Kapitel 61 - Sonntag, 27.09.

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"Was machst du denn hier?!" Ich würde sie am liebsten beschimpfen, beleidigen und schlagen, beruhige mich jedoch schnell wieder. Mein Puls ist trotzdem verdammt hoch. "Was geht dich das an?!" faucht sie zurück, schubst mich zur Seite und tritt ins Badezimmer. ICH HASSE SIE, ICH HASSE SIE, ICH HASSE SIE! Schnaufend stampfe ich die Treppen hinunter und würde die Party am liebsten jetzt sofort verlassen. Immerhin könnte ich jetzt sowieso keinen Spaß mehr haben. Wütend laufe ich auf Giulia zu. "Ich will gehen!" "Was ist los?" Ihr verwirrter Gesichtsausdruck unterstützt ihre Frage. "Michelle ist hier." "Was, das traut die sich? Wo? Ich sag ihr jetzt mal so richtig meine Meinung!" Giulia will gerade loslaufen, als ich sie am Arm festhalte. "Natürlich traut sie sich das. Vergiss es, Giulia. Wir machen hier keinen Stress." Seufzend sieht sie mich an. "Das kannst du mir nicht antun." Man merkt ihr den Alkohol definitiv ein wenig an. Es ist nach Mitternacht, ich hab wirklich keine Lust mehr. Seufzend drehe ich mich um und setze mich auf die Couch. Aber ohne meine beste Freundin werde ich sicher nicht gehen. "Was ist los?" Julien setzt sich neben mich, während ich nur mit den Schultern zucke. "Keine Lust mehr." gebe ich nur von mir, stehe auf und gehe in die Küche. Ich will Julien nicht verletzen, aber gerade prasseln zu viele Emotionen auf mich ein. Ashtons nette Seite, der Streit mit Michelle und meinem Bruder und allgemein die ganzen letzten Wochen. Natürlich treffe ich in der Küche auch noch meinen Bruder an. "Allison!" Der soll mich verdammt nochmal in Ruhe lassen! "Bleib verdammt nochmal stehen!" Schnaufend drehe ich mich um. "Ich glaube jetzt drehst du völlig durch! Seit wann gibst du mir bitte Anweisungen?!" schnauze ich ihn an, nehme mein Getränk und gehe in den Garten. Es ist angenehm hier und ich brauche dringend frische Luft. Die Lichterketten machen es gleich viel gemütlicher, bestimmt hat Ruby die besorgt. "Wie kindisch kann man eigentlich sein?" Diese bekannte Stimme geht mir so auf die Nerven. "Justin, halt deine beschissen Fresse, okay?! Du kannst mich mal! Weißt du eigentlich, wie scheiße es ist, wenn Leute nur mit dir befreundet sind, um an deinen Bruder ranzukommen? Du hättest dich an unsere verdammte Abmachung halten sollen und somit allen zeigen können, dass das nicht funktioniert. Stattdessen fickst du sie ernsthaft! Lass mich verdammt nochmal in Ruhe! Seine laute Lache bringt mich so dermaßen in Rage, dass ich mich kurzerhand umdrehe, auf ihn zugehe und ihm meine Cola mitten ins Gesicht schütte. "Was bist du eigentlich für ein beschissener großer Bruder, huh?!" schreie ich ihm dabei mit Tränen in den Augen ins Gesicht. Er kommt knurrend auf mich zu und packt mich am Arm. Es tut nicht weh, aber es zwingt mich dazu, nah bei ihm zu sein. "Das hast du grade nicht wirklich gemacht, du kleine Schlampe!" Jetzt brechen Tränen aus mir heraus. Nichts kann so sehr Schmerzen, wie ein Wort, was dich wie ein Messer mitten ins Herz trifft. "Fass sie nicht an!" brüllt plötzlich eine männliche, mir sehr bekannte Stimme und zieht meinen Bruder von mir weg. "Halt dich daraus, Ashton." versuche ich das alles nicht eskalieren zu lassen. "Was hat er dir angetan, huh?" Hat er dir irgendwie weh getan?" Ja, seine Worte taten mehr als nur weh. Ich bin keine Schlampe! Ich bekomme kein Wort raus, so fest ist der Kloß in meinem Hals. Leider. Denn das sieht Ashton als Bestätigung und haut Justin mit voller Wucht eine rein. "Du tust ihr nicht weh, du Bastard!" Jetzt schlägt Justin zurück und ich fühle mich genauso wie bei der Schlägerei in der Schule . Natürlich geht's um mich, ich bin Schuld an alledem. "Hört auf!" rufe ich wütend, sie scheinen mich jedoch nicht zu hören. Ich hab es so satt! Ich hab das alles hier so satt! Es ist mir gerade mehr als nur egal, was sie sich gegenseitig alles brechen werden, ich greife nicht ein. Nicht schon wieder fange ich mir einen Schlag ein. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Tränenüberflutet laufe ich einfach an ihnen vorbei, mein Blick nach unten gerichtet. Ich will überhaupt nicht sehen, wie sie sich gegenseitig fertig machen. Ich kann einfach nicht mehr. 

Als ich an der Terrassentür ankomme, höre ich, wie ein paar Jungen auf die beiden zurennen und es scheint so, als würden sie versuchen, sie auseinander zu bekommen. Sollen die doch machen. Völlig erschöpft betrete ich das Haus, gehe durch das Wohnzimmer hindurch und schnappe meine Tasche, die ich bei Giulia gelassen habe. "Mamma Mia, was ist denn mit dir passiert?" Ihr besorgter Blick sorgt bei mir für noch mehr Tränen. "Ally, sag doch was." mischt sich jetzt auch Julien ein. "Ich...Ashton...also..." der Kloß in meinem Hals ist einfach zu groß, als dass ich einen vollständigen Satz herausbringen könnte. "Ally, jetzt sag, was los ist!" Ich drehe mich jedoch nur um und schreibe Jacob schnell eine Nachricht. "Passt schon." presse ich mit erneuten Tränen heraus. Gerade als meine beste Freundin mich umarmt, sehe ich Ashton ins Wohnzimmer stürzen, woraufhin ich mich sofort von Giulia löse, mich umdrehe und schnellen Schrittes aus dem Haus laufe. Die Musik ist laut, trotzdem kann ich Ashton meinen Namen rufen hören. Der soll mich endlich in Ruhe lassen! "Ally, jetzt warte doch mal!" So ein Mist, Jacob ist noch nicht da, weshalb ich jetzt sowieso hier warten muss. "Verpiss dich!" fauche ich zurück und setze mich auf den kalten Boden. Ich habe einfach keine Kraft mehr zu stehen. "Bitte, ich wollte dir doch nur helfen." Ein entsetzte Lacher dröhnt aus meiner Kehle. "Indem du dich schon wieder mit ihm wegen mir prügelst? Das nennst du Hilfe?!" Ich hoffe, dass er verschwunden ist, als kein Ton mehr aus ihm heraus kommt, bis ich jedoch bemerke wie er sich neben mich setzt. Meine Reaktion ist eindeutig, das ganze ist mir viel zu viel Nähe, auch wenn ich mich doch so sehr danach gesehnt habe. Ich rücke ein Stück zur Seite. "Was verstehst du nicht daran, dass du mich in Ruhe lassen sollst?!" Ich klinge nicht mal mehr wütend, so erschöpft bin ich von alldem. "Ich werde dich erst in Ruhe lassen, wenn du mir einmal vernünftig zugehört hast." Ich sehe ihn empört an. "Vergiss es!" Erst jetzt fällt mir auf, dass er eine leichte Platzwunde am Auge und eine leichte an der Lippe hat. Sonst scheint es ihm aber gut zu gehen. Zum Glück. "Ally, ich liebe dich, bitte glaub mir. Ich wollte das alles nicht- " "Hör auf! Hör endlich auf! Ich kann es nicht mehr ertragen." Frustriert stehe ich auf. "Dann sag mir jetzt hier ins Gesicht, dass du mich nicht liebst und ich lasse dich in Ruhe." Hinter seinem selbstsicheren Grinsen steckt etwas Unsicherheit, ich kann es genau sehen. Ich sehe, wie Jacob mit seinem Auto vorfährt. Bevor ich einsteige, drehe ich mich noch ein letztes Mal zu Ashton. "Ich liebe dich nicht."

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Sorry Leute, aber ich verpeile manchmal den Zeitunterschied etwas. Also demnächst wird es entweder sonntags oder montags ein neues Kapitel geben! Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen!

Und OMG! wir haben fast die 100K reads erreicht!😳😍❤

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt