Am Abend stehe ich in meiner Wohnung und warte darauf, dass man mich abholt. Ich konnte natürlich nicht absagen und habe mich lustlos ein wenig zurecht gemacht. Weil ich möglichst unauffällig bleiben will und nicht sonderlich viel Auswahl an Klamotten habe, ist es ein komplett schwarzes Outfit geworden. Die Jeans sitzt locker und das Hemd habe ich sogar noch gebügelt.
Wenn Cornel sagt, dass wir in den heißesten Club Londons gehen, dann will ich ordentlich aussehen, immerhin weiß ich ja nicht, wie die anderen gekleidet sind und ich will auf keinen Fall hinten anstehen.
Ein schneller Blick auf die Uhr und ich greife mir den Schlüssel. Mein Handy lasse ich sicherheitshalber hier, sollten wir betrunken sein, will ich es auf keinen Fall verlieren. Menzies würde mich lynchen wenn das passiert.
Allerdings sollte ich es auch nicht einfach in der Wohnung liegen lassen. Suchend sehe ich mich um. Irgendwo hier muss es doch einen Platz geben, wo ich es verstecken kann. Die alte Matratze, auf der Louis geschlafen hat, als er hier war, hat einen Riss auf der schmalen Seite und ich schiebe das Handy kurzerhand ins Innenfutter. Auf die Idee in einer Matratze zu suchen kommt niemand, außerdem sieht sie so abgeranzt und ekelhaft aus, dass man sie nicht freiwillig anfassen würde.
Mit dem Gefühl, alle nötigen Vorkehrungen getroffen zu haben, schließe ich die Wohnungstür ab und gehe nach unten. Die Truppe will mich abholen - meine Adresse kennen sie ja noch.
Ein dunkles Auto fährt wenig später vor und Fabio stößt die Tür auf. „Steig ein, Styles!“, ruft er und ich quetsche mich ins Auto. Es riecht nach Mann, Alkohol und jemand hat eine Zigarre geraucht. Der süßliche Geruch klebt an den Stoffen. Ich mag ihn, er ist angenehmer, als der von Zigaretten.
„Na, bereit für einen richtigen Männerabend?“ Cornel drückt mir eine Flasche in die Hand und grinst mich herausfordernd an. „Bereit, die kleine Schwuchtel zu vergessen?“
„Aber klar, nichts lieber, als das“, antworte ich hebe die Flasche schnell an die Lippen und nehme einen Schluck daraus. Es ist Champagner und obwohl ich keine Ahnung von teuren Sorten habe, vermute ich, dass es einer der Flaschen ist, die man nicht jeden Tag trinkt. „Erzählst du uns nur, was wir hören wollen, oder freust du dich wirklich?“, fragt Kaye und sieht mich forschend an. „Wieso sollte ich das denn?“, frage ich zurück und nehme noch einen Schluck. „Keine Ahnung, ist nur so ein Gefühl“, murmelt Kaye, sieht mich kurz an und schaut dann aus dem Fenster. „Wart ihr schon mal in dem Club?“, erkundige ich mich und einige der Jungs nicken. „Natürlich. Man muss dort mal gewesen sein. Heißere Frauen gibt es nirgendwo und Forster weiß, dass er seine Mannschaft ab und zu rauslassen muss, damit wir den Kopf freibekommen und wieder ordentlich arbeiten. Deswegen lässt er ab und zu mal einen Ausflug in der Art und Weise springen.“
Aha, die Jungs werden also auf die Damen der käuflichen Liebe losgelassen, um Druck abzubauen, damit sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren können. Man könnte das jetzt verurteilen, aber wenn ich es mir genau überlege, ist das eigentlich eine ganz clevere Strategie von Forster, denn die Jungs scheinen sich alle sehr auf den Abend zu freuen.
Der Wagen bringt uns ins Zentrum Londons. Genauer gesagt zum Picadilly Circus, wo wir aussteigen. Die Truppe weiß, wohin sie gehen muss, denn sie biegen zielsicher in die Coventry Street ein. Hier gibt es Theaterkassen, Souvenirshops und Geschäfte, die deutlich auf die Touristen abzielen und mit ihren Leuchtreklamen alles überstrahlen. So fällt der Club tatsächlich nicht sofort auf. Die Jungs wissen allerdings genau, wohin sie wollen, denn sie haben keinen Blick für die Shops drum herum übrig und gehen sofort hinein. „Styles, komm, nicht trödeln, es warten heiße Bräute!“, ruft Fabio und zieht mich am Arm hinter sich her in den schmalen Eingangsbereich.
Man scheint uns bereits erwartet zu haben. Die Bodyguards am Eingang sind mit den Jungs bekannt, denn sie schütteln einander die Hände. Eine Dame an der Garderobe blickt uns ein wenig ängstlich an, was mich wundert, denn eigentlich müsste sie es doch gewöhnt sein, dass größere Grüppchen an Männern hier ankommen.
Wie es aussieht, hat Forster den Eintritt bereits im Voraus bezahlt, denn es kommen uns schon zwei leicht bekleidete Damen entgegen, die uns die Jacken abnehmen, sofern wir welche dabei haben, und uns zu unseren Plätzen führen.
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Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)
FanfictionFortsetzung von 9-2-9 [Teil 1 muss gelesen werden, sonst ist das Verständnis hier ein wenig eingeschränkt] Dünnes Eis Das ist es, worauf sich Harry bewegt, als er nach seiner Festnahme zurück nach London kommt. Forster hat ihn im Blick und seine näc...