Kapitel 67

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"Ally, hier ist Cole." "Cole?!" Jetzt bin ich total verwirrt. Woher hat er bitte meine Nummer und warum ruft er mich an?! "Ich brauche deine Hilfe, wirklich!" Er klingt kurzatmig und macht mir ein wenig Angst. "Was ist passiert?" frage ich und versuche, nicht in Panik auszubrechen. Hundert pro geht es um Ashton. Im Hintergrund höre ich einen lauten Schlag, dann wieder ein Geräusch. "Bitte komm her, bitte! Zu Ashtons Haus. Du bist die einzige, die ihm jetzt vielleicht noch helfen kann." "Cole, das-" "Nein Ally, bitte komm her, sofort!"

Nachdem ich zugestimmt und aufgelegt habe, renne ich sofort nach oben in mein Zimmer und schnappe meine Jacke. Cole weiß, dass ich noch keinen Führerschein habe, weshalb er einen Freund gebeten hat, mich abzuholen. Ich warte mehr als nur ungeduldig darauf, dass das Auto endlich vorfährt. Mit meinem Schlüssel und meinem Handy stehe ich zitternd vor der Tür. Ich habe keine Ahnung was da los ist, was ich bitte tun soll und warum genau ICH diejenige bin, die helfen soll. Aber gerade ist es mir auch irgendwie egal, dass ich Abstand von Ash wollte, Cole ist sein bester Freund und wenn er in so einer Notlage mich ruft, muss es verdammt schlimm sein. Aber warum sollte Ash mich da haben wollen?! Ich verstehe das alles nicht. 

Ich springe förmlich ins Auto, als der schwarze Wagen vor meinem Haus hält. "Evan?" Mit einem der Zwillinge hätte ich definitiv nicht gerechnet, immerhin hassen die beiden mich und sind gut mit meinem Bruder befreundet. Ob er auch da ist? "Frag nicht, ich war der einzige, der keinen Alkohol getrunken hat." Seufzend fährt er los und ehrlich gesagt ignoriere ich gerade den Gedanken, dass ich normalerweise nie in sein Auto gestiegen wäre. 

10 Minuten später sind wir endlich da, mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Ich stolpere halb aus dem Auto und gehe schnellen Schrittes auf das Haus zu. Als ich erneut laute Geräusche und Geschrei wahrnehmen kann, laufe ich noch schneller. Was zur Hölle ist da drinnen bitte los? Ich betrete das Haus und bemerke, dass die Geräusche vom oberen Stock kommen. Als ich die Treppen hinaufgehe, kommt mir schon Cole entgegen. "Ally, Gott sei dank bist du hier! Ashton dreht da drinnen vollkommen durch, wirft alles durch die Gegend und schreit die ganze Zeit rum." "Und was soll ich da jetzt machen?" Ich bin verdammt unsicher. Was ist, wenn er gar keine Lust auf mich hat und mich nicht sehen will? "Er hat mehrfach deinen Namen erwähnt. Ally ich weiß, du glaubst weder ihm, noch mir. Aber er liebt dich wirklich. Und dass sein Opa gestorben ist, ist nicht die einzige Sache, die ihn so fertig macht. Wenn du keine Gefühle für ihn hättest, so wie du es ihm gesagt hast, wärst du jetzt nicht hier." Ich seufze, Cole hat recht. Und als mir das bewusst wird, steigen mir sofort Tränen auf. Ashton liebt mich? 
Das muss ich jetzt wohl herausfinden. Vorsichtig gehe ich auf seine Zimmertür zu und klopfe mehrfach dagegen. "Ash, hier ist Ally." Plötzlich wird es ganz still. "Kann ich vielleicht reinkommen und wir reden?" "Was machst du hier? Du hast gesagt, du liebst mich nicht und willst Abstand, also verpiss dich!" Das tat weh. Aber vielleicht ist er auch einfach von meiner Lüge verletzt. "Bitte Ash!" Stille. "Lass uns einfach miteinander reden und dann sehen wir weiter." Als ich ein Klicken höre atme ich erleichtert auf und wische mir die Tränen weg. Cole nickt mir nur aufmunternd zu und geht anschließend die Treppen nach unten. 

Ich bin geschockt, als sich die Tür öffnet. Geschockt von Ashton's Anblick und geschockt vom Anblick seines Zimmers. Es ist einfach komplett verwüstet und nicht wiederzuerkennen. Er sagt kein Wort, was mich unglaublich verunsichert. Langsam trete ich ein und sehe mich um. Sein Stuhl liegt zertrümmert in der Ecke, während seine Bücher, Pokale und alles andere verteilt im Raum liegen. Sogar der Inhalt seines Kleiderschranks liegt fast komplett auf seinem Boden verteilt. "Worüber willst du reden, huh? Dass ich ein kompletter Arsch, ein Vollidiot und der schlimmste Mensch dieser Welt bin? Dass ich niemanden mehr habe, der mich liebt? Dass ich niemandem gerecht werde? Dass ich dieses Leben nicht verdient habe?" So fertig habe ich ihn wirklich noch nie gesehen. Seine Augen sind von tiefen Schatten untermalt. Gänsehaut breitet sich über meinem gesamten Körper aus. "Das stimmt nicht." Versuche ich leise auf ihn einzureden, was jedoch nicht wirklich funktioniert. "Was stimmt nicht? Dass ich mit dir gespielt und mich dir gegenüber wie ein Vollarsch verhalten habe? Dass du mehr als nur verletzt bist und mich nicht mehr liebst? Dass mein Dad andere Dinge von mir erwartet, als ich ihm geben kann? Dass ich meine Familie immer wieder enttäusche? Dass der einzige Mensch, der mich wirklich geliebt hat, nicht mehr da ist?" Mit Tränen in den Augen gehe ich einen Schritt auf ihn zu. "Es mag sein, dass du mich verletzt und dich wie ein Arschloch verhalten hast. Ja. Und ich verstehe, dass du deinen Opa vermisst und ihn zurück haben möchtest. Aber nicht nur er liebt dich." "Ach ja? Wer denn dann noch?!" Wütend schmeißt er sein Kissen in die Ecke, woraufhin ich zusammenzucke. "Deine Schwester! Ruby liebt dich über alles, genauso wie deine Mum. Und auch wenn du es kaum glauben magst, dein Dad liebt dich ebenso." Sein ironisches Lachen hallt durch den verwüsteten Raum. "Hör auf Ally. Wenn du nur hier bist, um mir zu sagen, wie toll mein Leben doch ist, dann geh wieder." Dieser Satz trifft mich hart. "Mach die Augen auf, Ash! Du bist Captain, bekommst vielleicht sogar ein Fußballstipendium und du hast die tollsten Freunde überhaupt, die immer zu dir halten!" "Wenn mein Dad es mir verbietet bekomme ich einen scheiß! Und mal ganz ehrlich, dann bin ich doch sowieso allen egal." Seine Stimme wird ruhiger, bricht am Ende sogar fast ab. "Das stimmt nicht." Tränen steigen mir auf. "Doch, genau so ist es. Ich habe es nicht mal geschafft, das einzige Mädchen, was ich je geliebt habe, bei mir zu halten." Er liebt mich tatsächlich noch! "Nein ist es nicht!" Meine Trauer bricht in Wut aus. "Nein verdammt, mach endlich deine Augen auf! Ich liebe dich verdammt nochmal, damit habe ich nie aufgehört! Du könntest mir noch so oft das Herz brechen und es würde immer noch nur für dich schlagen." Natürlich werde ich in diesem Moment wieder komplett emotional. All der Schmerz der letzten Wochen bricht aus mir heraus, irgendwie tut es verdammt gut, alles rauszulassen und ihm die Wahrheit mitten ins Gesicht zu sagen. "Du...Du liebst mich noch? Nach all dem was ich dir angetan habe?!" Ich bekomme keinen Ton raus, weshalb ich einfach nur nicke, um seiner Aussage zuzustimmen. "Das kann nicht sein! Du hasst mich, genau wie jeder andere auch." Warum will er es eigentlich nicht verstehen? Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu, sodass ich direkt vor ihm stehe. "Ich weiß, dass es momentan alles andere als leicht für dich ist. Aber bitte lass mich für dich da sein." Zärtlich streiche ich ihm eine Träne von der Wange. "Ich kann einfach nicht mehr. Es hat mich innerlich zerstört, mein Versprechen bei dir einzuhalten. Ich wollte dich doch einfach nur bei mir haben! Ich wollte, dass du bei mir bist und mich in den Arm nimmst, mir ein paar aufmunternde Worte sagst." Sogar ein Schluchzen ertönt aus seiner Kehle. "Und genau das werde ich jetzt." Seine stechend grünen Augen, die mich schon immer völlig aus der Bahn geworfen haben, sehen direkt in meine. Und dann passiert endlich das, was ich mir schon seit Wochen nichts sehnlicher wünsche.

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Sorry für die Verspätung, aber immerhin ist bei mir gerade noch Sonntag😅 Ich war heute einfach den ganzen Tag unterwegs. Natürlich hoffe ich, dass euch das Kapitel trotzdem gefallen hat und es euch vielleicht ein wenig den Montag versüßt!

Habt eine schöne Woche!😊❤

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt