58 | Villains & Morally Grey Characters [S]

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Ihr Lieben,

Herzlich Willkommen zu einem neuen Blogeintrag und ein großes Dankeschön für die Kommentare zum letzten Beitrag. Es freut mich immer sehr, mich mit euch über die Themen dieses Blogs auszutauschen.

Ambi63 s Blogeintrag zum Thema Antagonist hat mir einen Hinterntritt gegeben, der mich dazu gebracht hat, endlich dieses Kapitel zu schreiben, das schon so lange auf meiner Liste steht.

Villains (Bösewichte) sind besondere Antagonisten, die mir selbst sehr am Herz liegen.

Ich weiß nicht wieso, aber ich habe die Bösewichte in Geschichten schon immer oft als sehr viel interessanter empfunden, als die eigentlichen Helden. Vorausgesetzt, dass diese gut ausgearbeitet wurden und authentisch wirken.

Kaz Brekker aus Six of Crows ist zum Beispiel ein Charakter, den ich super gelungen finde, aber auch Jude aus Elfenkrone ist wunderbar zwischen den Seiten gut und böse. Allen, die die Bücher noch nicht kennen, kann ich diese nur ans Herz legen. Sehen wir uns statt Büchern TV-Serien an, sind Chuck Bass aus Gossip Girl oder auch alle Charaktere aus Haus des Geldes ein super Beispiel für graue Charaktere. Gerade Haus des Geldes finde ich ein super Experiment, weil es aus der Sicht der eigentlichen „Bösewichte" erzählt wird das ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Ich habe schon vor langer Zeit erkannt, dass ich vor allem moralisch graue Charaktere liebe, die weder gut noch böse sind, sondern von beiden Eigenschaften ein wenig besitzen. Diese kann man sowohl unter Protagonisten als auch Antagonisten finden, was ich besonders spannend finde.


Wie genau schreibe ich nun aber einen Bösewicht beziehungsweise einen moralisch grauen Charakter, der wirklich überzeugend wirkt?

1.       Lasst sie nicht nur böse auftreten, moralisch graue Charaktere mit größeren Ausprägungen zum Bösen haben so viel mehr Potenzial. Gerade auch, weil die Leser diese einfacher verstehen werden und das zu einer inneren Zerissenheit bei den Lesern führen kann.

2.       Moralisch graue Charaktere beziehungsweise Bsewichte müssen genauso entwickelt werden wie alle anderen Charaktere eures Buches. Macht bitte nie den Fehler, ihnen einfach die Eigenschaft „böse" zu geben. Das ist zu einfach und kann eure Geschichte schnell klischeehaft wirken lassen. Außerdem besitzt euer Bösewicht dann gar keine Tiefe und wirkt dadurch auch nicht authentisch.

3.       Gebt eurem Bösewicht/ moralisch grauen Charakter Persönlichkeit. Gebt ihnen Dinge, die sie sympathisch wirken lassen und macht sie vielschichtig. Kein Mensch ist nur gut, keiner nur böse. Gebt ihnen Hobbies (lasst euren VIllain zum Beispiel in der Freizeit ein Ehrenamt ausführen oder zum Tennistraining gehen), lasst sie familienbezogen wirken oder die Natur lieben. Macht sie greifbar für die Leser.

Lasst den Bösewicht nicht nur böse sein und den Helden nicht nur gut. Gebt beiden Gruppen böse und gute Eigenschaften/ Merkmale.

4.       Bösewichte bzw. moralisch graue Charaktere brauchen genauso wie unsere Helden eine Motivation. Das können Dinge sein wie Geld, Macht, Erfolg, Reputation, Rache, Rettung der Natur/ Menschheit, Religion oder Status. Aber das muss es nicht immer sein. Seid doch mal ein wenig kreativer und gebt ihnen ungewöhnliche/ neue Motivationen.

Schreibt zum Beispiel einen Charakter, der alle Rassisten umbringen will oder einen, der alle hübschen Leute umbringen will, damit sich die Hässlichen besser fühlen (vielleicht weil sein Bruder unter Hänseleien gelitten hat, bei dem der Bösewicht mitmachte und der Bösewicht erst nach dem Selbstmord seines Bruders begriffen hat, dass die Hänseleien ein Fehler waren). Schreibt über einen Bösewicht, der Waisenkinder so sehr liebt, dass er in Häuser einbricht und ihnen dort ein neues Zuhause gibt.

5.       Ganz wichtig bei einem authentischen Bösewicht/ moralisch grauem Charakter ist es, dass dieser aktiv in die Geschichte eingreift. Ihr dürft nicht nur den Helden handeln und den Bösewicht nur reagieren beziehungsweise zuschauen lassen. Denn so läuft die Realität in den wenigsten Fällen ab. Ein Buch ist eine Geschichte von Aktion und Reaktion. Lasst den Bösewicht an Stellen angreifen und zu Zeiten, mit denen der Held nicht rechnet.

6.       Arbeitet die Struktur der bösen Seite eures Buches aus. Einfach nur einen bösen Anführer und viele Leute, die ihm folgen, zu haben, ist zu einfach. Baut verschiedene Hierachiestufen ein und verschiedene Interessen unter den Anhängern des Bösewichts, die eventuell miteinander in Konkurrenz stehen.

7.       Gebt eurem Bösewicht/ moralisch grauem Charakter Freundschaften und Lieb. Die Idee, dass diese nicht in der Lage sind, zu lieben, ist einfach langweilig und vor allem unrealistisch. Ein netter Nebeneffekt von liebenden Bösewichten ist es außerdem, dass man dadurch aus Sicht des Bösewichts seine Handlung dadurch rechtfertigen kann, dass er alles tut, um seine Lieben zu schützen. Gebt ihnen eine Familie und Kinder, die sie wirklich lieben und lasst sie liebevoll mit ihren Liebsten umgehen.

8.       Zeigt eure Bösewichte und moralisch grauen Charaktere in verletzlichen Situationen. Das macht sie menschlich und nahbarer für eure Leser.

9.       Beschreibt die bösen Eigenschaften nicht bloß, sondern zeigt sie. Ein Held, der sagt, dass der Bösewicht blöd ist, ist bei weitem nicht so überzeugend wie eine Szene, bei der der Bösewicht einem Kind jeden Knochen bricht. Lasst den Leser durch Interpretation merken, dass der Bösewicht der böse ist.

10.   Erlaubt es eurem Bösewicht/ moralisch grauem Charakter, dass er sich genauso entwickeln darf wie die Protagonisten der Geschichte. Charakterentwicklung ist so wichtig und auch Bösewichte sollten diesen Prozess durchlaufen.

11.   Lasst eure Bösewichte/ moralisch graue Charaktere auch ruhig mal gewinnen. Es ist langweilig, wenn sie immer bloß verlieren und der Held andauernd gewinnt. Macht die Geschichte unvorhersehbarer für eure Leser.

12.   Passt auf, dass eure Bösewichte nicht einfach nur nervig erscheinen. Das beste Beispiel dafür ist wahrscheinlich Umbridge aus Harry Potter. Sie hatte nur schlechte Eigenschaften und das war einfach zu vorhersehbar. Voldemort war beispielsweise ein viel besserer Bösewicht, weil er dachte, dass er ein ehrbares Ziel verfolgt.

13.   Nicht alle Bsewichte/ moralisch graue Charaktere müssen am Ende tot sein oder verloren haben. Lasst sie andere Opfer bringen. Dazu wird in Zukunft noch ein Kapitel folgen.


Das Wichtigste: Villains are the heroes of their own story!

Ruft euch das immer in Erinnerung, denn nur dann könnt ihr eure Bösewichte wirklich verstehen. Aus ihrer Sicht sind sie die Helden.


Die heutigen Fragen:

1.       Habt ihr einen Böswicht/ moralisch grauen Charakter, den ihr mögt beziehungsweise sehr interessant gefunden habt beim Lesen?

2.       Stimmt ihr mir zu, dass man Bösewichte genauso entwickeln muss wie Protagonisten?

3.       Schreibt ihr Bösewichte gerne?

4.       Tut ihr euch schwer oder leicht beim Schreiben eurer Bösewichte?

5.       Welche Motivationen haben eure Bösewichte bisher gehabt?

6.       Habt ihr euren Bösewichten auch gute Eigenschaften gegeben?

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