Kapitel 27 - Montag, 15.06.

4.3K 138 6
                                    

Die zweite Urlaubswoche verging wirklich schnell. Ashton hat viel Zeit mit den Jungs vom Strand verbracht, die sich als Julien, Rick, Alex und der Jüngste der Runde, Max, herausstellten. Besonders mit Julien habe ich mich gut verstanden, während die anderen nicht wirklich mein Fall waren. Ein wenig zu eingebildet und abgehoben, wobei sie eigentlich ganz gut zu Ashton passen. Die Meiste Zeit habe ich Dinge mit Ruby unternommen, die zum Glück wieder komplett fit wurde und wir somit ziemlich viel Spaß hatten. Auch, wenn mir aufgefallen ist, dass sie sich äußerst gut mit Max verstand und sie ihn immer so sehnsüchtig angeschaut hat, als würde sie ihn am liebsten ansprechen wollen. Echt süß, weshalb ich mir vorsichtshalber mal die Nummer von Julien habe geben lassen, immerhin könnte Ruby sie noch gebrauchen. Und die zwei wären schon echt süß zusammen. Naja, jedenfalls sind wir mittlerweile wieder wohlbehalten zurück und ich bin gerade dabei, meinen Koffer auszupacken. Wie sehr ich das hasse, es gibt doch wirklich nichts schlimmeres... Laut singe ich zu 'shake it off' mit, weshalb ich nicht bemerke, dass jemand in mein Zimmer tritt, und ich mich unglaublich erschrecke, als plötzlich Mum vor mir steht. "Sag mal, du kannst mich doch nicht so erschrecken!" tadele ich sie mit rasendem Herzen. "Wenn du mich nicht hörst und die Musik so laut hast, ist das nicht mein Problem." Oh nein, bitte nicht schon wieder diese Diskussion. Ich verkneifen mir ein Augenrollen und sehe sie stattdessen eher abwartend an. "Kann ich dir sonst irgendwie helfen?" Als sie auf mein Bett blickt, auf dem der Koffer aufgeklappt ist und alles darauf durcheinander liegt, schaut sie mich lächelnd an. "Eigentlich wollte ich dich nur darum bitten, deinen Koffer auszupacken, damit ich endlich die Waschmaschine anstellen kann, aber wie ich sehe, bist du schon dabei." "Ich bin gleich soweit, dann bringe ich meine Wäsche runter, ja?" Zufrieden nickt sie und dreht sich zur Tür, um mein Zimmer zu verlassen. Einmal seufze ich tief, bis ich mich wieder ans Kleidung sortieren mache.

Gefühlte zwei Stunden später klappe ich den leeren Koffer zu und bringe ihn in unseren Waschraum, wo auch schon meine Wäsche in der Maschine ist. Anschließend laufe ich wieder nach oben und werfe mich nach dieser äußerst anstrengenden Prozedur in mein schönes, großes Bett. Wir sind gestern Abend gegen halb 12 gelandet, bis ich jedoch zu Hause war und einschlafen konnte, war es fast halb 3. Für mich ziemlich spät, weil ich selbst am Wochenende meistens vor 12 schlafen gehe. Es sei denn, ich übernachten bei Giulia, da quatschen wir meistens die halbe Nacht durch. Schade, dass sie noch so lange weg ist, was soll ich bitte nur ohne sie tun? Jacob! Er ist mittlerweile ebenfalls wieder zurück, auch wenn er das Privileg hat, noch einmal in den Ferien wegzufahren. Sofort schreibe ich ihm eine Nachricht, ob er morgen Zeit hat, damit ich mich nicht allzu sehr langweile. Außerdem habe ich ihm noch eine Menge zu berichten! Anschließend lege ich mein Handy zur Seite und widme mich meinem Buch, welches ich aktuell lese. Das dürfte mich zumindest für einige Stunden beschäftigen.

Nicht einmal 20 Minuten später höre ich die Klingel unserer Haustüre, lege etwas genervt das Buch zur Seite, schlendere also zur Treppe, um sehen zu können, wer da ist. Mum hat sie glücklicherweise schon geöffnet, sodass ich schon von oben einen Blick auf die Person erhaschen kann. "Michelle, Hey." sage ich etwas gezwungen, als ich langsam die Stufen nach unten trete, meine Mum wieder in der Küche verschwindet und mir ein "Endlich bist du wieder da!" entgegengebracht wird. Schnell drückt sie mir eine Umarmung auf, die ich halbherzig erwidere. Es ist nicht so, dass ich Michelle nicht leiden kann. Aber sie kann schon sehr anstrengend sein und ist eigentlich nur in unseren Freundeskreis gekommen, weil ich Mitleid mit ihr hatte, und sie keine Freunde. Zumindest gab es ziemlich viel Streit in ihrer Gruppe, warum wollte sie uns nie wirklich erzählen. 'Unwichtig' hatte sie immer gesagt. "Wie geht es dir? Und was hast du da bitte an?!" Skeptisch beäugt sie meine graue Jogginghose und den ausgeleiherten Kapuzenpulli. Ich gebe ja zu, dass ich mit ihrem pinken Sommerkleid nicht wirklich mithalten kann, aber ich bin ja auch nicht unterwegs, sondern nur zu Hause. "Mir geht's gut. Und dir? Komm doch erstmal rein." In der Hoffnung, sie so von meiner Kleidung abzulenken, halte ich die Tür etwas weiter auf und weise ihr den Weg in mein Zimmer. "Supi! Also ganz ehrlich, der Typ, mit dem ich mich die letzte Zeit getroffen habe, war ja mal sowas von ein Idiot! Aber egal, mir schwebt da eh jemand anderes vor." "Aha" kommentiere ich ihre Aussage und lasse mich neben ihr auf dem Bett nieder. "Nichts da, aufstehen!" Verwirrt sehe ich Michelle an. "Du ziehst dich jetzt um und dann gehen wir etwas essen!" Nach einigen Protestaktionen, welche wirklich vergebens waren, habe ich nun eine blaue Hotpen mit einem roten, engen Top an, in dem ich mich nicht wirklich wohl fühle. "Meinst du nicht, der Ausschnitt ist etwas zu tief?" "Ach, papalapapp, der ist genau richtig!" Widerspruch bringt hier wirklich gar nichts. Na toll.

Wenigstens schmeckt das Essen. Seit fast 1 1/2 Stunden labert mich Michelle jetzt schon mit ihren Jungsgeschichten aus den letzten 2 Wochen voll. Unauffällig seufze ich und werfe einen Blick auf mein Handy. Weder Jacob, noch Ash haben sich mal gemeldet. Irgendwie macht es mich traurig, wenn ich auf Ashton's und meinen Chat gehe und oben, direkt neben seinem Profilbild, das 'online' sehe. Im Urlaub hatten wir echt viel Spaß zusammen, aber er scheint wohl keine Lust mehr auf mich zu haben. Oder? Naja, anderenfalls sind wir auch erst seit nicht einmal einem Tag wieder zurück... "Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?!" Beleidigt sieht mich Michelle an, während sie wie wild mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herumwedelt. "Hm?!" Fragend schaue ich in ihr hübsches Gesicht. Sie ist schon wirklich verdammt hübsch, kein Wunder, dass ihr kaum ein Junge etwas ausschlagen kann. "Das ist nicht dein ernst, Ally!" Ja, eventuell bin ich etwas mit meinen Gedanken abgedriftet, aber mal ernsthaft, ihre Geschichten interessieren mich auch einfach nicht. "Tut mir leid." entschildige ich mich bei ihr, um kein Drama auszulösen. Wer Michelle kennt, weiß, dass es in so einer Situation schnell eskalieren kann. "Also, wo war ich? Ah, genau. Bei Noah." Ein Augenrollen unterdrücke ich, schaue sie stattdessen erwartungsvoll an. "Ich glaube, er hat viel mehr Potenzial als Dylan." Überrascht ziehe ich die Augenbrauen nach oben. War Dylan nicht ein enger Freund von Ash? "Du meinst diesen Zwilling von Evan?" erkundige ich mich, um mich selbst zu vergewissern. "Ja genau, aber mal ernsthaft. Der ist ja so kindisch. Selbst als wir uns geküsst haben, konnte er sich mit seinen dummen Scherzen nicht zurückhalten." Sie hat ihn nicht ernsthaft geküsst! Warum wundert mich das eigentlich nicht? "Jedenfalls ist Noah da ganz anders. Er ist ernst, hat Geld, sieht gut aus und sein Geschmack ist auch nicht gerade schlecht. Er-" Erleichtert atme ich aus, als wir durch die Kellnerin, welche uns das Essen serviert, unterbrochen werden. Ich weiß über die meisten Jungs wahrscheinlich mehr als viele andere Mädchen und das, obwohl ich eigentlich gar nichts mit ihnen zu tun habe und es auch nicht will. Michelle kann sich eben einfach nicht zurückhalten. 

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt