Kapitel 21

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Ein wenig Angst habe ich schon. Was heißt ein wenig? Ich habe mega Panik! Vielleicht will ich diese Angst ja gar nicht loswerden? Doch will ich, aber sie loszuwerden macht mir nur noch mehr Angst. Vor allem, da ich nicht weiß, was Ashton vor hat. Nachdem wir Ruby bescheid gegeben haben, verlassen wir samt Handtüchern, unserer Kleidung und unseren Sonnenbrillen das Haus. Mir ist ziemlich mulmig zumute, was Ashton zu bemerken scheint. "Mach dir keine Sorgen." "Wie denn bitte? Ich weiß ja nicht einmal, wo du genau hin willst." "Ally." Ein Augenrollen unterstreicht seine Tonlage. "Zum Strand. Versuche einfach nicht so viel nachzudenken." Wenn das nur so einfach wäre. Wir laufen in der Mittagssonne durch den heißen Sand, der uns direkt zum Meer führt. "Oh nein! Ich glaub, ich kann das wirklich nicht." gebe ich direkt panisch von mir und setzte mich zu einem Rückzug in Bewegung. "Ich weiß, es fällt dir schwer, aber vertrau mir." Genau wie heute morgen hält er mir seine Hand hin, die ich dieses Mal nicht so zögerlich ergreife. Ich werde es schaffen! Ich will es schaffen! Ich muss es schaffen! Der hübsche Junge zieht mich zum Wasser, vorher jedoch legt er sein Handtuch und seine Kleidung ab, was ich ihm gleich tue. Das Wasser sieht unglaublich schön aus in seinen blauen Farben. Es schimmert durch die Sonne und lädt zu einer schönen Abkühlung ein. "Komm mit." Ashton geht vor ins Wasser, ich folge ihm langsam. Mit den ersten Schritten habe ich kein Problem, aber gerade im Meer bin ich noch vorsichtiger. Als ich bis zur Hüfte im Wasser bin, bleibe ich stehen und gebe ihm das Zeichen, dass ich nicht weiter kann. Das ist genug, bis hierher habe ich keine Angst. "Meinst du, du schaffst es noch einen Schritt weiter?" etwas verwirrt sehe ich ihn an. Was bringt mir dieser eine Schritt? "Versuch es Wenigstens. Nur einen Schritt." Okay, ein Schritt sollte okay sein. Und genau das ist er. "Sehr gut. Weiter gehen wir nicht rein." Ich verstehe zwar nicht ganz, wie ich dadurch meine Angst überwinden soll, stimme ihm aber zu. Aus dem Nichts werde ich mit Wasser bespritzt, als ich aufsehe, schaue ich in sein schadenfrohes Gesicht. Das schreit nach Rache! Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und schlage ihm eine Menge Wasser ins Gesicht, bevor ich wieder Richtung Strand renne, um mich vor Ashton in Deckung zu bringen. Er jedoch folgt mir, zieht mich an meinen Hüften wieder zurück und gibt mir noch eine Ladung Wasser ins Gesicht, was ich lachend hinnehme. Ich merke, wie bedacht er darauf ist, mich nicht zu tunken oder zu weit ins Wasser zu ziehen. Als ich mich zu ihm drehe, bemerke ich, wie nah sich unsere Körper sind. Ich atme hektisch, da ich mich versucht habe zu wehren und es mich viel Kraft gekostet hat, während Ashton ganz ruhig ist. Da ich einen Kopf kleiner bin als er, blicke ich direkt auf seine Brust, die unglaublich heiß aussieht, so wie das Wasser auf ihr schimmert. Seit wann habe ich solche Gedanken? Als ich nach oben in sein Gesicht sehe, wirkt Ashton ziemlich amüsiert. "Ich kann dir zeigen, wie man so trainierte Muskeln bekommt, dann musst du nicht ständig mich dafür anschauen." Peinlich berührt schaue ich auf den Boden ins Wasser. "Ständig?" Murmel ich vor mich hin, was der große Junge jedoch genau verstanden haben muss. "Denkst du ich bemerke das nicht? Vorhin im Pool, letztens als ich geschlafen habe, jetzt..." Oh fuck, das ist wirklich peinlich. Wie zur Hölle hat er das heute Mittag gemerkt?! "Außerdem würde dir Sport wirklich gut tun, so fertig wie du bist." Augenrollend entferne ich mich ein wenig von ihm. "Was glaubst du wohl, warum ich dich gefragt habe?! Außerdem sind dumme Sprüche vom spielfeldrand nicht gerade hilfreich." Ich denke, dass er die Anspielung auf die eine Sportstunde gut verstanden hat. "Lass uns gehen, ich hab Hunger." informiere ich ihn und trete aus dem Wasser, bevor es noch peinlicher für mich wird. 

Auf dem Rückweg nehmen wir in einem kleinen Café platz, in dem wir uns beide etwas kaltes zu trinken und einen Crèpe bestellen. Ich natürlich mit Nutella, Ashton ernsthaft mit Käse und Schinken. "Kann das überhaupt schmecken?" frage ich ihn, nachdem die Kellnerin uns auf eine äußerst freundliche Art das Essen serviert hat. Sie scheint Ashton wohl ziemlich gut zu finden. "Besser als immer dieses süße Zeug. Das solltest du dir wirklich abgewöhnen, immer das zu essen." Sein Blick gilt meinem Teller. Betrübt, weil er mein heiliges Nutella beleidigt hat, sehe ich auf meinen Crèpe, den ich langsam anfange zu verspeisen. "Jetzt sei doch nicht beleidigt." "Bin ich nicht." gebe ich murrend von mir und nehme einen Schluck meines kalten Getränks. Das tut gut. "Ally..." "Ashton." gebe ich im gleichen Ton wie er von mir. "Warum nennst du mich eigentlich immer Ashton?" Verwirrt sehe ich ihn an. "Weil du so heißt? Oder ist es dir lieber, ich nenne dich Dummkopf?" Wir lachen beide, woraufhin er jedoch wieder ernst wird. "Das meine ich nicht. Ich nenne dich doch auch Ally. Warum sagst du nicht Ash?" Ich beginne kurz zu überlegen. "Keine Ahnung, wieso sollte ich?" und mit seiner Antwort hätte ich im Leben nicht gerechnet. "Weil mich alle meine Freunde so nennen." Mit großen Augen sehe ich ihn an. Hat er gerade indirekt gesagt, dass wir befreundet sind? Ich weiß nicht wieso, aber es löst einen warmen Schauer aus, der meinen ganzen Körper durchfährt und mein Herz schneller schlagen lässt. Wir befreundet? Ich versuche jedoch ganz cool zu wirken. "Also wenn du das so willst, dann mache ich das natürlich, Ash." Lächelnd sieht er mich an. Gott, ich drehe gleich durch. Was ist bitte los mit mir?!   Nachdem wir zu Ende gegessen haben, kommt erneut die Kellnerin, welche blonde lange Haare hat und etwa in unserem Alter ist, um abzukassieren. Man kann nicht abstreiten, dass sie hübsch ist, aber sie sollte lieber mal nicht so arrogant auftreten. Irgendwie stört es mich nach Ash's Angebot noch mehr, dass sie mit ihm flirtet. "Ich mach das." sagt Ashton, als ich gerade dabei bin, nach Geld in meiner Kleidung zu suchen, was ich bei der Eile vorhin total vergessen haben muss. Das Mädchen lächelt ihn übertrieben nett an, was mich immer rasender macht. Kann sie nicht einfach verschwinden und ihre Arbeit machen. Ich bin nicht eifersüchtig, aber es nervt, dass sie einen Freund von mir anmacht. "Bist du noch länger hier?" Ihre piepsiege Stimme macht mich aggressiv! Sie steckt das Geld ein, welches Ashton ihr gegeben hat. "Ja, noch über eine Woche." Wieso antwortet er ihr bitte?! "Freitag ist da so eine Beach Party, vielleicht kommst du ja auch?" Ihr überfreundliches Getue nervt! Hauptsache sie lädt mich nicht ein. Okay, jetzt reicht es wirklich! "Hast du eigentlich nichts besseres zu tun, als meinen Freund anzubaggern?! Kümmer dich gefälligst um die anderen und lass uns in Ruhe." Nicht nur die Kellnerin wirft mir einen überraschten Blick zu. Auch Ashton scheint überrascht, gleichzeitig jedoch amüsiert zu sein, da er sich stark ein Lachen verkneifen muss. Hab ich das gerade wirklich gesagt?! Wieso kann ich nicht einmal nachdenken, bevor ich rede?! Peinlich berührt dreht sich das Mädchen um. "Tut mir leid. Schönen Urlaub noch." Zum Glück geht sie, während Ashton in Gelächter ausbricht. "Ich bin also dein Freund?" Er scheint sich gar nicht mehr einzukriegen, während ich vor Scham im Boden versinken könnte. Geht es noch schlimmer? "Das war echt kinoreif!" Kann er nicht endlich seine Klappe halten? Ich stehe auf und nehme meine Sachen, Ashton folgt mir. Gott war das peinlich.

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt