Kapitel 14

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"Ruby?" frage ich vorsichtig und trete in den kleinen Waschraum. "Hm?"  erklingt es aus einer der Kabinen, an der ich sofort klopfe. "Wie geht es dir, willst du aufmachen?" Sofort höre ich das Schloss der Tür und trete hinein. Das Mädchen kniet am Boden über der Kloschüssel und sieht mich kurz an. "Warte, ich hole dir was zum Abwischen." entgegne ich ihr und gehe zum Waschbecken, ziehe ein paar Papiertücher zum Hände abtrocknen aus dem Spender, feuchte sie ein wenig an und reiche sie ebenfalls dem zierlichen Mädchen. "Danke und tut mir leid." flüstert sie. "Das ist doch selbstverständlich! Geht's wieder?" Ruby nickt. "Ich habe zwar immer noch Bauchkrämpfe, aber wenigstens ist mir nicht mehr so schlecht." "Hast du vielleicht zu schnell gegessen?" antwortete ich ein wenig belustigt, woraufhin Ashton's Schwester schmunzeln muss. "Mir war schon den ganzen Tag so schlecht, aber ich habe versucht, es zu verstecken." Oh man, deswegen habe ich auch nichts bemerkt. "Komm, wir fahren nach Hause." Ich helfe ihr wieder auf die Beine, betätige die Klospülung und bringe sie zum Waschbecken, an dem sie sich kurz ihr Gesicht wäscht. "Geht schon." sagt sie, woraufhin ich meinen Griff um sie lockere und das Glas in die Hand nehme, um es wieder an die Theke zu bringen. Anschließend gehen wir zurück an unseren Tisch. "Ich hab schon bezahlt." entgegnet Ashton, woraufhin ich ihn geschockt ansehe. "Warte, ich geb dir das Geld..." "Lass stecken." "Aber-" "Nein Allison, lass es einfach stecken." Sein ernster Ton verrät mir, dass ich ihm lieber nicht mehr widersprechen sollte, um einem Streit aus dem Weg zu gehen, was ich Ruby zu liebe mache.

"Wehe du kotzt hier rein! Warum musst du dich auch immer so voll fressen?!" Wir sitzen mittlerweile wieder im Auto und sind auf dem Weg zu unserem Ferienhaus. "Keine Angst, es geht wieder. Außerdem lag es nicht nur am Essen, mir ist schon den ganzen Tag über schlecht." Wenigstens hat Ruby wieder mehr Farbe im Gesicht und sieht ein wenig entspannter aus. "Ich glaube meine Mum hat Medikamente gegen eine Magenverstimmung mit, danach geht es dir hoffentlich besser." Aufmunternd sehe ich sie an, woraufhin mir Ruby zunickt. Warum habe ich mich bis jetzt auch erst so wenig mit Magenverstimmung auseinander gesetzt? Naja, weil meine Familie diesbezüglich nicht wirklich empfindlich ist und ich in der Sanitäts-AG mehr über sportliche Verletzungen lerne. Hm, vielleicht sollte ich mich ja in meiner Freizeit mal mehr damit auseinandersetzen? Immerhin weiß ich, dass Cola und Salzstangen helfen. "Könntest du noch kurz an dem Supermarkt da vorne anhalten?" bitte ich Ashton ruhig, woraufhin er nickt.

Mit einer Packung Salzstangen und einem Sechserpack Cola setze ich mich zurück ins Auto. "Danke." flüstert mir Ruby zu, als sie versteht, warum ich die Sachen geholt habe. "Gerne." gebe ich zurück und schnalle mich an, damit wir weiterfahren können.

Zu Hause angekommen setzt sich Ruby sofort auf die Couch im Wohnzimmer, während ich ihr das Getränk und das Salzgebäck bringe. Ashton ist mittlerweile auf sein Zimmer gegangen. Ich nehme neben Ruby Platz und nippe etwas an meiner Fanta, die ich ebenfalls besorgt habe. "Geht's dir denn besser?" frage ich sie. "Naja, zwischendurch ist mir immer mal wieder schlecht. Aber im Allgemeinen ist es ganz okay." "Das tut mir so leid für dich, ich hoffe es ist nichts allzu schlimmes. Brauchst du noch was?" Sie schüttelt den Kopf und schließt die Augen. "Nur ein bisschen Schlaf." murmelt sie noch, woraufhin ich aufstehe, meinen Rucksack nehme und auf mein Zimmer gehe.

Nach ca. einer Stunde Musik hören, nehme ich unten Stimmen wahr. Das sind auf jeden Fall unsere Eltern.
"Oh Ruby, ich hab dir doch gleich gesagt, dass du da nicht hingehen sollst." Die Stimme klingt definitiv nach Nicole. "Aber ihr ging es eben schlecht und ihre Eltern waren nicht da." "Du weißt doch, dass du empfindlich bist, was Krankheiten angeht." David klingt ebenfalls nicht begeistert, verständlicherweise. Nun scheint sich auch meine Mum einzumischen, mein Dad hält sich bei solchen Diskussionen allgemein lieber heraus. "Was machen wir denn jetzt mit Ally? Sie kann unmöglich im Zimmer bleiben." Stimmt, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Na toll. "Ich weiß nicht, das einzige, was mir einfällt, ist Ashton's Zimmer. Sonst ist nichts mehr frei." Geschockt von Nicole's Aussage stehe ich auf und laufe schnell nach unten. "Ich weiß nicht, immerhin verstehen sie sich nicht gut und er ist ein Jung-" argumentiert Dad jetzt doch, den ich aber unterbreche. "Auf keinen Fall! Da gehe ich nicht rein!" Wut durchströmt meinen Körper, das könnte ich nie aushalten. "Schau Allison, es scheint doch vernünftig. Ruby hat wohl einen ziemlich heftigen Magen und Darm Virus erwischt, du sollst nicht auch noch krank werden. Tagsüber kannst du ja hier unten sein, es geht nur um die Nächte." versucht mich Nicole zu überzeugen, woraufhin ich jedoch verächtlich schnaube. "Dann schlafe ich lieber auf der Couch!" "Du weißt, dass das nicht geht, weil wir abends noch arbeiten. Ich bin auch nicht erfreut, aber eine andere Lösung gibt es nicht." Vielen Dank Mum, dass du mich auch im Stich lässt. "Das kann nicht euer scheiß Ernst sein!" rufe ich wütend, woraufhin mich Dad böse ansieht. "Allison, deine Ausdrucksweise -" "Ist mir gerade vollkommen egal!" Extrem wütend renne ich die Treppen nach oben. "Allison!" ruft mir Dad hinterher, woraufhin ich jedoch nicht reagiere. "James, lass sie." beruhigt ihn Mum, was mir wenigstens noch weitere unnötige Diskussionen erspart.

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