Ihr Lieben,Ich habe heute endlich wieder einmal die Zeit, etwas für diesen Blog zu schreiben. Während meiner Zeit als Kritikerin ist mir immer öfter aufgefallen, dass viele Autoren gerade in ihren Anfangsjahren eher dazu neigen, Tatsachen direkt aufzuschreiben und auf den Punkt zu bringen. Das ist bei Argumentationen oder Analysen durchaus gut, allerdings sollte man beim Schreiben oft eher auf die ‚Show, don't tell' Taktik zurückgreifen.
Das braucht Übung, was ich gar nicht bestreite. Gerade anfangs habe ich ebenfalls einfach nur Tatsachen geschaffen, anstatt die Handlung durch Beschreibungen zu untermalen. Deswegen dachte ich, dass es an der Zeit wäre, diesem Thema einfach einmal ein Blogkapitel zu widmen.
Gerade ‚Show, don't tell' führt dazu, dass die Buchkapitel grundsätzlich länger und damit auch greifbarer für den Leser werden. Denn der Leser bekommt die Chance, in die Handlungen geführt zu werden und eine Atmosphäre geboten zu bekommen, die die Umgebung greifbarer machen lässt.
Vorhang auf also für meine Gedanken zum Thema ‚Show, don't tell'.
Am besten fangen wir direkt einfach mal mit einem Beispiel an:
Die Tatsache: „Sie war traurig."
Besser ist zum Beispiel Folgendes: „Ihre Tränen kamen unaufhaltsam, immer schneller und schneller, bis sie gleich ihr Apartment in einen Ozean verwandelten, in dem wir jämmerlich ertranken. Sie weinte und weinte und weinte. Bis keine Tränen mehr übrig blieben. Dann starrte sie mit traurigen Augen ins Leere."
Versteht ihr, was ich meine?
Der erste Satz stellt bloß einfach eine Tatsache dar. Aber trotz des traurigen Themas, berührt er dennoch überhaupt nicht das Herz eures Lesers. Ihr müsst versuchen, eure Leser durch Gefühle und Emotionen zu packen. Ihr müsst eure Leser dazu zu bringen, ebenfalls die Gefühle des Mädchens fühlen zu können, denn dadurch wird die Trauer viel realer. Beschreibungen und gerade die Fähigkeit, Gefühle durch Worte zu beschreiben und ihnen damit einen Rahmen zu geben, lassen eure Geschichte greifbarer wirken.
Genauso ist es zum Beispiel, wenn es darum geht, was eine Person im letzten Urlaub gemacht hat. Anstatt hier einen ganzen Absatz zu gestalten, ist es eleganter, dies einfach in einem Dialog zu diskutieren. Dadurch erfährt der Leser etwas über die Vergangenheit, muss aber keinen stumpfen Reisebericht lesen.
Gerade Dialoge zwischen Personen bieten sich hervorragend dafür an, den Leser die Gedanken einer Person näher zu bringen und diese greifbarer zu machen. Denn durch Unterhaltungen sowie Mimik und Gestik lernt man eure Figuren besser kennen. Auch hier gilt natürlich: Andeuten ist viel besser, als direkt ansprechen. Gebt eurem Leser die Chance, mitzudenken und selbst Rückschlüsse zu schreiben.
Anstatt zu schreiben „Er ist nervös." schreibt lieber „Seine Hände zitterten, während er sich durch die Haare fuhr." oder „Seine Finger tippten schnell gegen das Holz der Stuhles und das Geräusch ließ mich fast wahnsinnig werden."
Beschreibungen helfen euch als Autoren, den Leser für euer Buch zu gewinnen, denn sie haben viel größere Chancen, den Leser zu packen und in die Handlung zu ziehen. Gebt euren Lesern die Chance, sich selbst Gedanken zu machen. Zu interpretieren. Glaub mir, dass macht manchmal am meisten Spaß. Dieses Rätseln, dieses Ungewisse, packt eure Leser und regt die Neugierde an.
Nicht umsonst sind auch Cliffhanger so beliebt und funktionieren immer wieder, egal, wie sehr die Leser diese auch hassen mögen.
Dasselbe gilt für die Regel ‚Show don't tell'. Lasst eure Leser Vermutungen anstellen, das fesselt sie viel mehr, als wenn ihr ihnen einfach eine blanke Tatsache vor die Nase stellt. Schlimmstenfalls ist diese Tatsache noch nicht einmal begründet.
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Realitätsfänger
Non-FictionMeine Meinung, meine Gedanken, meine Schreibtipps. Hier werde ich meinen Senf zu verschiedenen Themen hinzugeben und gemeinsam mit euch eventuell sogar ein schmackhaftes Gericht zaubern.