Kapitel 20

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"Ally?" Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn an den Rand des Beckens zuschwimmen, an dem ich stehe. Verwirrt sehe ich ihn an. "Hm?" "Kommst du nicht mit rein?" Okay, mit dieser Frage hätte ich wirklich nicht gerechnet. Ich dachte, es wäre wieder alles beim alten und er hat das Gespräch von gestern Abend schon längst vergessen. Ich schüttel meinen Kopf und will gerade weiterlaufen, als ich ihn erneut höre. "Ach komm schon. Ich lasse dich auch in Ruhe, versprochen." Wieso ist er plötzlich so einfühlsam? "Du weißt das noch alles?" Vielleicht hatte ich auch einfach ein wenig gehofft, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, immerhin habe ich ihm eines meiner größten Geheimnisse preisgegeben. Und er hat mir etwas anvertraut. "Denkst du ernsthaft, das bisschen Bier hätte mir einen Filmriss gebracht?" Seine Augenbraue zieht Ashton nach oben und er sieht ein wenig belustigt aus. "Hast du jemals Erfahrungen mit Alkohol gemacht?" Ich verneine es, woraufhin er mich irritiert ansieht. "Du hast noch nie Alkohol getrunken?" "Nicht wirklich." "Wieso nicht?" "Naja, ich hatte nie einen besonderen Grund dazu. Außerdem schmeckt er nicht sonderlich gut, hab mal probiert, es aber gleich wieder gelassen." "Ich bin jedenfalls geübt darin, deshalb weiß ich auch noch alles." Und da ist der leicht arrogante Unterton wieder. Ich setze mich an den Rand des Beckens und lasse meine Füße ins Wasser hängen. "Wieso kommst du nicht rein? Wegen mir?" "Nein, das ist es nicht." "Wieso dann?" Ich weiß es doch selbst nicht. Irgendwie wäre es schon komisch mit Ashton zusammen zu schwimmen, aber andererseits haben wir gestern auch echt gut geredet. "Komm schon." Warum will er unbedingt, dass ich mit rein komme? Außerdem wäre es mir gerade äußerst unangenehm, mich vor ihm im Bikini zu präsentieren, auch wenn er mich schon einmal so gesehen hat. Ich verneine es, drehe mich um und gehe auf die Liege zu, die in der Nähe des Pools steht. Ashton scheint ein wenig enttäuscht zu sein, zumindest dreht er sich direkt um und schwimmt mehrere Bahnen. Ich beobachte ihn heimlich durch meine verspiegelte Pilotenbrille, was mehr als nur Spaß macht. Man muss ihm lassen, dass sein Körper schon verdammt gut in Form ist. Also wenn ich mir da meinen im Gegensatz zu ansehe... Ich nehme mein Buch zur Hand und beginne es zu lesen, komme jedoch nicht weit. Muss er auch direkt vor meiner Nase schwimmen? Ich könnte mich auch einfach woanders hinlegen, aber da es mir sowieso viel zu warm ist, entscheide ich mich ein wenig später doch dafür, ins Wasser zu gehen. Er hat mir versprochen, nichts zu machen. 

Auch als ich aufstehe, zögerte ich, meine Kleidung auszuziehen. Irgendwie ist es mir heute extrem unangenehm. 
 '...Und zweitens würden dich solche Typen nicht mal mit dem Arsch angucken.' Justin's verdammte Worte kommen mir wieder in den Sinn. Ja, ich habe nicht die perfekte Figur und ich bin nicht die hübscheste, das weiß ich. Aber musste er das wirklich so hart sagen? Obwohl, wenn mich solche Typen, zu denen Ashton definitiv gehört, nicht mal mit dem Arsch angucken, sollte es jetzt eigentlich kein Problem sein, oder? Ein wenig zögerlich ziehe ich mir zuerst die Shorts und dann das Shirt aus, welches ich gleich auf die Liege lege und festen Schrittes aufs Wasser zulaufe. Ashton scheint mich erst zu bemerken, als ich unmittelbar vor ihm stehe und plötzlich doch wieder Angst bekomme. "Du kommst doch?" Ich meine ein wenig Freude darüber in seinem Gesicht zu sehen. Zögerlich und ein wenig ängstlich nicke ich. Ich gehe zu den Treppen, die ins Wasser führen und strecke zunächst einen Fuß in das erfrischende Wasser. Er scheint mich zu beobachten und abzuscannen, zumindest fühle ich mich gerade so. Die Sonne ist wirklich heiß, weshalb es gut tut, sich ein wenig abzukühlen. Der gut gebaute Junge kommt mir entgegen und reicht mir sogar die Hand. "Ich helfe dir, vertrau mir." "Um ehrlich zu sein, fällt mir das ein bisschen schwer." entgegne ich ihm, woraufhin er mich ein wenig gekränkt ansieht. "Ally, ich meine es ernst. Mit dir zu reden hat gut getan, ich hab gemerkt, dass du eigentlich ganz nett bist." "Eigentlich?" Ich ziehe belustigt meine Augenbrauen nach oben. "Nein, nicht nur eigentlich. Also, was ist?" irgendwie tun seine Worte gerade wirklich gut. Hat er das ernsthaft gesagt oder träume ich? Langsam lege ich meine Hand in seine und gehe ihm einen Schritt entgegen. "Bis zur Hälfte des Pools solltest du auf jeden Fall stehen können." "Ich weiß." Lächelnd sehe ich ihn an. Ich finde seine Fürsorge gerade wirklich süß. Verlegen kratzt er sich am Nacken und zieht ein wenig an meiner Hand. Schritt für Schritt gehe ich immer weiter ins Wasser hinein, bis ich bis zur Brust darin versinke, Ashton immer in meiner Nähe. Das Wasser erfrischt gut, ich lege mich ein wenig zurück und lasse mich treiben, immer darauf bedacht, nicht zu weit nach vorne zu kommen, sondern höchstens bis zur Mitte zu schwimmen. Meine Haare, die zu einem Dutt gebunden sind, saugen sich langsam mit Wasser voll. Es ist herrlich, die Sonne im Gesicht zu haben und für kurze Zeit mal alles zu vergessen. Weil das Wasser ein paar Wellen schlägt, stelle ich mich wieder auf den Boden, um zu sehen, warum. Ashton schwimmt ein paar Bahnen und kommt gerade auf mich zugeschwommen. Direkt vor mir stellt er sich hin und sieht mich an. Nach kurzer Stille beginne ich zu reden. "Ashton? Ich würde dir gerne helfen." Fragend sieht er mich an. "Wie wäre es, wenn ich dir Nachhilfe gebe, damit du schnell bessere Noten bekommst und wieder Fußball spielen kannst." Irgendwie kam es plötzlich so über mich, ihn jetzt doch einfach zu fragen. Warum, weiß ich nicht genau. "Das würdest du tun?" ich nicke. "Ja, im Gegenzug könntest du mir vielleicht in Sport helfen? Ich muss dort unbedingt meine Note verbessern..." "Stimmt." lachend sieht er mich an, woraufhin ich mit einstimme und ihm gegen seinen Oberarm schlage. "Das hat nicht wirklich weh getan." fügt er belustigt hinzu, während ich ihm "Du Arsch" erwidere. "Also was ist jetzt?" frage ich, als wir uns wieder beruhigt haben. "Okay." "Deal?" "Deal." Wir geben uns kurz die Hand, während ich ihn strahlend ansehe. Er ist wirklich ganz anders, als ich dachte. "Komm." Ashton steigt aus dem Wasser und reicht mir mein Handtuch. "Was hast du vor?" "Wir verjagen jetzt deine Angst!"

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt