Ihr Lieben,
Dieser Eintrag beschäftigt sich nicht mit dem Schreiben, er beschäftigt sich auch nicht mit Grammatik oder sonstigen verwandten Themen. Nein, stattdessen wird es um das Leben an sich gehen und sehr persönlich werden. Wer kein Interesse an meinem Seelenstriptease hat, dem ist geraten, einfach auf das nächste Kapitel zu warten.
Es war einmal ein Mädchen, das mit zwölf Jahren nach London reiste und ihr Herz an die Hauptstadt Englands verschenkte. Sie sollte es niemals gänzlich zurückbekommen, denn ein Teil von ihm würde immer in dieser Stadt zurückbleiben, nur darauf wartend, dass sie wieder vorbeikam.
Doch wo fangen wir am besten an zu erzählen? Wahrscheinlich ganz am Anfang der Geschichte, die bereits 2015 ihren Lauf nahm. Oder wenn wir ehrlich sind, eigentlich schon sehr viel eher.
Mein 12-jähriges Ich hatte beschlossen, dass ich mein Herz in London gelassen habe und mich nichts davon abhalten würde, dort nach dem Abitur zu studieren. Es war mein Traum der Träume.
2015 war es dann endlich so weit. Ich hatte meinen Abschluss, meine Unibewerbungen waren abgeschickt und unglaublicher Weise wurde ich tatsächlich auf allen 5 von 5 angenommen. Ich hatte also die größte Auswahl und bin voller Motivation nach London gestartet, um mich um ein Studentenwohnheim zu kümmern, bereit, meinen Traum zu leben.
Es war ein kalter Januartag, so bitterkalt und dennoch wunderschön auf seine eigene Weise. Ich stand in einem 10-Quadratmeterzimmer in Chelsea, London. In dem Zimmer befanden sich ein Bett, ein Schreibtisch und ein Schrank, der allerdings so klein war, dass ich ihn nicht einmal als solchen bezeichnet hätte - und ich. Damit war das Zimmer so voll, dass ich nicht einmal einen Koffer hätte öffnen können. Der Preis des Zimmers? Ein Schnäppchen sage ich euch, denn schließlich befanden wir uns leider in einem der teuersten Wohnviertel Londons - Fast 400 Euro pro Woche.
Da stand ich nun also in diesem Zimmer, kurz davor mein Auslandsabenteuer zu starten und plötzlich fragte ich mich, was zur Hölle ich überhaupt in dieser Abstellkammer zu suchen hatte. Mein Kopf trieb mich in diese Richtung, redete mir seit Jahren ein, dass man seine Träume leben müsste und plötzlich merkte ich, dass mein Herz schon längst nicht mehr den gleichen Traum lebte.
Damals sah ich meine Mutter an und sagte zu ihr: „Wahrscheinlich ist das hier nicht das schönste Zimmer, aber immerhin ist es in London und die Gegend ist doch auch ganz nett."
Am liebsten hätte ich jedoch einfach nur geschrien.
Doch ich war überzeugt davon, dass ich meinen Traum nun auch durchziehen müsste – denn ich war schließlich auf allen Universitäten angenommen worden.
Jahrelang hatte ich allen, die mich nach meinen Plänen nach dem Abitur fragten, erzählt, dass ich nicht wusste, was ich studieren wollte, aber ich wüsste wo und, dass mein Studium in London stattfinden würde. Einige waren begeistert, die meisten haben mich belächelt. Und dann hatte ich es wirklich nach London geschafft, bereit, allen zu zeigen, dass mein Traum wahr werden würde.
Ich hatte die Möglichkeit, das Geld und die Chance, ein neues Leben zu starten. Den Traum zu leben, der anderen verwehrt blieb – doch leider war es gar nicht mehr mein Traum.
Kennt ihr das Gefühl, wenn jedes Wort zu viel ist? Wenn euer Körper sich anfühlt, als wäre er nicht mehr euer eigener? Ich fühlte mich taub damals, als hätte mich mein damaliger Traum umklammert und sich im Laufe der Jahre in einen Alptraum verwandelt. Ich lebte ihn und dennoch wollte ich es nicht mehr.
Damals hatte meine Mutter die Stirn gerunzelt und den Kopf geschüttelt. „Dieses Zimmer ist furchtbar", hatte sie gesagt. „Aber wenn es dein Traum ist, dann werde ich dich unterstützen."
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Realitätsfänger
Non-FictionMeine Meinung, meine Gedanken, meine Schreibtipps. Hier werde ich meinen Senf zu verschiedenen Themen hinzugeben und gemeinsam mit euch eventuell sogar ein schmackhaftes Gericht zaubern.