wohin ich eigentlich gehen werde.

Er lässt mich gehen, fordert aber noch einen langen Abschiedskuss ein, den ich ihm natürlich nicht verweigere. Wie könnte ich auch, er ist mein Freund und nun, nachdem wir miteinander geschlafen haben, hat sich die Verbindung zwischen uns nochmal gefestigt.

Das fühlt sich toll an und macht mir gleichzeitig ziemlich Angst, denn mein Schwachpunkt ist nun noch intensiver, als ohnehin schon.

Und mein schlechtes Gewissen leider auch.

Im Hausflur nehme ich meine Lederjacke aus dem Schrank, wo die Jacken abgelegt werden, schlüpfe in meine Stiefel und verlasse die Villa, ohne nochmal zurück zu blicken. Allerdings bilde ich mir ein, Louis Blick im Rücken zu spüren, als ich das Grundstück verlasse.

Das Antiquariat ist heute dunkel und an der Tür hängt ein „Geschlossen" Schild. Doch wird mir geöffnet, nachdem ich angeklopft habe. Es ist David, der den Schlüssel herumdreht und mich reinlässt. „Guten Morgen", sagt er und lächelt mich kurz an. „Hallo, wieso ist der Laden zu?", frage ich und er zuckt die Schultern: „Wir machen Mittwochs immer erst am Nachmittag auf und haben noch einiges an Ware zu verpacken", antwortet er und ich folge ihm durch den dunklen Verkaufsraum ins Hinterzimmer.
Dort stehen einige Kartons und Fabio packt gemeinsam mit Lucas Schmuck in Schatullen, beschriftet alles und klebt die Pakete zu. „Forster wartet schon ziemlich ungeduldig auf dich", lässt mich Fabio wissen und nickt zur Bürotür des Chefs hin. „Kann ich einfach reingehen?", frage ich und er nickt locker, also drücke ich die Klinke herunter, ohne vorher angeklopft zu haben und betrete das Büro.

Mein Chef steht am Fenster und sieht hinaus auf die Straße. „Ich habe dich schon kommen sehen", sagt er, als die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist und ich stehengeblieben bin. „Du warst gestern bei Tomlinsons Verwandten", sagt er und an seiner Stimmlage höre ich, dass das keine Frage ist.

Er weiß es.

„Ja, ich war dort zum Abendessen eingeladen. Man musste ja den neuen Freund des Erben kennenlernen", sage ich und klinge so verächtlich, als fände ich diese ganze Angelegenheit äußerst abstoßend. Endlich dreht er sich zu mir um und sieht mich an: „Ich will Informationen. Was für Bilder hängen dort, wie ist alles gesichert?"

„Wir können nur hoffen, dass du sinnvolle Sachen rausgefunden hast." Cornel ist auch wieder da und betritt das Büro kurz nach mir.
Ist der Kerl eigentlich immer in Reichweite? Das ist ja nicht zum Aushalten.

Ich verdrehe die Augen und erkläre Forster, welche Bilder in der Galerie hängen und wie das Grundstück aussieht. „Es sollte ein leichtes sein, auf das Gelände zu kommen, wenn man die Kameras ausschaltet. Soweit ich gesehen habe, als wir gegangen sind, gibt es nur einen Wachmann auf dem Gelände und die Bewohner sind bald auf einer Geschäftsreise."

Der Wachmann stimmt, die Reise nicht, aber das lässt sich ja leicht organisieren. Eine SMS an Menzies und die Villa ist leer, wenn wir es brauchen.

„Gut, dann will ich die Bilder in drei Tagen in meinem Besitz sehen. Danach kannst du den kleinen Tomlinson abschreiben und bist deine Schulden bei mir los." Forster klingt so, als wäre das alles und er hätte nicht mehr zu der Sache zu sagen. „Gut. Wer wird den Einbruch organisieren?", frage ich und erwarte fast schon, dass jemand anderer wieder diese Aufgabe bekommt, doch zu meiner Überraschung nickt Forster mir zu.

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt