39.Kapitel

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OOps fast das Update vergessen, hab der kleine Vampir auf Disney Channel geguckt

.-.-.-.

Louis in Glenapp Castle!

Gefesselt und geknebelt.

Und ich kann nichts tun, bevor der Deal nicht abgeschlossen ist, weil ich mich sonst verraten würde.
Verdammte Scheiße!

Vor Wut über diese Hilflosigkeit steigen mir die Tränen in die Augen und ich schicke das Bild schnell an Menzies weiter. Er muss wissen, dass es jetzt verdammt eng wird und wir so schnell wie möglich handeln müssen.

Nochmal klicke ich das Bild an und ziehe es mit zwei Fingern groß, in der Hoffnung, Details erkennen zu können. Viel kann ich leider nicht erkennen. Louis liegt auf einem dunkelroten Teppichboden. Oder ist der nur dunkelrot, weil er das Blut aufgesogen hat? Nein, das nicht, sicherlich ist das der Boden. Sicherheitshalber sehe ich nach unten: ja, die Zimmer sind mit rotem Teppich ausgelegt. Er muss also in einem anderen Hotelzimmer liegen.

Das ist doch schonmal etwas.

Aber wie ist er hergekommen?

Natürlich! Kaye, der den Wagen hergefahren hat, hatte ihn dabei. Im Kofferraum lagen nicht nur die Bilder sondern auch Louis! Aber, hat Kaye ihn entführt oder ist Louis ihm nur zufällig in die Arme gelaufen? Menzies antwortet mir und ich zucke zusammen. Hat er vielleicht eine Lösung, um Louis suchen zu lassen, bevor der Deal losgeht?

>>Also ist Louis in den Händen von Forsters Männern. Wir dürfen nicht einschreiten, damit wir den Zugriff nicht gefährden. Hast du das verstanden? KEINE Alleingänge. Nur nach Absprache mit mir.<<

Keine Alleingänge? Was erwartet er? Dass ich hier rumsitze und nichts tue, wo ich doch weiß, dass Louis hier in Gefahr ist?

Ja, genau das erwartet er. Und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann muss ich mir eingestehen dass ich eigentlich auch keine andere Möglichkeit habe. Wenn ich Louis jetzt finden und befreien würde, würde meine Lüge, er wäre mir egal, auffliegen und wir wären beide in Gefahr.
Gebe ich vor, mich nicht um die Geisel zu scheren, hat Kaye, oder Cornel - von dem ich vermute, dass er dahinter steckt, kein Druckmittel gegen mich in der Hand.

Ich darf ihnen nicht in die Karten spielen.

Und verdammt, es fällt mir so schwer, diese Entscheidung zu beschließen.

In mir tobt ein erbitterter Kampf zwischen dem, was richtig ist und dem, was mein Gefühl mir sagt und ich weiß genau, wenn Louis erfährt, dass ich die Mission über ihn gestellt habe, wird er stinksauer sein. Aber ich bin mir sicher, dass ihm nichts passiert, solange ich Kaye und Cornel im Glauben lasse, dass es mir egal ist, ob sie Louis haben oder nicht. Was sollen sie also mit einem Druckmittel, das keines ist?

Zumindest erhoffe ich mir, dass sie genauso denken und Louis vielleicht sogar wieder freilassen.

Ich werde also nichts unternehmen.

Das ist jedoch leichter gesagt, als getan und ich ertappe mich dabei, wie ich auf dem Flur stehenbleibe und horche, ob ich Geräusche aus einem der anderen Zimmer vernehmen kann, die irgendwie verdächtig sind. Doch es ist alles still und ich kann nicht an jeder Tür lauschen, ob ich etwas hören kann. Wenn mich Cornel erwischen sollte, war's das.

Trotzdem kann ich meinen Kopf nicht einfach abschalten und meine Gedanken drehen sich einzig und allein um Louis. Zu wissen, dass er hier ist und dass es ihm alles andere als gut geht, er gerade vermutlich unglaubliche Angst haben muss, macht mich wahnsinnig. Außerdem, wer weiß, was Cornel und Kaye ihm erzählen? „Harry hat dich nur ausgenutzt, um an wertvolle Bilder deines Onkels zu kommen. Du bedeutest ihm nichts. Zumindest hat er uns das gesagt. Wollen wir doch mal sehen, ob seine Geschichte stimmt." Ja, genau das könnten sie zu ihm gesagt haben. Und, wie erkläre ich, dass sie SMS von mir auf Louis Handy finden könnten?

Am frühen Nachmittag klopft David bei mir an der Zimmertür und bittet mich, zu Mr Forster ins Zimmer zu kommen. Dort sollen nochmal die letzten Details der geplanten Bildverkäufe besprochen werden, bevor man sich dann zu einem Nachmittagstee im Garten treffen will.

Also ziehe ich mich um, schlüpfe in eine Stoffhose mit Bundfalte und ziehe mir ein Hemd an. All das passiert so automatisiert, dass ich es nicht wirklich mitbekomme. Mein Körper bewegt sich, wie in Trance und wie ich zu Forsters Zimmer komme, weiß ich im Nachhinein gar nicht. Erst, als ich vor seiner Tür stehe, komme ich wieder zu mir.

„Ah, Harry, da bist du ja. Cornel ist auch schon da. Er wird bei der Besprechung ebenfalls dabei sein", sagt Mr Forster freundlich und deutet auf einen Schreibtisch. Dort sitzt Cornel bereits und seine stahlblauen Augen durchbohren mich regelrecht. Worte der Begrüßung bekommt er nicht von mir zu hören, stattdessen beobachte ich jede noch so kleine Regung in seinem Gesicht. Verrät er irgendwas? Weiß er von Louis?

„Was glotzt du mich so an, hab ich was im Gesicht?", fährt er mich grob an. „Ne, alles gut, du siehst eigentlich immer so komisch aus, ich hatte es nur eben mal kurz vergessen." Wütend erhebt er sich von seinem Platz und macht einen Schritt auf mich zu, doch Mr Forster erhebt die Stimme: „Es reicht! Ihr beiden benehmt euch, wie kleine Kinder. Hier geht es um Geschäfte, die wir abwickeln wollen und ihr behindert mit eurem Verhalten alles. Entweder, ihr reißt euch jetzt am Riemen, oder ich platziere euch beide in der Rangordnung weiter unten und nehme Fabio und David mit."

Das hat gesessen. Wir starren Forster beide überrascht an und sehen dann ein, dass es nichts bringt, sich zu streiten. Trotzdem setze ich mich auf die andere Seite des Tisches, so weit weg von Cornel, wie nur möglich.

Eigentlich bin ich kein Mensch, der von Hass spricht. Aber in diesem Fall muss ich eine Ausnahme machen: ich hasse diesen Kerl. Es ist so schlimm, dass es mir regelrecht widerstrebt, mich in seiner Nähe aufhalten zu müssen. Es ist eine tiefsitzende Abneigung, die ich gegen diesen Mann hege und weil mich diese Erkenntnis ziemlich beschäftigt und ich gleichzeitig unglaubliche Angst um Louis habe, kann ich nicht mehr sagen, was genau eigentlich besprochen wurde. Zwar habe ich mich wohl an dem Gespräch beteiligt, aber mir ist, als ob ich zu dem Zeitpunkt zwei verschiedene Persönlichkeiten war. Wie Dr Jekyll und Mr Hyde.

Als wir nach unserem Gespräch nach draußen in den Garten treten, bleibe ich einen Moment stehen und sehe mir das Gebäude von außen an. Viele hohe Fenster, in deren Glas sich die Sonne und der blaue Himmel spiegeln. Irgendwo dort muss Louis sein. „Styles, was ist? Willst du Löcher in die Luft starren?", ruft Cornel ruppig und reißt mich aus meinen Gedanken, die Louis betreffen.

Als hätte derjeniger, der Louis gerade bei sich hat, mich gesehen, summt mein Handy und wieder bekomme ich ein Bild von Louis geschickt.

Mit der freien Hand schirme ich das Display gegen die helle Sonne ab und klicke das Foto an. Geknebelt ist er noch immer, aber er sitzt aufrecht auf einem Stuhl, die Hände auf dem Rücken festgebunden und sieht mit tränenden Augen direkt in die Kamera. Er ist wach und wünscht sich gerade sicherlich, dass das alles nur ein Albtraum ist. Zu dem Bild kommt jetzt auch ein Text: >>Er fragt nach dir...<<

Und da stehe ich auf dem ordentlich gemähten Rasen von Glenapp Castle. Zwischen dem Gebäude, in dem Louis in Gefahr ist und der Gefahr, die auf mich in Form von Forster und Cornel wartet.

Wieder leite ich das Bild an Menzies weiter und schreibe, dass sie sich heute Abend bitte dringend auf Abruf in der Nähe des Schlosses aufhalten sollen. Ich will, dass der Zugriff heute stattfindet. Louis will ich keine Sekunde länger mehr in den Händen von Kaye und Cornel lassen.

>>Halten uns ab 19 Uhr bereit und können innerhalb von 90 Sekunden das Schloss stürmen<<

Gut, das ist mein einziger Lichtblick für heute. Zufrieden schiebe ich das Handy zurück in die Innentasche meines Sakkos, straffe sie Schultern und gehe über den Rasen zu der kleinen Terrasse, die unter alten Eichen angelegt ist. Dort stehen storchenbeinige, weiße Stühle und der Tisch ist ebenfalls gedeckt. Mr Forster und Cornel sitzen bereits und auch mehrere Männer, die ich noch von heute Morgen erkenne.

„Mr Rigva, Sir Crawley, Mr Dopieralski, Mr Dumas, das ist mein Kollege, Mr Styles. Er wird heute ebenfalls unserer Verhandlung beiwohnen und ist derjenige, dem wir die Bilder zu verdanken haben", sagt Mr Forster und ich schüttele den Kunden freundlich lächelnd die Hände.

Sie erwidern das Lächeln.

Lange habt ihr nichts mehr davon, meine Herren.

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt