Kapitel 47 - Montag, 17.08.

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Mathe. Ich mag Mathe eigentlich, aber jedesmal muss ich Ashton sehen. Seitdem der 'Vorfall' war, hatten wir keinen Kontakt mehr miteinander, weder gebe ich ihm Nachhilfe, noch trainiert er mit mir. Und es schlägt sich besonders auf seine Leistungen aus. Er hätte in der ersten Stunde freundlicher zu Mr Stone sein sollen, es war klar, dass er ihn jetzt auf dem Kieker hat. Und wenn ich das mal so sagen darf, er ist wieder wirklich schlecht in Mathe geworden, seitdem ich ihm nicht mehr helfe. Aber es ist mir egal. Er behandelt mich wie Dreck, schaut mich nichtmal mit dem Arsch an und redet schlecht über mich, zumindest soweit ich es mitbekommen habe. Und das nachdem so viel schönes zwischen uns passiert ist. Ich habe ihm vertraut, er hat mir vertraut. Wir waren mittlerweile so gut befreundet, hatten so eine schöne Zeit. Ich habe ihm meine intimsten Seiten offenbart, mich in ihn verknallt. Und von heute auf morgen tritt er alles mit Füßen. Nicht nur Nicole, auch Ruby hat mich schon gefragt, warum ich seit fast zwei Wochen nicht mehr bei ihnen war. Was soll man darauf auch antworten? 

Warum habe ich mich darauf eingelassen? Das war doch sowasvon abzusehen. Und genau deswegen wollte ich nie etwas mit Jungs anfangen. Es ist im Endeffekt doch immer das gleiche. Nachdenklich kaue ich auf meinem Stift herum, als mir Jacob in die Seite stößt. Sofort reiße ich meine Augen auf, wie konnte ich nur so mit meinen Gedanken abtriften. "Ms Carter, ich dachte eigentlich, sie wären aufmerksamer. Ich glaube es würde ihnen und ihrem Mitschüler sehr gut tun, sich mal gemeinsam mit unserem derzeitigen Thema auseinanderzusetzen, vielleicht verlieren sie dann beide nicht mehr so schnell den Faden." Verdammt. Zustimmend nicke ich, woraufhin unser Lehrer sich wieder weg dreht. "Warte mal, sagte er Mitschüler? Wer?" Nervös sehe ich meinen besten Freund an, der sich kopfschüttelnd zu mir rüber neigt. "Ashton. Sag mal, hast du in den letzten 10 Minuten denn gar nichts mitbekommen?" "Warte was? Ashton. Nein, du verarschst mich." Bitte nicht. Er schüttelt nur den Kopf, während mir schon fast die Tränen aufsteigen. "Vielleicht kannst du ja jetzt verstehen, warum ich diesen Leher nicht leiden kann." Mein Leben scheint mich gerade wirklich zu hassen. 

Giulia sieht mich mitleidig an, als ich ihr davon erzähle. Nach der Stunde hat uns Mr Stone noch die Aufgabe gegeben, wobei ich einen fiesen Blick des Fußballers kassiert habe. So als wäre allein ich schuld. Das ist so unfair, was habe ich nur getan? "Willst du auch was zu essen?" Meine beste Freundin steht vom Stuhl auf und sieht mich abwartend an, während ich nur den Kopf schüttel. Die Mensa ist voll und am üblichen Tisch sitzt mein Arschloch Bruder mit seiner bescheuerten Truppe. Ich bekomme kaum mit, dass Michelle und Jacob sich schon wieder streiten. "Leute, es nervt. Hört einfach auf damit." Sage ich genervt und sehe die beiden an. Giulia setzt sich wieder zu uns. "Der hat dich echt nicht verdient." flüstert sie mir ins Ohr, was ich mit einem Seufzen quittiere.

Ich bin mehr als nur froh, als der Schultag endlich vorbei ist und ich über den Schulhof zur Bushaltestelle laufen kann. Ja, ich fahre seit Justins Aktion nur noch Bus, ich will ihn so wenig, wie es geht sehen. Gerade, als ich vom Hof runter bin, höre ich jemanden meinen Namen rufen. Auf ihn höre ich bestimmt nicht. "Ally, warte." Er kann mich mal! "Wie alt bist du, fünf?" jetzt reichts. Aprubt bleibe ich stehen und drehe mich um. "Wie alt ich bin?! Du bist hier der Arsch, der nicht weiß, was er will, also lass mich verdammt noch mal in Ruhe. Und im übrigen nennen mich nur meine Freunde Ally, für dich bin ich Allison!" Er fängt an zu lachen, was mich noch wütender macht. Am liebsten würde ich ihm an die Kehle springen! "Hatten wir das nicht schonmal?" Mag sein, trotzdem ist es mein voller Ernst. "Du machst die Hausarbeit alleine und bekommst dafür 100$. So müssen wir nichts zusammen machen und haben beide was davon." Lässig, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen, steht er vor mir. Ist das gerade sein verdammter ernst?! IDIOT! "Sag mal spinnst du jetzt total? Denkst du ernsthaft, du könntest mich kaufen? Steck dir dein Geld sonst wohin, du weißt ganz genau, dass du ohne meine Hilfe am Arsch bist. Und weißt du was? Es ist mir völlig egal!" Wütend drehe ich mich um und will weiterlaufen, als er mich am Arm fest hält. "Fass mich nicht an!" fauche ich, woraufhin er tatsächlich von mir ablässt. "Schlag was besseres vor." Seine Stimme klingt verdammt provozierend. "Ich mach Aufgabe 1, du machst Aufgabe 2. Unter die Aufgaben schreiben wir unseren Namen, damit Mr Stone weiß, was von wem ist." "Du weißt ganz genau, dass es zusammen bewertet wird, also hilft es dir nicht gerade." "Dann schreibst du halt alles dazu, was du weißt und ich korrigiere. Mein Bus fährt, ich muss los." Und damit drehe ich mich um und bin weg. Der Junge ist echt krank. Hat er gerade ernsthaft versucht, mich zu bestechen?! Ich kann es echt nicht fassen. Meine Wut auf ihn steigt immer mehr. Insgeheim habe ich mir gewünscht, dass es für sein Verhalten eine Erklärung gibt und alles wieder so wird, wie vorher. Aber so scheint es nicht zu sein. Meine Musik mache ich auf volle Lautstärke, um meine Wut irgendwie rauslassen zu können. Das Leben ist manchmal so verdammt unfair! 

Gerade als ich mein Buch weiterlese, erklingt mein Handy. Als ich draufschaue, wird mir eine Nachricht von Ashton angezeigt. 

>Ich hab keine Ahnung von der Scheiße, das ist alles, was ich weiß.<

Unter der Nachricht ist ein Link zu einem Dokument. Gerade, als ich es öffnen will, springen mir die anderen Nachrichten in die Augen, welche wir vorher miteinander ausgetauscht haben. Es tut verdammt weh zu sehen, wie er mich ausgenutzt und abgeschrieben hat. Das ein oder andere Mal, hat er mir sogar ein Herz geschickt. Und jetzt schreibt er sowas. Hart und eiskalt. Mit Tränen in den Augen scrolle ich weiter nach oben. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte, aber ich kann nicht anders! Er fehlt mir. Zumindest so, wie ich ihn am Anfang kennengelernt habe. Genau das alles wollte ich verhindern und jetzt stecke ich mittendrin. Nach etwa zehn Minuten fange ich mich endlich wieder. Ich öffne das Dokument und sehe mir an, was er so erarbeitet hat. Na toll, damit kann man nichts anfangen. Zwar war es mir von Anfang an klar, dass ich es sowieso alleine schreiben werde, aber trotzdem ärgert es mich. 

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt