33.Kapitel

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Das Restaurant liegt idyllisch gelegen in einer Sackgasse. Die Häuser rund herum sind hell getünchte Cottages, mit dunklen Holzbalken und schön angelegten Gärten. Alles hier sieht sehr gemütlich und ruhig aus.

Als die Tür geöffnet wird, springt Titus sofort aus dem Wagen und rennt auf die Tür zu. Emilia ruft ihm zwar noch nach, er solle warten, doch das Kind hört nicht auf seine Mum, huscht an dem Kellner vorbei, der uns entgegen kommt und stürmt durch den Gastraum hinaus auf die Terrasse. „Liebling, vorsichtig!", ruft Emilia wieder, lächelt den Kellner kurz an und folgt ihrem Sohn dann. Der kleine Junge ist so übermütig und aufgedreht, dass ich befürchte, er könnte sich noch auf die Nase legen, da ist es gut, dass seine Mutter dabei ist.

„Guten Abend, ich hatte reserviert", sagt Mr Forster und der Kellner nickt höflich: „Herzlich Willkommen bei uns. Ich zeige Ihnen den Tisch. Wir haben für Sie einen schönen Platz auf der Terrasse vorbereitet."

Der Kellner geht vor uns her und wir folgen ihm nach draußen. Die Terrasse ist sehr schön. Auf breiten Holzbalken stehen helle Stühle und Tische und die weißen Tischdecken reflektieren die Abendsonne. Lichterketten sind um die Abgrenzung zum Flussufer geschlungen und ich kann nicht anders, als mir Louis her zu wünschen. Das hier wäre ein wunderbarer Ort für ein romantisches Date.

„Ist dieser Platz zu Ihrer Zufriedenheit?", fragt der Kellner, als wir uns setzen und Mr Forster nickt. „Es ist alles wunderbar. Vielen Dank. Setzt euch", fordert er uns auf und ich schiebe mich schnell zwischen Emilia und Fabio, damit ich nicht neben Cornel sitzen muss. Der sitzt neben dem Chinesen und Forster. Der Chinese heißt Jean, wie ich auf der Herfahrt herausgefunden habe und ist Anwalt für Steuerrecht. Er lotet jede noch so kleine Lücke aus, damit Mr Forster sein Geld bestmöglich verarbeiten kann, ist sehr freundlich und still.

Wir bestellen Wein und das Gericht des Tages und unterhalten uns über belanglose Dinge. Zumindest sind sie das für mich, denn ich höre nur mit halbem Ohr zu. Immer wieder lausche ich darauf, ob ich ein Auto vorfahren höre, oder sowas. Doch es ist still um uns her. Lediglich das Wasser, das gegen die angebundenen Boote schwappt, macht ein glucksendes Geräusch. Es erinnert mich an Venedig und ich versinke kurz in einem Tagtraum an die Zeit, als ich mit Louis in der Gondel saß, da klang das Wasser genauso.

Die Vorspeise wird serviert und Emilia steht auf, um Titus zum Tisch zu holen, der in einem der Boote gesessen und gespielt hat. „Mummy, ich will nicht essen", jammert der Junge und setzt sich nur unter Protest neben Cornel, der ganz und gar nicht begeistert davon aussieht.
„Bleib wenigstens sitzen, bis du einige Bissen gegessen hast, dann kannst du ja gleich weiterspielen", sagt Emilia geduldig, legt ihrem Sohn eine Serviette auf den Schoß und schenkt ihm Wasser ins Glas. „Wenn es nach ihm ginge, würde er den ganzen Tag in der Natur sein", seufzt sie und sieht ihr Kind liebevoll an, der lustlos in seiner Vorspeise herumstochert. „Mummy, das schmeckt mir nicht", murrt er und schnippt ein Basilikumblatt zu Cornel hinüber.

Es landet in seinem Weinglas und sinkt zu Boden. Er kräuselt angeekelt die Lippen, doch Fabio und ich grinsen uns verstohlen an.

„Emilia, lass ihn doch spielen gehen, wenn er mag", sagt Mr Forster und sie gibt auf. „Juhuuu!", ruft Titus, rutscht vom Stuhl und wirft die Serviette auf den Tisch. „Kann ich mit deinem Smartphone spielen, Mummy?", fragt er und bekommt das Gerät ausgehändigt. Als er mit dem Telefon in eine Ecke der Terrasse geht, wo man sich auf breite Bänke setzen kann, sehe ich Autoscheinwerfer in der Spiegelung eines Fensters und mein Herz beginnt zu rasen.

Sie sind da.

„Entschuldigt mich, ich muss mal eben auf die Toilette", sage ich, erhebe mich und schlendere ins Haus, wo sich die Toiletten in einem kleinen Durchgang befinden. Rasch schlüpfe ich in eine Kabine, schließe ab und sehe auf mein Handy. Eine Nachricht von Menzies habe ich bekommen:

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt