Kapitel 11 - Samstag, 30.05

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Ich habe es tatsächlich geschafft, 14 Stunden mit diesem Idioten auszuhalten. Viel lesen, Musik hören und mich mit Ruby unterhalten, haben mich wirklich weitergebracht, außerdem habe ich versucht so viel wie es geht, zu schlafen. Trotzdem bin ich immer noch todmüde, was angesichts der Tatsache, dass es hier durch die Zeitverschiebung 3 Uhr nachts ist, nicht verwunderlich ist. Ein leicht Kühler Sommerwind weht, als wir unser großes Mietauto erreichen. Ruby und ich setzen uns sofort nach hinten, während Ashton, ohne ein Wort zu sagen, vor uns Platz nimmt. Allgemein hat er seit unserer Auseinandersetzung im Flugzeug kein Wort mehr verloren, was mir langsam wirklich Angst macht. Obwohl, vielleicht sollte ich auch einfach nur froh darüber sein. Die Fahrt zu unserem großen Ferienhaus am Strand dauert nicht einmal eine Stunde, worüber ich mich wirklich freue, wenn ich an ein Bett denke.

Als wir an dem Haus ankommen, komme ich kaum aus dem Staunen heraus. Vor dem Eingang ist ein kleiner Springbrunnen mit einem großen Blumenbeet zu sehen. Dahinter befindet sich das modern aussehende Häuschen mit den großen Glasscheiben als Front, welche teilweise jedoch durch Milchglas blickdicht gemacht wurden. "Ally, kommst du?" fragt Mum, während ich mich langsam auf die Tür zubewege.
"Komm, wir suchen uns das beste Zimmer!" ruft Ruby und zieht mich aufgeregt hinter sich her. Im Auto haben wir beschlossen, dass David und Nicole, Mum und Dad, und Ruby und ich jeweils ein Zimmer teilen, während Ashton alleine bleiben darf. Da es nur 4 Zimmer mit jeweils Doppelbetten gibt, geht es wohl nicht anders, was mir jedoch relativ egal ist, weil ich Ruby mag und ihr nicht zumuten möchte, mit ihrem Bruder in einem Zimmer schlafen zu müssen.
In der oberen Etage angekommen, entdecken wir ein noch unbewohntes Zimmer mit Blick auf den Garten. "Das nehmen wir!" ruft das hübsche Mädchen, während ich staunend aus dem Fenster schaue. So etwas schönes habe ich lange nicht mehr gesehen. Der ganze Garten strahlt in bunten Lichtern, in der Mitte befindet sich ein großes Schwimmbecken. Dieser Urlaub kann nur gut werden, egal ob mit oder ohne Ashton.
Das Zimmer ist groß, in der Mitte steht ein großes Boxspringbett, zudem gibt es einen Kleiderschrank und eine Couch mit einem kleinen runden Tisch. Als ich mich einmal kurz umgesehen habe, schlüpfe ich aus meiner schwarzen Jogginghose und lege mich gemütlich in meinem lockeren T-Shirt auf die rechte Seite des Bettes und schlafe direkt ein, während Ruby sich ebenfalls schlafen legt.

Nach einigen Stunden Schlaf bin ich hellwach und voll motiviert, in den Tag zu starten. Hier in Südfrankreich ist es ziemlich heiß, weshalb ich aus meinem Koffer eine kurze graue Jogginghose krame und mir meinen BH, den ich zum schlafen ausgezogen hatte, wieder anziehe. Ruby scheint schon wach zu sein, sie hat ebenfalls noch ein wenig geschlafen, ist aber mittlerweile nicht mehr im Zimmer. Die Schlafzimmer unserer Eltern sind auf der anderen Seite des langen Gangs und haben jeweils ein eigenes Badezimmer, genau wie unsere Zimmer. Ich putze mir die Zähne und wasche kurz mein Gesicht, bevor ich den langen Gang und anschließend die Treppen nach unten laufe, um nach etwas essbarem zu suchen. Ich gehe direkt in den Küchenbereich und erschrecke, als ich mich umdrehe und Ashton am Tisch sitzen sehe, nur bekleidet in Boxershorts. Kann dieser Typ sich bitte etwas anziehen?! Kann ja sein, dass seine Tussen das toll finden, ich jedenfalls nicht! Okay, beruhige dich. "Wo sind die anderen alle?" frage ich ihn in einem neutralen Ton, wohingegen er mir jedoch keinen Antwort gibt. "Willst du mich jetzt ernsthaft den ganzen Urlaub über anschweigen?" frage ich ihn belustigt. Ashton zuckt mit seinen Schultern, steht auf und geht die Treppen nach oben. Da soll noch mal jemand sagen, Frauen seien anstrengend! Was ist bloß los mit diesem Typen?!

Nachdem im Haus immer noch niemand auffindbar ist, gehe ich durch die große gläserne Terassentür in den Gartenbereich. Und tatsächlich sitzen dort alle gemeinsam am Frühstückstisch. "Guten Morgen." sage ich lächelnd, als ich auf die anderen zu gehe. "Allison!" sagt meine Mum und dreht sich freudig zu mir um. "Setz dich." Nicole zeigt auf einen freien Platz neben Ruby, den ich gerne annehme. Als ich meinen Blick über den Tisch schweifen lasse, sehe ich eine riesen Auswahl an Belägen, Aufstrichen, Obstsorten und... Nutella. Ein Glück, sonst wäre ich verrückt geworden! "Lasst uns heute Abend Essen gehen, ich lade euch ein!" gibt Ruby's Mum lächelnd von sich. "Ach quatsch, das ist doch nicht notwendig." wirft Mum verlegen ein. "Doch! Mein Geburtstag, meine Entscheidung." Als ich das höre, verschlucke ich mich fast an meinem Orangensaft. "Sie haben heute Geburtstag?!" Sie nickt und ich stehe sofort auf, um sie kurz zu umarmen. "Alles Gute!" wünsche ich ihr. Nicole sieht mich freudig an. "Wir haben doch gestern schon geklärt, dass du ruhig 'du' zu mir sagen kannst." Verlegen sehe ich sie an. Es ist irgendwie komisch, eine Lehrerin seiner Schule zu duzen. "Sorry, Gewohnheit..." erwidere ich und nehme wieder Platz. "Also, was ist mit dem Essen?" Alle stimmen ihrer Einladung zu.

"Was machen wir heute?" fragt mich Ruby aufgeregt, als wir in unserem Zimmer auf der Couch sitzen. Unsere Eltern sind geschäftlich unterwegs und wir haben das ganze Haus für uns alleine. "Hm, gute Frage." erwidere ich uns sehe sie nachdenklich an. "Wie wäre es mit Strand? Oder wir machen ne Poolparty." Sie wackelt mit ihren Augenbrauen, was mich lachen lässt, da es ziemlich witzig aussieht. "Oder in die Stadt? Hey, hör auf mich auszulachen!" Das Mädchen wirft ein Kissen auf mich, woraufhin ich es ihr voll ins Gesicht schmeiße. "Aaah!" ruft sie und klettert auf meine Bettseite. "Das hast du davon." sage ich belustigt, stehe auf und renne um das Bett herum, um aus der Tür zu kommen. Da ich als Schlafplatz die Fensterseite gewählt habe, muss ich einmal durchs ganze Zimmer laufen. "Na warte!" höre ich eine quietschende Stimme hinter mir rufen, was ich zum Anlass nehme, schneller zu rennen. Die Treppe nehme ich mit jeweils doppelter Stufe und renne in den Garten. Ruby rennt mir schreiend hinterher, während ich mich hinter einem der Liegen neben dem Schwimmbecken verstecke, um meinen Plan verwirklichen zu können. Als Ruby vorbei kommt, springe ich auf sie zu und werfe sie in den Pool. Als sie realisiert, was ich vorhabe, klammert sie sich an mich fest, weshalb nicht nur sie, sondern nun auch ich, im Pool liegen. Zum Glück direkt auf der Seite, wo wir beide stehen können und es nicht wirklich tief ist. Lachend und im Versuch, kein Wasser zu schlucken, schwimmen wir zum Beckenrand. "Alter, könnt ihr mal die Klappe halten?!" Aus dem Fenster von der ersten Etage schaut Ashton heraus und sieht uns wütend an. "Alter, könnt ihr mal die Klappe halten?!" äfft Ruby ihren großen Bruder nach, woraufhin wir in schallendes Gelächter ausbrechen und Ashton dezent aggressiv das Fenster schließt. "Das war zu komisch!" lacht Ruby und versucht sich nicht am Wasser zu verschlucken. "Stimmt." pitschnass, aber völlig ausgelassen, gehen wir wieder ins Haus. "Was machen wir jetzt?" frage ich nun Ruby, die mich fröhlich ansieht. "Strand!"

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt