12.Kapitel

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Die Villa verlasse ich am frühen Nachmittag wieder. Louis muss noch was für die Uni machen und ich sollte mich um die Infos kümmern, die ich Forster zukommen lassen kann.

Erst, als ich Zuhause bin, entsperre ich mein Telefon mit dem Iris Scan und finde eine Nachricht von Menzies vor. Sie ist kurz und knapp gehalten und ich glaube, dass das die normale Form der Kommunikation ist.

Er teilt mir mit dass es eine Villa in Hampsted gibt die momentan präpariert wird. Mitarbeiter des MI5 werden dort einziehen und die fiktive, aber wohlhabende Verwandtschaft von Tomlinson spielen. Zum Glück hält der Mann sein Privatleben sehr bedeckt, sodass die Öffentlichkeit nicht weiß, wer genau seine Familie ist.

Ich teile Menzies mit, dass es sinnvoll wäre, wenn man trotzdem einige Infos ins Netz streuen könnte. Wenn Forster nach den Leuten googeln lässt, sollte wenigstens ein bisschen was gefunden werden, damit alles glaubhafter erscheint.

Dafür hat das MI5 sicherlich genügend IT Spezialisten, die das bewerkstelligen können.

Menzies verspricht, sich um die Lebensläufe und Infos der neuen Tomlinsons zu kümmern und als ich einige Tage später die Namen bei Google suche, finde ich kurze Berichte und Artikel samt Fotos, die wirklich sehr überzeugend aussehen. Die haben wirklich gute Arbeit geleistet. Sämtliche Links funktionieren und alle Einträge sind vorhanden. Es ist also egal, was genau Forster suchen wird, er findet auf alles eine Antwort.

Jetzt fühle ich mich sicher und verkünde Forster am Abend, dass ich neue Informationen von Louis bekommen habe.

„Und hast du den Kleinen schon gefickt?", fragt Cornel, der kaugummikauend neben Forster steht und dabei aussieht, wie ein Kamel. „Natürlich nicht, ich kann damit nichts anfangen, wie oft willst du es noch hören?", gebe ich genervt zurück und wende mich wieder an Forster um mit routinierter Miene zu sagen: „Also es gibt zwei Ehepaare, die ganz in der Nähe wohnen. Sie sind die Geschwister von Tomlinson und selbst steinreich. Mr Lloyd Tomlinson ist Kunstsammler und hat wohl recht seltene Stücke, sofern Louis das beurteilen kann. Ich werde mich aber dort bald mal zum Essen einladen und sehe mir das genauer an."
Als ich geendet habe, richte ich mich auf und kann mir nicht verkneifen, Forster herausfordernd anzusehen. Er hat mich unterschätzt und das muss er jetzt wohl oder übel einsehen. Ich sehe es an seinem Blick, der eine gewisse Überraschung nicht verbergen kann.

Wobei diese Infos ja genau genommen überhaupt nicht mein Verdienst sind. Ich habe sie auch lediglich von Menzies erhalten, aber das muss er ja nicht wissen. Im Gegenteil: für je besser er mich hält, desto mehr Vorteile springen für mich dabei heraus. Ich muss mich unentbehrlich machen, damit er auf meine Dienste nicht verzichten kann und wenn ich das einmal geschafft habe, steht mir der Weg zu seinem Vertrauen offen. Und das ist es, was ich brauche. Sein Vertrauen, um ihn ins offene Messer laufen zu lassen.

„Respekt Styles, das hätte ich nicht von dir gedacht. Du bist besser, als ich angenommen hatte", sagt Forster leise und nickt mir anerkennend zu. Ich nehme das Kompliment mit einem ebenfalls knappen Nicken zur Kenntnis und sehe ihn erwartungsvoll an. „Was willst du noch?", motzt Cornel und seine Oberlippe verzieht sich angewidert. „Lass Mal deinen Chef sprechen. Du musst das nicht für ihn übernehmen", sage ich in genau dem selben genervten Tonfall zu ihm und zu meiner Überraschung verzichtet Cornel darauf, etwas zu erwidern. Der Mann ist der Chef unter den Handlanger von Forster und es passt ihm überhaupt nicht, dass Mr Forster gerade mit mir zufrieden zu sein scheint.

Fast muss ich bei dem Gedanken grinsen, denn ich würde es sehr begrüßen, wenn ich seinen Posten irgendwann einnehmen könnte. Ihm scheint Forster voll zu vertrauen und das würde er bei mir auch, wenn ich an dieser Stelle wäre.

„Bleib weiter an dem Jungen dran und sieh zu, dass du so viele Informationen wie möglich bekommst. Ich will wissen, welche Bilder und Gegenstände es dort gibt, wo genau sie sich befinden und wie es mit der Sicherheit steht. Es soll besser laufen, als das letzte Mal, als Cornel mir Informationen besorgt hat..." Forster sieht Cornel mit einem ziemlich nachtragenden Seitenblick an und ich verkneife mir ein Grinsen. Wie es aussieht, hat der Gute bei seinem letzten Job wohl ein bisschen geschlampt und Minuspunkte gesammelt. Vielleicht ist das ja auch der Grund, weshalb er gerade so aggressiv mir gegenüber ist.

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt