Kapitel 53 - Montag, 31.08.

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Das Wochenende war wirklich schön! Gestern Mittag mussten Julien und Max wieder nach Hause fahren, Ruby war mehr als nur traurig. Aber sie sind jetzt wohl fest zusammen und das ist unglaublich süß, ich freue mich total für sie. Gestern Abend kamen dann meine Eltern wieder, mit denen ich noch Essen war. Klar, dass Justin keine Lust darauf hatte. Aber war vielleicht auch besser so.

Ich bin gerade dabei, meine Haare zu bürsten und mich umzuziehen, während ein wenig Taylor Swift im Hintergrund läuft. Ich habe so gar keine Lust auf Schule, schon gar nicht auf Mathe. Da muss ich nämlich Ashton wieder sehen, darauf kann ich gut und gerne verzichten. So, wie er mich Samstag abwertend am Strand angesehen hat. Ich weiß überhaupt nicht, was eigentlich sein beschissenes Problem ist! 

Bevor ich in den Raum gehe, treffe ich Jacob, der mich mit einer Umarmung begrüßt. Gestern musste ich mit ihm telefonieren und ihm alles erzählen, was zwischen mir und Ashton war. Jacob war schon ziemlich irritiert darüber, hat aber zum Glück nicht viel dazu gesagt. Nur Michelle darf es nicht erfahren, sonst weiß es bald die ganze Schule. Zusammen betreten wir den Raum und nehmen platz. Als fast alle da sind und sich die Tür öffnet, erwarte ich meinen Lehrer, heute jedoch steht Ashton mal pünktlich dort. Sofort schaue ich zu Boden und spiele mit meinen Finger, als ich spüre, wie sich plötzlich jemand vor mir herunterbeugt und sein Atem mein Ohr streift. "Können wir nach der Stunde kurz reden?" Verwirrt sehe ich ihn an, schüttel dann aber den Kopf. Ich habe absolut gar keine Lust auf seine Spielchen. "Warum nicht? Bitte Ally." Wieder verneine ich es und rutsche unruhig auf meinem Stuhl herum, weil uns die anderen schon beobachten. Gerade, als er erneut etwas sagen will, öffnet sich die Tür und Mr Stone kommt herein. Zum Glück. "Was wollte er?" flüstert mir Jacob ins Ohr. "Reden." "Und?" Ich verneinen es. "Kann er vergessen. 

Da ich nach Mathe frei habe, weil Kunst ausfällt, geht mein bester Freund schonmal zu seinem nächsten Raum, während ich mir Zeit beim zusammenpacken lasse. Als letzte trete ich aus der Tür, werde aber sofort wieder hineingeschoben. "Ashton hör auf, was soll das?!" Wütend sehe ich ihn an. "Ich will mit dir reden." "Ich aber nicht mit dir." Meine Arme sind vor meiner Brust verschränkt. Wenigstens hält er dieses Mal genug Abstand. "Bitte, Ally. Ich wollte das nicht." Ein kurzes Lachen ertönt aus meinem Mund. "Wirklich. Aber es ist so kompliziert. Du gehörst hier nicht so dazu, wie ich. In der Mannschaft wäre das voll schwierig, vielleicht würde ich meinen Posten als Captain verlieren." Jetzt fange ich erst recht an zu lachen. "Dein scheiß ernst? Hast du eigentlich nichts besseres zu tun, als mich immer weiter runter zu machen? Du bist der tolle, du bist der Captain, du bist was besonderes. Und ich eben nicht, ich hab es verstanden. Aber warum hast du dich dann darauf eingelassen?! Mich immer wieder geküsst, bei mir übernachtet. Wolltest du mal testen, wie weit ich gehe und wie naiv ich bin? Du kannst mich mal, vergiss einfach alles, was zwischen uns war!" Meine Stimme ist zerbrechlich und mein Herz schlägt so laut, dass es jeder in dieser Schule hören müsste. Als ich rausstürme höre ich nur noch ein "Ally, dein Bruder wäre ausgerastet!", was mich jedoch nur wenig interessiert. Er ist so ein Arschloch! Völlig entsetzt und den Tränen nahe stürme ich in die Mensa und setze mich zu Giulia, die ebenfalls frei hat. Die aufsteigenden Tränen kann ich gerade noch so zurückhalten, aber meine Wut ist einfach zu groß. Am liebsten hätte ich ihm gleich eine verpasst. Was denkt der eigentlich? Er ist die Sonne und alles dreht sich nur um ihn? Da liegt er verdammt nochmal falsch!

"Woaaa, was ist denn mit dir los? Mamma Mia, du sieht wütend aus." Giulia sieht mich abwartend an. "Dieser Arsch! Er kann mich mal. Da will er mit mir reden und beleidigt mich durchgängig. Das kann er vergessen, mit dem bin ich fertig!"

Nachdem Giulia es geschafft hat, mich einigermaßen runterzubringen, machen wir uns so langsam für die nächste Stunde fertig. Ich habe Englisch, während sie Geschichte hat. "Bis später." ruft sie mir noch zu, bevor sie auch schon verschwunden ist. Leider muss ich den langen Weg über den Schulhof nehmen, um zum anderen Gebäude zu kommen. Gerade als ich aus der Tür trete, höre ich lautes Geschrei. "Du Arschloch! Du Wixxer hast sie angefasst!" Irritiert von der bekannten Stimme drehe ich mich um und sehe, wie Justin auf Ashton los geht. Scheiße. "Reg dich ab, man. Sie wollte es!" Das hätte er nicht sagen sollen, jetzt rastet Justin wirklich aus. Aus einem hin und her schubsen wird plötzlich eine Schlägerei, indem mein Bruder Ashton einen rechten Kinnhaken verpasst. "Du sollst deine Drecksfinger von ihr lassen!" "Und was, wenn nicht?" Jetzt verpasst Ash Justin eine ins Gesicht. Ich stehe so unter Schock, dass ich mich nicht bewegen kann. ES GEHT UM MICH! Als ich realisiere, dass beide schon aufeinander liegen, erwache ich aus meiner Schockstarre und renne sofort durch die Schülermasse, die sich schon gebildet hat. "Wieso macht hier keiner was, spinnt ihr?" rufe ich nur und laufe auf meinen Bruder und den Fußballer zu. "Sag mal, habt ihr sie nicht mehr alle?! Hört sofort auf mit der Scheiße!" "Er hat dich angefasst!" Schreit mir mein Bruder nur entgegen. Die kloppen sich gerade ernsthaft um mich. Mehr als überfordert gehe ich noch ein Stück näher. Die Schüler feuern natürlich nur an. Ashton sitzt auf Justin und schlägt ihm ins Gesicht. "Ashton, hör auf!" "Er hat angefangen!" "Wie alt seid ihr? 5? Ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, Justin! Ashton, geh sofort von ihm runter!" Als ich an seinen Arm ziehe, damit er meinen Bruder nicht noch mehr verletzt, reißt er sich los und stößt mir mit seinem Ellenbogen direkt in den Bauch, sodass ich nach hinten falle. Schmerz durchzieht meinen Körper, dieser Schlag war heftig. Erschrocken stehe ich auf, so gut ich kann, und drehe mich noch ein letztes Mal um. Ash und Justin schauen mich einfach nur geschockt an, während eine Träne meine Wange entlang läuft. "Macht doch, was ihr wollt!" schreie ich ihnen nur entgegen und laufe völlig aufgelöst ins Gebäude. 

"Ashton! Justin! Sag mal, spinnt ihr?!" Nicole muss wohl dazugekommen sein, endlich eine Lehrerin. Ash höre ich nur noch zweimal meinen Namen rufen, der jedoch verstummt, als ich die Tür zur Toilette öffne. In der Kabine schließe ich mich ein und fange jetzt erst so richtig an zu weinen. Zum Glück ist außer mir niemand hier. Das ging alles so verdammt schnell. Ash hat eine Platzwunde links am Auge, Justin an seiner Lippe. Mehr konnte ich nicht erkennen. Warum tun die sowas? Warum behandelt mich Ashton erst so scheiße und prügelt sich dann um mich?Meinte er nicht, es sei ihm peinlich, wenn alle wüssten, dass wir etwas miteinander hatten? Und jetzt weiß es jeder, dank meinem Bruder...und Ashton. Aber warum hat er es nicht einfach abgestritten? Das wäre doch die einfachste Lösung gewesen, stattdessen gibt er es zu und provoziert Justin auch noch. Schniefend schließe ich den Klodeckel und setze mich darauf. Was ist das bitte für ein beschissener Tag? In den Unterricht kann ich so sicher nicht, dafür tut mein Bauch viel zu sehr weh. Er muss mich wirklich ganz schön erwischt haben. Es war Ashton egal, ob er mir weh tun würde oder nicht, hauptsache er konnte sich gegen meinen Bruder durchsetzen. Ich bin ihm doch völlig egal, wie man sieht. Als ich mein Shirt etwas anhebe, erkenne ich eine leicht blaue Stelle an meiner Seite. Verdammt, das tut echt weh. 

"Allison?" Ist das die Stimme von Nicole? "Hmm?" Ich kann nicht reden, dafür bin ich noch zu aufgelöst. Seit mindestens zehn Minuten sitze ich schon hier auf dem Klodeckel. "Ich bin's Nicole. Kannst du vielleicht mal mit in mein Büro kommen?" Ich kann mich ja schlecht der Schulleitung widersetzen, weshalb ich die Tür aufschließe, und Nicole mich geschickt in die Arme nimmt, als sie sieht, wie verheult ich aussehe. Na toll, ich hasse es doch so sehr, in der Öffentlichkeit so gesehen zu werden. Aber es geht einfach nicht anders, das war zu viel. "Komm mit. Wir klären das, alles wird wieder gut." Behutsam streichelt sie mir über den Kopf. Als sie sieht, dass ich nicht richtig laufen kann, sieht sie mich sofort besorgt an. "Ich hab einen Schlag von Ashton abgekriegt, hier." Mein Shirt ziehe ich ein wenig nach oben, sodass die blaue Stelle frei liegt. "Das wird Konsequenzen haben, das verspreche ich dir!" 
 

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt