Kapitel 3 - Samstag, 05.05

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Heute steht der Shopping Trip mit Michelle an und mit jeder Minute, die er näher rückt, bereue ich meine Zusage mehr und mehr. Mittlerweile haben wir halb zwei und ich stehe gerade vor meinem Schrank, um mich anzuziehen. Also schnappe ich mir eine weite Jeans und ein weißes, lockeres T-Shirt, nachdem ich meine Haare zu einem Zopf zusammengebunden habe. "Ja?" rufe ich, als es an meiner Tür klopft und Mum reinkommt. "Hey Schätzchen. Alles okay?" "Ja, ich treffe mich gleich mit Michelle." antworte ich kurz und packe mein Geldbeutel und mein Handy in meine Hosentasche. "Warum bist du gestern mit dem Bus nach Hause gekommen?" Oh nein, ich habe gerade überhaupt keine Lust, ihr diese Situation zu erklären. "Ich wollte noch mit einer Freundin was besprechen, ging im Bus besser und Justin hätte sowieso keine Lust gehabt, auf mich zu warten." Lüge ich einfach. "Okay. Na dann wünsche ich dir viel Spaß." Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und will gerade gehen, als ich sie aufhalte. "Mum?" "Ist noch was?" "Kommt Dad heute Abend wieder?" sie seufzt. "Ich weiß es nicht genau. Ich denke, er wird noch ein paar Tage bleiben müssen. Das Projekt scheint anspruchsvoller zu sein als gedacht. Aber vielleicht schafft er damit ja endlich seinen Durchbruch!" Ihr Strahlen übertönt die Traurigkeit ihrer Stimme. "Hm... Okay." gebe ich zurück und gehe mit ihr aus dem Zimmer.

Okay, es ist schlimmer, als ich dachte. Michelle hüpft seit einer geschlagenen Stunde in diesem Laden herum und wirft mir alles girly mäßige in die Hände, was sie finden kann. Gerade stehe ich in der Umkleide und probiere das weiß geblümte Kleid an. Ich hasse Kleider! Sie sind eines der unpraktischsten Dinge, die ich kenne. Sie fliegen bei Wind oder einer falschen Bewegung hoch, man kann sich nicht normal hinsetzen und sie zeigen verdammt viel haut. "Ally, bist du fertig?" höre ich eine hohe Stimme vor der Kabine sagen. Ich ziehe den Vorhang zur Seite und sehe Michelles begeisterten Gesichtsausdruck. "OMG, das steht dir so gut! Das nehmen wir, oder was sagst du?" freudig klatscht sie in die Hände, während ich grübele, wie ich diesen Kauf verhindern kann. "Ich weiß nicht so genau." Verunsichert schaue ich noch einmal in den Spiegel, aber die hübsche Blondine scheint nicht davon abzubringen zu sein. "Quatsch, du siehst super aus!" Seufzend schnappe ich mir das Kleid und laufe zur Kasse. Zum Glück ist es wenigstens nicht allzu teuer.

Nach etwa drei Stunden und fünf verschiedenen Läden komme ich endlich zu Hause an und lasse mich erschöpft auf meinem großen Bett nieder. Mein Rücken fühlt sich an, als würde er jeden Moment zerbrechen und meine Beine zittern wie Wackelpudding. Sport ist noch nie eine Stärke von mir gewesen, shoppen ist einfach nur unglaublich anstrengend und damit fast wie Sport. Zudem besitze ich jetzt eine schwarze und eine blaue Röhrenjeans, ein Kleid, einen roten Skaterrock, eine weiße Bluse mit Rüsschen und unzählige Tops und T-Shirts, die etwas mehr Haut zeigen, wobei ich um 132,57$ ärmer bin. Michelle war einfach nicht davon abzubringen, mir immer mehr Sachen rauszusuchen, und ich bin froh, dass ich nicht mehr Geld mit hatte. Ob ich die Sachen jemals tragen werde?


Sonntag, 06.05.

Ich stehe gerade im Badezimmer, als Justin wie ein verrückt gewordener Affe gegen die Tür schlägt. Leicht genervt versuche ich mich nicht von dem Trommeln irritieren zu lassen, was jedoch nur wenig klappt, als er auch noch anfängt zu schreien. "Jetzt mach sofort auf, ich muss los!" Wenn einer von uns eitel ist, dann er. Ich bin seit nicht einmal drei Minuten im Bad, während er es eine halbe Stunde vor mir blockiert hat. Ich verstehe sowieso nicht, wieso man sich vor einen Fußballspiel duscht?! Das macht doch überhaupt keinen Sinn. "Allison, ich meine es ernst!" Stöhnend nehme ich die gelbe Zahnbürsten aus meinem Mund, spüle sie ab und wasche mein Gesicht. Anschließend öffne ich die Badezimmertür und marschieren ohne meinen Bruder anzusehen, an ihm vorbei. Manchmal frage ich mich echt, warum ich mir das Bad nicht mit meinen Eltern statt mit ihm teile. Dann fällt mir aber wieder ein, dass es eine Etage tiefer ist und jedes mal nach unten zu laufen wäre mir doch zu anstrengend. Das Spiel geht in einer Stunde los, ich habe also noch genau 15 Minuten Zeit, mich anzuziehen und etwas zu essen. Meine Haare sind wie immer in einem Pferdeschwanz, als ich vor meinem Kleiderschrank stehe, kommt mir kurz der Gedanke, dass ich meine neuen Sachen tragen könnte, entscheide mich dann jedoch für meine hellblaue Boyfriend-jeans und einem schwarzen Shirt. Für den Sanitätsdienst ist es auf jeden Fall praktischer. Dann stecke ich die nötigsten Dinge in meinen Rucksack und laufe in die Küche, in der ich mir erst einmal ein Brot mit Nutella mache. Mein absolutes Lieblingsessen zum Frühstück, besonders mit warmen Toast ist Nutella echt das beste auf der Welt! "Jetzt komm endlich!" blafft mein ach so geliebter Bruder mich an und ich laufe zu seinem Wagen. Seit dem Vorfall am Freitag habe ich kein Wort mehr mit ihm geredet, leider muss ich wieder mit ihm mitfahren, weil ich sonst eine halbe Stunde laufen müsste und das wäre noch schlimmer. "Willst du mich jetzt ernsthaft ewig anschweigen?" fragt er. Ich reagiere auf keinen seiner Versöhnungsversuche. "Findest du es nicht ein wenig lächerlich?" versucht er es wieder und ich muss mich wirklich zurückhalten, um nicht zu explodieren. Ich bin mir sicher, dass ihm keine Entschuldigung über die Lippen kommt, aber ohne die würde ich nicht mehr mit ihm reden. "Dann eben nicht." gibt er ein letztes Mal von sich, bevor er das Radio lauter dreht. Sag ich doch, auf eine Entschuldigung kann ich ewig warten.

"Ally, hier!" ruft mich Giulia, die schon auf der Sanitätsbank sitzt. "Hey." sage ich und umarme sie kurz, bevor ich mich neben sie setze. "Wie war die Shopping Tour?" ihre Stimme klingt ein wenig belustigt, mein Blick wirkt leicht genervt. "Nie wieder! Die Sachen sind alle echt schön, aber mehr für Michelle, als für mich bestimmt." "Ach, wir machen aus ihnen schon deinen Style, keine Angst." tröstet sie mich und legt ihre Hand auf meine Schulter. "Gut, dass ihr eingesprungen seid!" höre ich Mr Parker hinter mir sagen. "Kein Problem." gebe ich sofort zurück, woraufhin er sich lächelnd wegdreht. Als ich wieder zu Giulia schaue, sehe ich, wie sie die Jungs auf dem Platz anstarrt, welche sich gerade aufwärmen. "Mi amore, vielleicht bleibe ich doch länger." murmelt sie vor sich hin, woraufhin mir ein Lachen entweicht. Ich muss zugeben, dass die meisten Jungs nicht gerade schlecht aussehen, die meisten haben sogar ein Sixpack und im allgemeinen ist unsere Schulfußballmannschaft wirklich nicht schlecht. Langsam lasse ich ebenfalls meinen Blick schweifen, ich sehe die ganzen Freunde meines Bruder und ihn leider ebenfalls. So ein Arschloch!

"Lass uns mal wieder ein paar Fotos machen." Giulia schwebt gerade in ihren Gedanken bei ihrer großen Leidenschaft. "Wieso nicht." antworte ich lächelnd, woraufhin sie mich anstrahlt. Sie ist wirklich goldig, wenn sie sich so freut. Ihr Strahlen ist riesig und ihre braunen Augen leuchten, wobei ihre lockigen Haare perfekt liegen. Wie gerne hätte ich auch italienische Wurzeln, eine schon leicht gebräunte Haut und braune Augen. Das wäre wirklich cool. Ich werde vom Pfeifen des Schiedsrichters ins Jetzt zurück geholt und sehe jemanden auf dem Boden liegen, der sich auf dem Boden rollend an seinen Kopf fasst. Mr Parker nickt mir zu und ich ziehe Giulia hoch, die die ganze Sache erst jetzt realisiert. "Wer ist es?" fragt sie und fügt hinzu "Hoffentlich sieht er gut aus!" woraufhin ich nur schmunzeln kann. Als wir ankommen, sehe ich meinen Bruder neben dem Spieler stehen, scheint wohl einer seiner Freunde zu sein. Und als ich genauer hinsehe, weiß ich auch wer. Ashton, der größte Badboy unserer Schule und das wohl größte Arschloch.

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Hey😊 ich habe jetzt endlich Ferien! Und mehr Zeit zum schreiben🙈 wann bekommt ihr Ferien?

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt