In der Bahn auf dem Weg zu Forster schlafe ich fast ein. Diese unterbrochene Nacht hat mich echt gerädert und ich lehne mich mich geschlossenen Augen ans Fenster. Vielleicht kann ich so ein bisschen Schlaf nachholen. Allerdings ruckelt die Bahn heute ziemlich heftig und mein Schädel knallt immer wieder gegen die Scheibe. Ich lasse es also ziemlich schnell wieder sein, weil ich sonst womöglich auch noch Kopfschmerzen kriege, obwohl ich nicht mal sicher bin, ob ich die nicht sowieso heute bekomme. Cornel kann einem sicherlich gut Kopfschmerzen einprügeln und ehrlich gesagt habe ich ein bisschen Angst, wenn ich daran denke, dass ich Forster gleich unter die Augen treten muss.
Es fühlt sich fast so an, wie damals, als ich in der Schulzeit mal zum Direktor musste, doch damals hatte ich wenigstens wirklich Schuld. Dieses Mal bin ich unschuldig und weil ich den Moment lange hinauszögern will, gehe ich ganz gemütlich von der Station zurück zum Laden von Forster.
Viele Pendler kommen mir entgegen und auch einige junge Menschen, die vermutlich zum Shoppen in die City wollen. Wenige Meter bevor ich die Tür erreiche, erreicht mich Lucas. Er hat einen Coffee to go in der Hand und lächelt mich an, es ist allerdings ein sehr gequältes Lächeln. „Hey, wie ist Forster drauf?", frage ich vorsichtig und er zuckt die Schultern: „Ich habe ihn heute Morgen noch nicht gesehen, aber Cornel macht ein böses Gesicht und redet schon den ganzen Morgen davon, dass du was erleben kannst, wenn du wieder hier bist." Vielsagend zieht er die Augenbrauen hoch und ich fühle mich nicht wirklich besser dabei.
Lucas betritt vor mir den Laden, nickt Kaye zu, der an der Tür steht und verdrückt sich dann in eine Ecke. Ob er sich aus der Schusslinie begibt? „Styles! Mitkommen", sagt Kaye streng und ich folge ihm sofort und ohne Widerworte ins Treppenhaus.
Ohne Zwischenstop geht es direkt in Forsters Büro. Wir sind so schnell, dass ich es nicht einmal schaffe, nervöser zu werden. Schon stehen wir vor der hellen Bürotür und Kaye klopft an. „Sir, er ist da", sagt er und schiebt mich wortlos ins Zimmer. Die Tür hinter mir klickt zu und ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Forster sitzt hinter seinem Schreibtisch und Cornel ist zum Glück nirgendwo zu sehen, was mich unglaublich erleichtert.
„Setz' dich, ich muss dringend mit dir sprechen", sagt Forster und ich lasse mich langsam auf den Stuhl sinken, der vor dem Schreibtisch steht. Forster sieht ruhig aus – ja fast schon entspannt.
Zu ruhig.
Wie ein Löwe, der Beute wittert. „Der Deal ist geplatzt", sagt er unvermittelt. Ich stelle mich dumm, denn mir fällt keine andere Strategie ein. „Welcher Deal, Sir?"
„Der Deal, weshalb du und Lucas die Villa von Grimshaw beschattet habt", sagt er und faltet die Hände auf dem Schreibtisch. Wie mir erst jetzt auffällt, habe ich mir den Mann noch nie so genau angesehen und ich muss sagen, dass er weitaus jünger sein muss, als ich bisher immer angenommen hatte. Manche Leute sehen von weitem älter aus, als sie sind. Klar, seine Haare sind grau und er trägt diese altmodischen Tweet Jacken, aber er kann nicht älter als 60 sein.
Vielleicht liegt es daran, dass es hier im Raum zum ersten Mal richtig hell ist und ich genug Zeit habe, ihn anzusehen, weil ich nicht nach Cornel und seinen Gehilfen Ausschau halten muss.
„Der Kunde teilte mir mit, dass er von der Polizei beschattet wird – zumindest den Eindruck hat, es wäre so - und es sei ihm aktuell zu heikel, diese Vase stehlen zu lassen. Ich finde es seltsam, dass mir ein Kunde abspringt, nachdem du wieder hier bist. Das ist noch nie passiert. Besteht da ein Zusammenhang?"
Wow, er ist verdammt direkt.
Dann sollte ich auch direkt sein, denke ich und antworte in ähnlichem Tonfall: „Und wieso verdächtigen Sie mich?" Ich fixiere Forster mit ernstem Blick. Dieser lehnt sich ganz entspannt in seinem Ledersessel zurück und sagt: „Ganz einfach, weil bisher noch nie ein Deal geplatzt ist und kaum bist du involviert, passiert genau das. Da liegt es nahe, dass man das neueste Mitglied genauer betrachtet. Eine Schwachstelle im System wäre sehr bedauerlich."
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Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)
FanficFortsetzung von 9-2-9 [Teil 1 muss gelesen werden, sonst ist das Verständnis hier ein wenig eingeschränkt] Dünnes Eis Das ist es, worauf sich Harry bewegt, als er nach seiner Festnahme zurück nach London kommt. Forster hat ihn im Blick und seine näc...