Kapitel 4

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Darf ich mal durch?" frage ich so freundlich wie es nur geht und werde von ein paar Spielern komisch angeschaut, nach ein paar Sekunden jedoch durchgelassen. Giulia steht ein wenig hilflos hinter mir und begafft den gutaussehenden Spieler, was ich bemerke, als ich den kleinen Verbandskoffer neben mir abstelle und mich vor ihm hinknie. Ashton mustert mich missbilligend, sagt jedoch nichts. "Du hast eine Platzwunde am Kopf, die muss gereinigt werden." Mein Ton ist professionell und ich lasse mich von den Blicken der anderen nicht irritieren. "Ach, es geht schon. Ich spiele auf jeden Fall weiter." Augenverdrehend sehe ich ihn an. Warum wollen Jungs immer einen auf stark und cool machen? "Die Wunde könnte dich entzünden. Hast du Kopfschmerzen?" erkundige Ich mich bei dem Spieler. Er schüttelt den Kopf, verzieht jedoch daraufhin gleich wieder das Gesicht, was mir zeigt, dass er doch Kopfschmerzen hat. Mittlerweile hat er sich aufgesetzt. "Du solltest mit ins Krankenzimmer kommen, damit wir die Wunde behandeln können." sage ich ruhig und sehe ihn eindringlich an. "Nerv nicht, du hast mir gar nichts zu sagen! Es tut kaum weh, nach dem Spiel klebe ich ein Pflaster drauf, dann geht es wieder." patzt er mich an. Irritiert sehe ich zu Giulia, die nur hilflos mit den Schultern zuckt und sich am Kopf kratzt. "Wenn du die Wunde nicht säubert, wird sie sich entzünden." versuche ich es erneut. "Stress nicht rum, das geht schon." Er steht auf und stellt sich neben seine Mitspieler, welche das Spiel unterbrochen haben. "Das reicht Ashton, du gehst mit und kannst in der zweiten Halbzeit weiterspielen." Sein großer Trainer steht nun vor uns und nickt in meine Richtung. Ashton sieht ihn genervt an. "Aber-" "Nichts aber! So oder du spielst heute gar nicht mehr!" Wütend wirft der braunhaarige Junge seine Kapitänsbinde auf den Boden und stapft verärgert vom Feld. Ich verdrehe meine Augen, nehme den Verbandskasten in die Hand und laufe ihm langsam hinterher, wobei alle Blicke auf uns beiden liegen. Ich bin wirklich froh, dass Giulia mit dabei ist, alleine mit diesem arroganten Typen würde ich es keine fünf Minuten aushalten!

"Giulia, ich brauche dich mal kurz!" ruft eine Stimme hinter uns und ich könnte bei diesem Satz einen Heulanfall bekommen. Es ist Mr Parker, der mit einem verschwitzten Fußballer der Gegenmannschaft bei uns steht. "Er hat sich ebenfalls verletzt, sein Fuß muss gekühlt werden." Enttäuscht dreht sich die zierliche Italienerin um und läuft zu unserem Leiter. Wahrscheinlich wäre sie jetzt lieber alleine mit ihm in einem Raum, im Gegensatz zu mir. "Worauf wartest du noch?! Ich hab noch 25 Minuten, bis ich wieder aufs Feld muss!" Ashton steht mit verschränkten Armen hinter mir und tippt unruhig mit dem Fuß auf dem Boden herum. Ihn hatte ich schon völlig vergessen. Stöhnend drehe ich mich um und laufe ins Krankenzimmer, während er mir stillschweigend folgt.

"Alter, mach mal hinne oder willst du, dass die Mannschaft wegen dir verliert?!" Seine arrogante Art geht mir dermaßen auf die Nerven, dass ich innerlich explodieren könnte. Innerlich. Äußerlich gebe ich mein bestes, um professionell zu bleiben. "Wegen mir?" Ich hebe spöttisch meine Augenbrauen. "Ja wegen dir, schließlich hast du ja darauf bestanden." Okay Ally, jetzt ja nicht die Fassung verlieren, einfach ignorieren! "Setz dich am besten dort hin." Ich zeige auf die weiße Liege mitten im Raum und lege den Verbandskoffer ab. Anschließend nehme ich mir ein Tuch und befeuchtet es mit Wasser, als ich mich umdrehte sitzt der Spieler tatsächlich auf dem Platz. Schnell laufe ich auf ihn zu und nehme ihm das durchgeblutete Taschentuch ab, welches er von mir bekommen hatte, damit er nicht im ganzen Gebäude Blut verteilt. Ich werfe es in den Mülleimer neben der Tür und stelle mich direkt vor ihn. Erst jetzt fallen mir seine Augen auf, sie sind stechend grün und unfassbar schön. Um diesen Gedanken wieder loszuwerden, schließe ich kurz meine Augen und nehme dann das feuchte Tuch und tupfe langsam auf die Wunde, um sie von Dreck zu befreien. "Kannst du dich bitte beeilen? Du hast vielleicht Zeit, ich hingegen hab noch was sinnvolles zu tun." Boah nervt dieser Typ mich! "Ich weiß ja nicht, ob du es bemerkt hast, aber ich tue etwas sinnvolles!" erwiedere ich und lege das Tuch zur Seite. Anschließend gehe ich zum Medikamentenschrank und nehme ein Desinfektionsspray heraus. "Achtung, das kann ziemlich brennen." warne ich ihn vor, während er mich belächelt. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass jemand starkes wie ich bei so etwas rumheult." gibt er belustigt von sich, woraufhin ich ihm schnell und extra viel auf die Wunde sprühe. Seine Reaktion lässt mich lächeln, weil sie wie zu erwarten das Gegenteil von seiner Aussage beweist. Er kneift die Augen zu und verzerrt sein Gesicht schmerzvoll. "Ich dachte ein Indianer kennt keinen Schmerz." mache ich mich über ihn lustig und stelle das Spray zurück in den Schrank, nachdem ich ihn lange genug angesehen habe, um diesen Moment zu genießen. "Alter, bist du bescheuert?! Das Zeug ist bestimmt gefährlich!" Ich muss mir bei seinen Worten ein lautes Auflachen verkneifen. Gott, Männer sind solche Pussys! "Stell dich nicht so an." gebe ich monoton von mir und hole ein Pflaster aus der Schublade, was ich ihm auf die Wunde klebe. "Hast du Kopfschmerzen?" erkundige Ich mich und füge hinzu "Ich erzähle auch niemandem, dass du so etwas wie Schmerz empfinden kannst." Mit einem Zwinkern übergebe ich ihm die Tablette, die er still zu sich nimmt. "Das will ich dir auch geraten haben!" knurrt er und ich verdrehte die Augen. Mit verschränkten Armen stehe ich vor ihm. "Spiel dich nicht so auf. Du brauchst dich vor mir nicht toll darstellen zu wollen, mich wirst du sowieso nie ins Bett bekommen!" erschrocken von meinem plötzlichen Selbstbewusstsein, was Jungs angeht, drehe ich mich um und werfe das nasse Tuch in den Müll. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er mich irritiert anschaut und seine Stirn runzelte. Shit war das peinlich, ich meine was sollte er auch von mir wollen? Wie zur Hölle komme ich auf solche Gedanken?! Justin. Genau Justin, seine Worte schwirren mir einfach immer noch im Kopf herum, er ist an der ganzen Sache schuld! Seine Worte regen mich einfach so sehr auf, dass mein Unterbewusstsein einfach solche Dinge loswird. Omg, kann es noch schlimmer gehen? "Du wirst mich noch darum bitten, mit dir zu schlafen." gibt er selbstsicher und arrogant von sich. Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an und will gerade etwas erwidern, als ich jedoch vom Öffnen der Tür unterbrochen werde. "Alles klar? Kannst du spielen Ashton?" Der Spieler nickt und folgt seinem Trainer aus dem Raum, vorher jedoch wirft er mir noch einen missbilligend Blick zu. Was für ein arroganter Mistkerl! Nie im Leben würde ich etwas mit jemanden wie ihm anfangen, nie!

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Heute mal wieder ein Zusatzkapitel, ich hoffe ihr freut euch! 😊❤️

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt