Kapitel 60

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Mittlerweile hat sich Giulia ein wenig beruhigt. Gott, hat sie sich aufgeregt. Manchmal spürt man echt ihr italienisches Temperament. Aber genau dafür liebe ich sie auch. Mit ihrem kleinen, nein eher großen Wutanfall hat sie mich mehrfach zum Lachen gebracht. Und das nachdem so viel scheiße passiert ist in letzter Zeit. Sie ist und bleibt meine beste Freundin. Auch wenn ich sie fast im Zimmer einsperren musste, damit sie nicht in das meines Bruders stürmt. Ein Schmunzeln bildet sich auf meinen Lippen, als ich erneut daran denken muss. 

Wir sind gerade auf dem Weg zu Ashtons Haus. Mum und Dad sind zum Glück immer noch unterwegs, sodass sie nichts mitbekommen haben. "Danke Jacob, dass du uns fährst." Lächelnd sehe ich ihn an. "Kein Problem. Ich könnte euch eventuell auch abholen, immerhin sollte der Geburtstag heute länger gehen, mein Onkel liebt es, bis spät in die Nacht zu feiern." Er rollt kurz seine Augen, richtet seinen Blick dann wieder konzentriert auf die Straße. "Ich denke zwar wir bekommen das schon hin, aber trotzdem gut für den Notfall. Danke." Giulia ist immer noch still, langsam macht es mir ein wenig Angst. Das kann doch nicht nur wegen Michelle sein. 

Angekommen steigen meine beste Freundin und ich aus dem Auto. Jacob fährt wieder und plötzlich wünsche ich mir, sofort wieder ins Auto zu steigen und nach Hause fahren zu können. Aber nein, ich mache das hier für Julien. Ach verdammt, wem mache ich hier eigentlich was vor? Seufzend nehme ich Giulia's Hand und ziehe sie durch den Vorgarten. Heute ist eine etwas kühlere Sommernacht, weshalb ich doch etwas friere in meinem kurzen schwarzen Kleid. Es ist schlicht, aber trotzdem sehr schön. Auch wenn es früher nicht mein Stil gewesen wäre, wollte ich es jetzt tragen. Okay, früher wäre ich auch nicht auf Party's gegangen. Und ich muss sagen, es steht mir, also das Kleid. Giulia hat meine dunkelblonden Haare etwas geglättet und mir ein schönes Makeup aufgetragen. So langsam gewöhne ich mich etwas an dieses beauty Ding, obwohl ich immer noch nicht ganz nachvollziehen kann, wieso man sich unbedingt schminken und hübsch machen sollte. Giulia's Outfit sieht heiß aus. Sie trägt eine enge highwasted Jeans, ein schwarzes Croptop dazu und ihre braunen Haare fallen lockig über ihre Schultern nach vorne. Zudem trägt sie hohe Schuhe, genau wie ich. Ja wirklich ich. Sie haben nur einen kleinen Absatz und sind schwarz, aber immerhin haben sie einen. "Bereit?" Fragend sieht mich meine beste Freundin an, woraufhin ich zu nicken beginne. Auch wenn mein Kopf eigentlich was anderes sagt, betreten wir das mir so vertraute Haus. 

"Ally!" Julien kommt lächelnd auf uns zugelaufen. "Du glaubst nicht, wie sehr ich mich freue, dass du gekommen bist! Und du natürlich auch!" Giulia beginnt zu lächeln und begrüßt Julien ebenfalls. Zusammen gehen wir in die Küche, in der wir uns Getränke in rote Plastikbecher füllen. Ich rolle mit den Augen, als ich sehe, dass Giulia zum Alkohol greift, aber ehrlich gesagt wundert es mich auch nicht, was das angeht, ist sie viel lockerer als ich. Nachdem mein Becher mit Cola befüllt ist, gehen wir drei ins Wohnzimmer, setzen uns auf die Couch und beobachten ein wenig die anderen Leute. "Schau mal der, der tanz wie ein Roboter." Julien sitzt lachend auf der Couch, Giulia stimmt mit ein und es scheint so, als würden sich die beiden nicht mehr einkriegen. Ich beobachte nicht wirklich, meine Augen schweifen eher suchend durch den Raum. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht mal sicher, ob ich es schlimmer finden würde, jetzt Ashton oder meinen Bruder zu sehen. Das schlimme daran ist, dass es nicht grade unwahrscheinlich ist, beiden gleichzeitig zu begegnen. Warum habe ich mich hierauf nochmal eingelassen? Seufzend lasse ich mich zurück in die Couch fallen und atme einmal tief durch. Wenn das hier die nächste Stunde nicht besser werden sollte, gehe ich. So einfach ist das. Ich nippe an meiner Cola, stehe auf und gehe in die Küche, um meinen Becher aufzufüllen. Als ich zurückkomme, sitzen Julien und Giulia immer noch lachend da. Ich beschließe, mich mal nach Ruby umzusehen, immerhin haben wir uns ewig nicht mehr getroffen. Zuerst suche ich das Wohnzimmer ab, dann nochmal die Küche, in der ich sie letzendlich auch finde. "Ally!" Lächelnd kommt sie auf mich zu und umarmt mich. "Hey kleine, wo ist Max?" Sie macht eine abweisende Handbewegung und schaut dann ins Wohnzimmer. "Er wollte zu seinem Bruder." Nickend sehe ich sie an. "Wie geht's dir?" Gute Frage. Wie geht's mir eigentlich? Verdammt beschissen würde glaube ich nicht die beste Antwort sein. Schulterzuckend antworte ich mit einem "passt schon" und schütte noch mehr Cola nach. "Gehen wir tanzen?" Kräftig schüttel ich den Kopf. "Auf gar keinen Fall!" "Ach komm schon. Du siehst heute so hübsch in dem Kleid aus, das solltest du auch allen zeigen." "Ich kann nicht tanzen." Versuche ich mich rauszureden, aber keine Chance. "Ich weiß, dass du Taktgefühl hast und ein paar Schritte bekommt jeder hin. Jetzt komm!" Sie nimmt meine Hand und zieht mich ins Wohnzimmer auf die Tanzfläche. Gefühlt starren mich alle an, ich fühle mich extrem unwohl. In letzter Zeit lasse ich mich viel zu oft überreden. Das sollte sich dringend ändern. Nach kurzer Zeit stoßen dann auch Giulia, Julien und Max dazu, die sich freudig im Takt der Musik bewegen. "Du tanzt?" Etwas überrascht sieht meine beste Freundin mich an, lacht auf mein Augenrollen hin nur. Nach ein paar Minuten merke ich, dass die Cola wohl doch etwas zu viel war und verschwinde von der Tanzfläche. 

Ich gehe die Treppe nach oben Richtung Badezimmer, in dem ich schon so oft war, wenn ich Ashton Nachhilfe gegeben habe. Langsam schleiche ich an seinem Zimmer vorbei und sehe, dass die Tür einen Spalt offen ist. Ich traue mich nicht zu schauen, weil ich eigentlich weiß, dass er dort mit einer anderen Tusse sein muss. Was sonst sollte er an seiner eigenen Hausparty in seinem Zimmer machen? Die Neugier überwiegt jedoch, weshalb ich einen Blick in sein Zimmer und daraufhin direkt auf ihn werfe. Ich bin überrascht, als ich sehe, dass er an seinem Schreibtisch sitzt und irgendwas schreibt, anstatt mit einem Mädchen rumzumachen. Nachdenklich kaut er am Ende seines Stiftes, schreibt etwas auf, streicht wohl etwas durch und notiert etwas Neues. Ich könnte ihn ewig beobachten, das ist mein Ashton, so wie ich ihn kenne. Als er aufsteht schrecke ich aus meiner starre und laufe schnell ins Badezimmer. Hoffentlich hat er mich nicht bemerkt. Nachdem ich auf Toilette war und meine Hände gewaschen sind, werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Es ist verdammt ungewohnt, mich so aufgestylt zu sehen, und ich bin mir noch unsicher, ob ich das an mir mag oder nicht. Seufzend öffne ich die Tür, trete hinaus und knalle direkt gegen etwas. Oder besser gesagt gegen jemanden. 

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Hey ihr Lieben, I'm back! 🥳😊❤
Und damit meine ich komplett zurück. Es wird jetzt wieder regelmäßig jeden Sonntag ein Kapitel online kommen, auch wenn es nicht mehr viele sein werden. Ich kann euch nicht genau sagen, wie viele, aber es geht jetzt aufs Ende zu und ich rechne mit zwischen 7 und 15 Kapiteln. Je nachdem, wie viel mir einfällt😅 deshalb kann ich auch nicht versprechen, dass es eine Lesenacht geben wird, das würde ich dann wahrscheinlich sehr spontan machen. Ich hoffe, ihr freut euch alle, wieder was von mir lesen zu können😊
Danke an alle, die so verständnisvoll waren!

Und hier kommt jetzt das kleine Q&A zu meinem Auslandsjahr mit euren Fragen🙈

Wo genau bist du in den USA?

Ich lebe ein Jahr in Charleston, South Carolina. Liegt an der Ostküste und relativ südlich:)

Warum bist du dort?

Ich bin als Au Pair in den USA. Das bedeutet, ich passe für 12 Monate auf die Kinder meiner Gastfamilie auf!

Mit welcher Organisation machst du dein Auslandsjahr?

Die deutsche heißt AIFS (American Institute For Foreign Study), die amerikanische Partnerorganisation APIA (Au pair in America).

Wie ist deine Gastfamilie?

Meine Gastfamilie ist kulturell sehr gemischt, meine Gastmutter stammt von Indien, ist aber in Amerika geboren. Mein Gastvater hat einen deutschen Vater und eine amerikanische Mutter. Allgemein ist meine Familie der absolute Hammer, ich bin super dankbar, bei ihnen sein zu dürfen, und dafür, dass sie mich so gut aufgenommen haben.

Was hat dich überzeugt, das Auslandsjahr zu machen?

Puh, hier könnte ich sehr viel zu schreiben, erzähle jetzt aber mal nur die Kurzfassung. Ich wollte das schon sehr lange machen und liebe einfach Kinder über alles. Amerika an sich fand ich super interessant und auch mal ein Jahr von zu Hause weg zu sein und an Herausforderungen zu wachsen, Erfahrungen zu sammeln. Also hab ich es einfach gemacht und jetzt bin ich hier!

Das war es vorerst. Ich habe überlegt vielleicht hier auf Wattpad eine Story zu machen, in der ich über mein Auslandsjahr, bestimmte Themen berichte und meine Erfahrungen teile. Würde euch das interessieren und wenn ja, was genau, zu was habt ihr Fragen? Diese könnte ich dann nämlich alle sehr genau in einem eigenen Kapitel beantworten. Also lasst es mich wissen, falls es euch interessiert!

Bis zum nächsten Kapitel!😊❤

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt