Kapitel 41 - Mittwoch, 05.08.

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Hab ich eigentlich schonmal erwähnt, wie sehr ich Sport hasse?! Nein? Ich hasse es so sehr! Nicht ein einziges Mal habe ich diesen beschissenen Basketballkorb getroffen, das kann doch nicht so schwer sein. Gerade bin ich dabei, mich umzuziehen, während Michelle noch mit ein paar Jungs vor der Umkleide steht. Ich werde auf keinen Fall auf sie warten. Ihre Schuld, wenn sie ihre Zeit nicht nutzt. Die anderen Mädchen unterhalten sich angeregt über irgendeinen Promi Mist, der mich definitiv nicht interessiert. Was geht es die eigentlich an, wenn sich ein Pärchen trennt oder zusammen kommt? Wer gibt ihnen das Recht dazu, darüber zu urteilen?! Niemand! Sie besitzen dieses Recht nicht! Ich atme einmal tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Dann schnappe ich mir meine Jacke und meinen Rucksack, damit ich die Umkleide endlich verlassen kann. Ich sehe auf mein Handy und bemerke, dass Michelle mir geschrieben hat, dass ich warten soll. Als ob sie es mir nicht hätte sagen können. Ich stehe alleine in dem Flur und will gerade zum Gehen ansetzen, als sich die Tür der Jungenkabine öffnet und Ash heraustritt. Er schließt die Tür wieder und sieht auf, weshalb er mich bemerkt. "Hey..." gibt er überrascht und vielleicht auch ein wenig überfordert von sich. "Hey." Er verzieht das Gesicht leicht, weil er bemerkt haben muss, dass ich nicht allzu gut drauf bin. "War Sport so schlimm?" Sein Schmunzeln beruhigt mich ein wenig. "Es war schrecklich. Ich gehe da nie wieder hin." gebe ich etwas beleidigt von mir, weshalb er ein Lachen unterdrücken muss. "Daran arbeiten wir einfach später, ja?" Gerade, als ich antworten will, öffnet sich die Jungs Kabine erneut und Ashton's Gesichtsausdruck wird härter. "Ich hab doch auf euch gewartet." erklärt er und schließt sich ihnen an. Bevor er durch den Ausgang geht, wirft er mir noch einen letzten, undefinierbaren Blick zu. Das war irgendwie... Seltsam. Wo bleibt Michelle?!

Meine Laune hat sich seit den letzten beiden Stunden Sport nicht mehr geändert. Das einzig positive war der Gedanke daran, dass die Schule zu Ende ist. Gerade sitze ich an meinem Schreibtisch und schreibe meinen Englisch Aufsatz, der bis Montag fertig sein muss. Erschrocken sehe ich auf die Uhr. Mist, ich bin um 16 Uhr mit Ash verabredet und es ist schon halb. Sofort packe ich meine Sachen zusammen und schnappe meinen Schlüssel, nachdem ich meine Jacke angezogen habe. "Wo willst du hin?" fragt mich Dad, dem ich schnell antworte, dass ich Ruby Nachhilfe gebe. "Mein Bus kommt gleich, ich muss los!" rufe ich etwas außer Puste, als er mir noch schnell zur Tür folgt und anbietet, mich zu fahren. "Hast du keine Termine?" irritiert sehe ich ihn an, weil meine Eltern die letzten Wochen so gut wie nichts anderes getan haben, als zu arbeiten. Er verneint es, woraufhin ich sein Angebot annehme. Das mit dem Bus wäre sowieso knapp geworden. 

"Dann bis später." Ich steige aus unserem Auto und klingel, wo mir Ashton die Tür öffnet. "Hey." Er lächelt, was meine immer noch schlechte Laune ein wenig verbessert. "Hi." Ich gehe hinein und sehe ins Wohnzimmer, weil Ruby meist dort ist und ich sie begrüßen möchte. "Wir haben sturmfrei." informiert der Fußballer mich, weshalb ich mit ihm nach oben gehe. "Mathe?" frage ich, als wir uns an seinen Schreibtisch setzen, weshalb er seufzt. "Können wir heute nicht einfach so Zeit verbringen, ohne zu lernen?" Seine Frage überrascht mich, zugleich macht mein Herz einen Satz nach vorn. Er will wirklich mehr Zeit mit mir verbringen... "Erstens willst du doch nicht wirklich schlecht da stehen, wenn Mr Stone dich wieder an die Tafel holt und das wird er, er hat dich auf dem Kieker. Und zweitens verschonst du mich doch auch nicht." Mein Blick ist ernst und ich hole meine Unterlagen heraus. "Du willst doch auch besser in Sport werden, damit du bessere Laune hast, oder?" Er hat recht, weshalb ich nicke. "Obwohl ich dir lieber anders bessere Laune machen würde." Wie meint er das jetzt bitte? Ich überlege nachzufragen, entscheide mich jedoch dagegen. Ich bin mir nicht sicher, ob es ich es wirklich wissen will. 

Nach über einer Stunde schließe ich das Buch. "Okay, genug für heute. Ich verschone dich ein wenig." "Sehr gnädig junge Dame." Seine Antwort lässt mich kichern. Was? Ich habe noch nie wirklich gekichert! Was ist nur los mit mir?! "Hat da etwa jemand durch mich bessere Laune bekommen?" Er versucht mich aufzuziehen, was er auch schafft. "Nein." entgegnet ich und versuche vergebens ernst zu schauen. "Sicher?" Grimmig schauend nicke ich. Diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben. "Ach nein?" Ich erschrecke, weil er mich einfach packt und auf sein Bett wirft, anschließend kitzelt er mich. "Ich habe deine Laune also nicht verbessert?" neckt er mich. Ich verneinen es mehrfach, bis ich schwer atmend nicht mehr kann und einfach zugebe, dass er recht hat. Verdammt, warum schafft er es nur immer wieder, sonst lasse ich mich auch nicht unterbuttern. Demnächst stelle ich mir einfach vor, dass Justin das mit mir macht, da bleibe ich definitiv standhaft! 

Seit ein paar Minuten liegen wir nun in seinem Bett und reden. Gerade eher über oberflächliche Dinge, wie seine neuen Schuhe, die mir nicht einmal aufgefallen sind, und Noten, aber es gefällt mir, einfach nur dazuliegen und seiner Stimme zu lauschen. Es klingt verrückt, aber sie hat eine so beruhigende Wirkung auf mich. "Deine Eltern sind nicht oft zu Hause, oder?" Er seufzt. "Nein. Meine Mum hat durch den Job an der Schule und den bei meinem Vater den ganzen Tag zu tun und von meinem Dad brauchen wir gar nicht erst angefangen. Ihm sind Noten und seine Firma wichtiger als alles andere." Mittlerweile sitzt der Fußballer mit seinem Rücken an der Wand angelehnt, seine Beine locker angewinkelt. Ich habe eine Position im Schneidersitz eingenommen, sitze ihm zugewandt mit jedoch genügend Abstand. "Dein Dad kommt einem gar nicht so vor. Auch zu Nicole und Ruby ist er immer so herzlich." Sein Gesicht verzerrt sich kurz, als ob er über etwas nachdenken würde und ich bekomme das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. "Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst." Betreten senke ich meinen Blick auf meine Hände, mit denen ich an meinem T-Shirt spiele. "Schon okay. Bei mir ist er einfach anders. Er will, dass ich genauso werde wie er, aber da haben wir einfach nicht die gleiche Vorstellung. Was ist mit deinen Eltern?" "Viel Zeit haben sie auch nicht, aber das ist okay. Ich bin gerne alleine, außerdem bin ich durch die Schule sowieso ziemlich eingenommen." Ich seufze und lasse meine Schultern hängen. "Was bedrückt dich dann so?" Wow, das ist das persönlichste Gespräch seit der einen Nacht in Frankreich, das ich je mit Ash hatte. Soll ich es ihm sagen? Meine Schultern zucken kurz nach oben. "Justin. Er ist einfach scheiße zu mir und über seine ganzen Aktionen weißt du bestimmt besser bescheid als ich..." Der blonde Junge rückt näher zu mir. "Er sorgt sich trotzdem um dich, auch wenn du das nicht glauben kannst." Das kann ich wirklich nicht, ich meine er hat allen verschwiegen, dass ich seine Schwester bin! "Und deswegen wusste keiner, dass wir Geschwister sind?" Ich merke, wie sich ein salziger Geschmack in meinem Mund ausbreitet und schlucke sofort die aufsteigenden Tränen hinunter. "Das sagt nichts aus. Glaub mir, du bist ihm wichtig." Ash's Stimme ist plötzlich so sanft, dass ich ihm Glauben schenken muss, zumindest in diesem Moment. Er ist mir plötzlich unheimlich nahe, muss aufgerückt sein, was ich erst jetzt bemerke. Sein Gesicht kommt meinem näher und mein Herz schlägt augenblicklich schneller, während mein Bauch kribbelt. Das bekannte Gefühl setzt ein, wenn ich ihm so nahe bin. Als seine Lippen auf meine treffen, vergesse ich sofort meine Sorgen um Justin und kann an nichts anderes mehr denken als an das, was hier gerade passiert. Seine Lippen sind so unglaublich weich und ich hoffe, dass ich alles richtig mache, als seine Zunge vorsichtig gegen meine Lippen trifft und ich ihr gewähre, einzutreten. Sie schmeckt leicht minzig, was an dem Kaugummi liegen könnte, den der gut aussehende Junge beim Lernen die ganze Zeit über gekaut hat. Unerwartet überflutet mich ein Glücksgefühl, weshalb ich sofort in den Kuss hineinlächeln muss, was Ash ebenfalls tut. 

"So, jetzt bitte umziehen, damit wir loslegen können." Ich will nicht, ich will keinen Sport machen. "Aber ich hab dich doch auch verschont." Mein Protest nützt nicht wirklich etwas. "Ebenfalls ein Kompromiss? Eine halbe Stunde?" 
Ich seufze, stimme jedoch zu, weil ich mich ja in Sport verbessern will. Nur eine halbe Stunde!

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Für alle, die es interessiert: Ich habe meine ersten zwei schriftlichen Abitur Prüfungen gut hinter mich gebracht und schreibe Donnerstag zum Glück meine letzte! In der nächsten Woche ist allgemein extrem viel bei mir los, Mittwoch werde ich endlich 18😊 und morgen gehe ich auf das Shawn Mendes Konzert in Köln!!! 😍 Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich darüber freue! Schreibt mir doch gerne mal, von welchem Star ihr so Fan seid! 🙈 Und ansonsten habt eine schöne Woche!

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt