Löwenherz

Kapitel 30 - Freitag, 23.07.

Okay, wir haben Freitag, das heißt, heute steht eine neue Nachhilfestunde an. Immerhin waren die letzten Male wirklich okay, Ashton macht tatsächlich große Fortschritte. Und ich? Naja, sagen wir es mal so... Meine sportlichen Fähigkeiten sind immer noch deutlich ausbaufähig. Zum Glück habe ich die für diese Woche schon hinter mir. Zwar merke ich, wie meine Kondition ein wenig besser wird, aber besonders das erste Treffen war mir unangenehm. Jemandem direkt seine Schwächen zu zeigen ist ziemlich schwierig und eigentlich auch nicht so mein Ding. Aber auf irgendeine Art und Weise hat Ashton es geschafft, für eine angenehme Atmosphäre zu sorgen, immerhin hat er weder gelacht, noch sich anderweitig darüber lustig gemacht. Aber was soll man auch sportliches innerhalb von 4 Wochen verbessern können? Was ich auf jeden Fall von dem Fußballer gelernt habe, ist, dass es Zeit braucht. Seeehr viel Zeit. Ich könnte wirklich kotzen. Und das schlimmste ist, dass man nie aufhören darf, daran zu arbeiten, sonst fällt man wieder zurück. Wie scheiße ist das denn bitte? Meine Nachhilfe ist wenigstens nachhaltig! Egal. Jedenfalls haben wir uns für heute Mittag um zwei verabredet. Wie sonst auch gehe ich zu ihm, weil meistens nur Ruby da ist und ich anschließend noch ein wenig Zeit mit ihr verbringe. Auch wenn sie zwei Jahre jünger ist, verstehe ich mich super mit ihr. Immerhin habe ich so nicht mehr ganz so viel Langeweile. Und natürlich Giulia, die seit gestern wieder zu Hause ist, aber noch keine Zeit für mich hatte. Hoffentlich können wir heute einen Mädels Abend machen.

Wieder einmal packe ich die wichtigsten Dinge zusammen und will gerade zur Haustür raus, als ich eine Stimme hinter mir wahrnehme. "Wo willst du hin?" Seinen beeinflussenden Ton versuche ich, an mir abprallen zu lassen. "Es geht dich zwar nichts an, aber ich gehe zu einem Kumpel lernen." "Zu einem Kumpel?" Ungläubig zieht er die Augenbrauen nach oben. "Außer Jacob hast du doch gar keine männlichen Freunde." Dieser abwertend Ton macht mich so sauer! Warum tut er das?! "Justin, lass mich einfach in Ruhe und lern selbst. Ich hab echt keinen Bock, dich in meiner Stufe und meinen Kursen ertragen zu müssen!" Und mit diesem Satz schließe ich zufrieden die Haustür hinter mir und mache mich auf den Weg.

Bei ihm angekommen öffnet mir Nicole lächelnd die Tür. "Hallo, meine Süße, komm doch rein." keine Ahnung wieso, aber seit dem Urlaub nennt sie mich so. Ich folge ihr ins Haus und werde ebenfalls von Ruby begrüßt, die auf der Couch liegt und 'Keeping up with the Kardashians' schaut. Als sie mich sieht, kommt sie sofort auf mich zu und schenkt mir eine Umarmung, die ich gerne entgegennehmen. "Ich gehe mal davon aus, du willst zu meinem Bruder?" ich nicke, woraufhin Nicole sich wieder einmischt. "Er ist in seinem Zimmer, du kannst einfach hoch gegen." Gerade als ich loslaufen will, hält sie mich noch kurz zurück. "Kannst du das deinen Eltern geben? Ich hatte eigentlich vor, es noch vorbeizubringen, aber wenn du schonmal da bist... Es ist wichtig." Ich nicke und stecke den weißen Umschlag in meinen Rucksack. Anschließend gehe ich aber wirklich die Stufen nach oben. Vor seiner Tür angelangt, klopfte ich mehrmals, trotzdem höre ich ihn weder, noch öffnet er mir die Tür. Was mache ich jetzt? Soll ich einfach reingehen oder warten? Ach verdammt, ich hasse solche Situationen. Nach kurzem Zögern entscheide ich mich dazu, die Tür langsam zu öffnen und hineinzutreten. Ich schließe sie hinter mir und schaue mich in Raum um, Ashton ist jedoch nicht hier. Ich sollte nicht einfach hier warten, das wäre falsch. Ich würde es wahrscheinlich auch nicht wollen, wenn jemand alleine in meinem Zimmer ist. Also drehe ich mich wieder um und greife nach den Türgriff, um sie zu öffnen und herauszutreten. Bevor es jedoch dazu kommt, wird sie schon von außen geöffnet, woraufhin Ashton leicht gegen mich stößt. Ich schlucke, weil er Oberkörper frei ist und nur in Boxershorts vor mir steht. Ruhig atmen, Ally. Diesen Anblick hattest du ja wohl schon oft genug. Aber irgendwie fühlt sich gerade alles so anders an. Anders, als im Urlaub oder die letzten Treffen. Die Stimmung ist angespannt und irgendwas liegt in der Luft. Ich habe das Gefühl, gleich umzukippen, so schlecht ist mir. Was soll das? Bitte, bitte reiß dich zusammen! "Du bist schon da?" Etwas erschrocken sieht er mich an und lächelt dabei verschmitzt. "Ich... Also... Naja... Weißt du..." Wie alt bin ich?! 3?! Hab ich meine scheiß Sprache verloren?! Belustigt sieht der Fußballer mich an und zieht dabei die Augenbrauen nach oben. "Ja?" "Also..." Verdammt! "Tut mir leid, deine Mum hat mich hoch geschickt. Ich wollte wieder rausgehen, als ich bemerkt habe, dass du nicht da bist." flüstere ich schon fast und bin wirklich froh, dass ich wenigsten die paar Worte herausgebracht habe. "Das habe ich bemerkt." scheint er mich aufzuziehen. Warum bin ich so verdammt nervös? "Okay." Okay? Sag mal, was laber ich hier eigentlich für einen Müll? Das darf doch echt nicht wahr sein, hier kann ich mich doch nie wieder blicken lassen. "Okay?" Fragend sieht er mich an. Um nicht gleich mein Bewusstsein zu verlieren, drehe ich mich von ihm weg und atme einmal tief durch. "Ja. Wollen wir dann anfangen?" Wahrscheinlich bin ich rot wie eine Tomate. Gott ist das peinlich! "Seit wann wirft dich das so aus der Bahn, wenn ich so wenig anhabe?" Das wüsste ich auch gerne. "Tut es nicht." Ungläubig sieht er mich an. "Nicht?" Warum provozieren mich heute eigentlich alle?! "Nein." Sowas von gelogen. Hauptsache er vergisst es ganz schnell wieder. Ich laufe auf seinen Schreibtisch zu und stelle meinen Rucksack ab. "Wenn das so ist, kann ich ja so bleiben." "Was?!" Geschockt sehe ich ihn an. Das halte ich keine 5 Minuten mehr aus. Sein kehliges Lachen verpasst mir eine Gänsehaut. Eine Gänsehaut, die es in sich hat. "Was ist daran schlimm? Es ist sehr heiß draußen und mir ist warm." Nicht nur draußen. "Ashton, was soll denn deine Mutter denken, wenn sie reinkommt?" Versuche ich ihn zu überzeugen. "Ach, sind wir jetzt wieder bei Ashton? Meine Mutter ist eben gegangen, ich habe die Haustür gehört." Verdammt. "Und Ruby?" fällt mir zum Glück noch das hübsche Mädchen ein. "Mach dich locker, sie hat bis jetzt nie gestört. Außerdem hast du ja noch deine Kleidung an oder willst du sie auch loswerden?" Anzüglich und darauf bedacht, mich zu provozieren, wackelt er mit seinen Augenbrauen. Er macht mich wahnsinnig! Was mache ich denn jetzt? Am liebsten würde ich einfach wieder gehen. Aber das kann ich nicht machen, zumindest nicht ohne gute Erklärung. Ich werde es schaffen. "Mach, was du willst." Und mit diesem Satz nehme ich auf dem linken Stuhl platz und schlage das Englisch Buch auf, an dem wir gerade arbeiten. Auch, wenn es mich zunächst nervös macht, dass er sich so neben mir niederlässt, mit der Zeit vertiefe ich mich einfach immer mehr in das Buch und das, was Ashton wissen muss. Und siehe da! Ich ertrage es tatsächlich.

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Ich wünsche euch schöne Weihnachten! Stresst euch nicht zu sehr, das ist nicht der Sinn dieses Festes, sondern nur das, was die Menschen daraus gemacht haben. Viel wichtiger ist die Zeit, die ihr mit euren Liebsten verbringt, bitte vergesst das nicht! Hab euch lieb! 😊❤️ Und kommentiert gerne, was ihr so bekommen habt😉